Nino Wälti
Seit einiger Zeit wird Nino Wälti von seinen Teamkollegen „Timmy" gerufen. Das verdankt er seiner Haarpracht mit viel Gel, die eine frappante Ähnlichkeit zu Tim Wiese herstellt, dem Torhüter des deutschen Fussball-Bundesligisten Werder Bremen. Früher trug Wälti einen Haarreif spazieren, den er brauchte, um die Haare im Griff zu halten. „Ich habe noch keinen Gel gefunden, der meine Haare so bändigt, damit sie nach einem Check nicht in alle Richtungen abstehen", sagt Wälti lachend. Ja, er verbringt eine gewisse Zeit vor dem Spiegel, und die Frisuren haben in den letzten Jahren öfters gewechselt. Das Schlimmste war einmal eine blonde Färbung. Dazu fällt auch das Tattoo mit seinem Vornamen auf dem rechten Oberarm auf. „Das zu stechen tat höllisch weh", erinnert er sich, was ihn aber nicht daran hindert, sich bereits Gedanken zu einem zweiten zu machen. Kollege Sandro Rindlisbacher von den Tigers, der sich ebenfalls stechen liess, verfügt unglücklicherweise über einen längeren Vor- und einen noch längeren Nachnamen - dieser zog es vor, nur sein Sternzeichen anbringen zu lassen.
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Nino Wälti
Schon seit fünf Jahren gehört Nino Wälti (20) zur SML-Truppe von Floorball Köniz. Im letzten November bestritt der Youngster seine ersten Länderspiele. Packt er bereits die Heim-WM dieses Jahr?
Seit einiger Zeit wird Nino Wälti von seinen Teamkollegen „Timmy" gerufen. Das verdankt er seiner Haarpracht mit viel Gel, die eine frappante Ähnlichkeit zu Tim Wiese herstellt, dem Torhüter des deutschen Fussball-Bundesligisten Werder Bremen. Früher trug Wälti einen Haarreif spazieren, den er brauchte, um die Haare im Griff zu halten. „Ich habe noch keinen Gel gefunden, der meine Haare so bändigt, damit sie nach einem Check nicht in alle Richtungen abstehen", sagt Wälti lachend. Ja, er verbringt eine gewisse Zeit vor dem Spiegel, und die Frisuren haben in den letzten Jahren öfters gewechselt. Das Schlimmste war einmal eine blonde Färbung. Dazu fällt auch das Tattoo mit seinem Vornamen auf dem rechten Oberarm auf. „Das zu stechen tat höllisch weh", erinnert er sich, was ihn aber nicht daran hindert, sich bereits Gedanken zu einem zweiten zu machen. Kollege Sandro Rindlisbacher von den Tigers, der sich ebenfalls stechen liess, verfügt unglücklicherweise über einen längeren Vor- und einen noch längeren Nachnamen - dieser zog es vor, nur sein Sternzeichen anbringen zu lassen.
Wältis soziale Welt
Dies gesagt, lassen wir das Oberflächliche hinter uns und nähern uns dem Menschen Nino Wälti. Während andere mit 16 Jahren lockeren Freizeitbeschäftigungen nachgehen, betreute der junge Berner einen Multiple-Sklerose-Patienten. Seine in einer Arztpraxis arbeitende Stiefmutter hatte den Kontakt hergestellt. Diese Erfahrung prägte Wälti, er entdeckte eine soziale Welt, die ihm sehr zusagte. Er schlug beruflich diesen Weg ein - nach dem zehnten Schuljahr nahm er die Lehre als Fachangestellter Gesundheit in Angriff und schloss diese letztes Jahr ab. Nun arbeitet er mit einem 80-Prozent-Pensum bei der Spitex Belp - als einziger Mann in diesem Beruf weit und breit. „Es gefällt mir, selbständig arbeiten zu können", freut sich Wälti über den Berufseinstieg. Kommt er mit schweren Schicksalen oder Todesfällen in Kontakt, unterhält er sich gerne mit seinen Kollegen darüber, um die Schattenseiten seines Berufes verarbeiten zu können. „Man darf nicht alles ganz nahe an sich heranlassen, sonst kann man diesen Job nicht machen", weiss er.
Goldhändchen Regula
Ein zweiter Nachteil der Arbeit ist die körperliche Belastung. Menschen zu transportieren braucht Kraft und belastet den Rücken - Wältis schwacher Punkt. Die Betreuer des Könizer SML-Teams müssen sich um ein ganzes Team kümmern, nicht nur um einen Spieler. Wälti entschied sich daher, privat nachzuhelfen. „Sonst wären acht Spiele, wie wir sie in diesem Januar haben, für mich nicht zu packen", sagt er. „Goldhändchen Regula" massiert ihn einmal pro Monat „richtig", dazu kurz vor jedem Training. „Luxuriös waren die Verhältnisse bei der Nationalmannschaft im letzten Herbst. Da sprang keiner vor 45 Minuten von der Massagebank", schwärmt der 20-Jährige. Von seiner Nati-Premiere später mehr.
Tore pflastern seinen Weg
Bereits als 15-Jähriger trainierte Nino Wälti mit der ersten Mannschaft, dürfte aber aufgrund der Altersbeschränkung noch nicht in der höchsten Liga eingesetzt werden. An sein erstes NLA-Spiel erinnert er sich noch sehr gut, wie er sich überhaupt noch an unzählige Spielszenen - ob mit oder ohne eigener Beteiligung - haargenau erinnert kann. Es waren die Zeiten der ABC-Linie um Antener, Blomberg und Calebsson, die Köniz in der Saison 2007/08 bis in den Playoff-Final schoss. Klein-Nino debütierte als 16-Jähriger in ebendieser Linie gegen die Tigers. Er kam im letzten Drittel zum ersten Mal aufs Feld und erzielte gleich im ersten Einsatz einen Treffer. Bis Spielende kam noch ein zweites Tor dazu - der Anfang war gemacht.
Seine Torgefährlichkeit stellte er damals gleichzeitig im Könizer Nachwuchs unter Beweis - 50 Tore in zwei Saisons legen Zeugnis davon ab. Noch in der letzten Saison erzielte er 13 Tore für die U21-Mannschaft von FBK, während er in der SML bereits 20 Mal erfolgreich war.
Auch in der U19-Nationalmannschaft traf und traf er. Nur der Churer Sandro Cavelti hat bis heute mehr U19-Treffer für die Schweiz erzielt, keiner aber sammelte mehr Punkte (41) als Nino Wälti. Ein Tor mehr hätte er aber gerne noch gemacht. „Im der Verlängerung des WM-Halbfinals gegen Finnland traf ich 2009 nur die Latte. Ich sehe den Schuss noch heute vor mir", ärgert sich der Berner.
Mit dem Messer am Hals
Auf der Centerposition spielt Nino Wälti noch nicht allzu lange, fühlt sich dort aber pudelwohl. An der Seite von Bruder Dario und Stefan Kissling hat er auch in dieser Saison bereits wieder kräftig zugelangt und steht kurz vor Ende der Qualifikation bei 19 Toren und 7 Assists - und dies, ohne fester Bestandteil der Könizer Powerplayformation zu sein. Man merkt, dass es ihn wurmt, nicht öfters in Überzahl eingesetzt zu werden, auch wenn er sagt, die Situation zu akzeptieren. Zum für einen Center eher ungewöhnlichen Verhältnis von Toren und Assists führt er schmunzelnd aus: „Ich spiele ja eigentlich gerne Pässe, aber ich habe noch niemanden gefunden, der sie auch regelmässig in Tore umsetzt." Dafür drückt sehr häufig sein eigener Abschluss-Instinkt durch, den er schon als kleiner Junior entwickelte. Er innert sich an eine C-Junioren-Finalrunde, an der er bei einem 12:1 ausgegangenen Spiel elf Tore schoss. „Schreib ruhig, dass Yves Pillichody elf Mal den Pass dazu gab. Das passte damals prima mit uns."
Auch Pillichody, ein Jahr jünger als Wälti, ist mittlerweile im Könizer Fanionteam angelangt. Am anderen Ende der Skala liegt Sam Dunkel, einst Wältis Juniorentrainer. „Der Mix stimmt, wir haben gute Chancen, die Qualifikation in den Top 3 abzuschliessen und unseren Playoff-Gegner wählen zu können", zieht Wält ein bisher zufriedenes sportliches Zwischenfazit der Saison. Einzig die Punktverluste gegen vermeintlich schwächere Teams kann er sich nicht erklären. „Wir spielen noch zu oft erst dann richtig, wenn wir das Messer am Hals haben", hat er erkannt.
Zu schnell für Freund und Feind
„Wenn mein Bruder Dario sein Shirt auszieht, beneide ich ihn - er ist im Gegensatz zu mir ein richtiger Kasten. Aber dafür bin ich schneller und verfüge über den besseren Schuss", nimmt Wälti eine Selbsteinschätzung vor. In der Tat gibt es kaum schnellere Spieler in der SML als Nino Wälti. Er glaubt, diese Eigenschaft von seinem Vater geerbt zu haben. Speziell trainieren würde er sie jedenfalls nicht und der Kraftraum sei nicht sein Freund. Emanuel Antener drückt es so aus: „Wenn Nino einen Querpass des Gegners abfängt, kann ein vermeintlicher 3-gegen-2-Konter sehr schnell zu einer 1-gegen-0 Situation werden, weil er sogar für die eigenen Mitspieler zu schnell ist."
Die Schusstechnik, die an diejenige Simon Stuckis erinnert, eignete er sich auf dem berühmten roten Platz in Köniz an, auf dem sich viele Grössen von gestern und heute immer wieder zum Bolzen trafen. „Da wurde jeden Tag Unihockey gespielt, irgendwer war immer auf dem Platz", blickt Wälti zurück und zählt aus dem Stehgreif ein gutes Dutzend aktueller oder ehemaliger Könizer SML-Spieler auf, von den Wältis über Bill, Holdener, Schneiter bis Ledergerber. Zudem habe er schon von Klein auf sehr viele SML-Spiele in der Halle verfolgt. „Man lernt sehr viel, wenn man die Besten beobachtet. Ich kann daher nicht verstehen, warum nicht viel mehr Junge an den SML-Partien im Publikum sitzen", bedauert er.
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