Zürchers zweiter Frühling
Als klassischer Quereinsteiger der älteren Prägung spielte Michael Zürcher lange Fussball. Kein Wunder, stammt er doch aus einer fussballverrückten Familie - seine Schwester Manuela schaffte es gar in die Nati (wie später auch im Unihockey). Als Vorstopper und Mittelfeldläufer, nie als Stürmer, bewies er sein Talent und wurde in regionale Auswahlen berufen, ehe er sich als 15-Jähriger von Kollegen (Hauptschuldiger: Andreas Dietrich) in die Unihockeyhallen locken liess. „Manchmal frage ich mich, was aus mir als Fussballer geworden wäre", denkt er an die Zeit zurück, in der aus der Nummer 4 oder 6 die stürmende Nummer 81 wurde. Bei Kanti Bülach, dem Vorläufer von Bülach Floorball, entdeckte er rasch den Vorwärtsgang. Der Aufstieg in die NLB gelang, und „Züri" war bereit für höhere Aufgaben. Als pfeilschneller Flügel passte er perfekt zum Kontersystem des HC Rychenberg zu Beginn dieses Jahrtausends. Von Center Radim Cepek lanciert, tauchte Zürcher immer wieder alleine vor den gegnerischen Hütern auf. Jahr für Jahr steigerte er seine Produktivität und lieferte während fünf Spielzeiten durchschnittlich 35 Skorerpunkte pro Saison ab.
Artikel lesen
Zürchers zweiter Frühling
Manche hatten Michael Zürcher bereits abgeschrieben. Doch das Umsteigen von Zuchwil nach Zürich bewirkte Wunder. „Züri" legt bei den Hoppers die produktivste Saison seiner Karriere hin.
Als klassischer Quereinsteiger der älteren Prägung spielte Michael Zürcher lange Fussball. Kein Wunder, stammt er doch aus einer fussballverrückten Familie - seine Schwester Manuela schaffte es gar in die Nati (wie später auch im Unihockey). Als Vorstopper und Mittelfeldläufer, nie als Stürmer, bewies er sein Talent und wurde in regionale Auswahlen berufen, ehe er sich als 15-Jähriger von Kollegen (Hauptschuldiger: Andreas Dietrich) in die Unihockeyhallen locken liess. „Manchmal frage ich mich, was aus mir als Fussballer geworden wäre", denkt er an die Zeit zurück, in der aus der Nummer 4 oder 6 die stürmende Nummer 81 wurde. Bei Kanti Bülach, dem Vorläufer von Bülach Floorball, entdeckte er rasch den Vorwärtsgang. Der Aufstieg in die NLB gelang, und „Züri" war bereit für höhere Aufgaben. Als pfeilschneller Flügel passte er perfekt zum Kontersystem des HC Rychenberg zu Beginn dieses Jahrtausends. Von Center Radim Cepek lanciert, tauchte Zürcher immer wieder alleine vor den gegnerischen Hütern auf. Jahr für Jahr steigerte er seine Produktivität und lieferte während fünf Spielzeiten durchschnittlich 35 Skorerpunkte pro Saison ab.
Karlssons Ruf gefolgt
Nach fünf Jahren in Bülach und fünf weiteren in Winterthur war Zürcher reif für den nächsten Schritt seiner Karriere. Der damalige Schweizer Nationaltrainer Urban Karlsson warb nach seiner Rückkehr nach Schweden intensiv um Schweizer Nationalspieler - die Gebrüder Hofbauer folgten dem Ruf ebenso wie Marc Dysli (Tigers) und Michael Zürcher. „Das Timing war perfekt. Ich hatte gerade mein Studium beendet und wollte von zu Hause weg", erklärt Zürcher seinen Wechsel zu IBK Dalen in Umea. Mit der ebenfalls nach Schweden wechselnden Petra Kundert unternahm er die ersten Schritte in der schwedischen Sprache und studierte anschliessend sogar Schwedisch an der Uni in Umea, „um ohne Tätigkeit nicht zu verblöden." In 40 Partien sammelte er 18 Skorerpunkte (11 Tore, 7 Assists). Damit stand er zwar im Schatten der anderen Schweizer bei Dalen, profitierte aber dennoch von der hohen Trainingsintensität im hohen Norden. Und auch er konnte nichts an der fast schon legendären Playoff-Schwäche Dalens ändern - egal, wie stark die Leistungen in der Qualifikation waren, Dalen pflegt in den Viertelfinals die Segel zu streichen. Das war auch in der „Schweizer-Ära" nicht anders.
An Führungsfunktion gewachsen
Zurück in der Schweiz heuerte Zürcher 2008 bei Wiler-Ersigen an. In Sachen Cupfinal-Niederlagen fühlte er sich gleich heimisch - mit Rychenberg (zweimal) und Dalen (einmal) hatte er den Cupfinal bereits verloren, bei Wiler kamen zwei weitere Endspielniederlagen hinzu. „Beim nächsten Mal bleibe ich wohl besser gleich zu Hause", flachst er. Dafür klappte es nun mit den ersten Meistertiteln der Karriere. Böse Zungen sagten, dass wieder mal einer nach Zuchwil gereist sei, um sich gegen Ende der Karriere noch Gold umhängen zu lassen. Auftrieb erhielten diese Stimmen durch die Tatsache, dass sich der Nationalspieler meistens in der dritten Linie des Serienmeisters wieder fand. Dagegen spricht freilich, dass Zürcher in seinen ersten beiden Saisons 77 Skorerpunkte ablieferte und noch lange nicht am Ende der Karriere steht. „Natürlich hätte ich gerne öfters in den ersten beiden Linien gespielt", gibt er zu. „Aber an der Aufgabe, den dritten Block zu führen, bin ich auch gewachsen." Und natürlich bestand der dritte Block bei Wiler damals ebenfalls vornehmlich aus Nationalspielern wie etwa Jonas Schneeberger oder dem Finnen Ilkka Mäkipää, der danach auch bei Classic Tampere eine tragende Rolle spielte.
Entscheid abgenommen
In der Saison 2010/11 kam dann aber doch Sand ins Getriebe - und Wiler kennt sogar einen vierten Block. Zürchers Einsatzzeiten gingen zurück, die Skorerwerte ebenfalls. Vielleicht lag es auch daran, dass er in Niederhasli in der Nähe seiner Heimat eine neue Stelle als Sportlehrer angetreten hatte und einen grossen Aufwand als Pendler auf sich nehmen musste. „Klar hatte ich von dieser Saison mehr erwartet, aber ich begann nie an meinen Fähigkeiten zu zweifeln. Auch die Unterstützung der anderen Spieler war jederzeit da", sagt Zürcher zu seiner statistisch gesehen schwächsten Saison in der SML. Wie weiter? Näher zum Arbeitsplatz, zurück in den Kanton Zürich, oder weiter bei Wiler um eine Chance kämpfen? „Es war ein hin und her, ob ich bleibe oder nicht", blickt Züri zurück. Letztlich wurde ihm der Entscheid abgenommen. Wilers neuer Headcoach Heikki Luukkonen wollte in der dritten Formation vermehrt mit jungen Spielern eine neue Generation aufbauen. „Alles wurde offen und ehrlich kommuniziert", so Zürcher. Somit war das Thema erledigt. Eine Rückkehr zu Rychenberg scheiterte nicht zuletzt daran, dass die Winterthurer zu dem Zeitpunkt noch keinen Trainer präsentieren konnten. Also hiess die Alternative GC.
Züri der Center
Es wäre vermessen, zu behaupten, die Hoppers hätten dem mittlerweile 30-jährigen Michael Zürcher den roten Teppich ausgerollt. Der Stürmer wurde, wie auch andere neue arrivierte Cracks wie Thomas Wolfer (zuvor Captain beim HCR) und Andri Adank (zuvor Captain von Chur), von Trainer Magnus Svensson vor die Wahl gestellt: Entweder ein fixer Platz in der dritten Linie sollte es sein, oder aber ein Platz in der Rotations-Linie, deren Mitglieder in der ersten zwei Blöcken zum Einsatz kommen, wenn überragende Leistungen präsentiert werden oder durch Verletzungen Plätze frei werden. Zürcher entschied sich mit Überzeugung für die zweite Variante - und sollte grosse Teile der Saison genau mit Wolfer und Adank (dazu mit Ales Jakubek und Lauri Kapanen) in der Stammformation verbringen.
Und dies zum ersten Mal in seiner langen Karriere als Center. „Bei Wiler spielte ich einmal kurz Center, als Matthias Hofbauer verletzt war", erinnert sich Zürcher. Torhüter Daniel Streits erstauntes „Hey, du kannst das ja" fand in Zürich seine Wiederholung. Der Konterstürmer und Bandenhobler präsentierte sich als passabler Center. Was heisst passabel: Bis zum Beginn der Finalserie buchte Zürcher 59 Skorerpunkte, was dem besten Wert seiner ganzen Karriere entspricht. „Ein bisschen erstaunt mich das schon auch", muss Zürcher selber lachen. Was von aussen als Verlegenheitstransfer aussah, entpuppte sich für GC, auch „dank" der verletzten Center Otto Moilanen und Thomas Grüter, als absoluten Glückstreffer. Zürcher glänzte während der ganzen Saison im Spielaufbau, und waren seine 187 Zentimeter einmal im gegnerischen Slot angekommen, brannte es meist lichterloh. „Ich mag die neue Rolle sehr. Ich spiele gerne, arbeite gerne nach hinten - und wollte schon als Flügel immer starke Center, die den Block führen. Als 30-Jähriger verfüge ich auch über mehr Erfahrung als früher und kann das Spiel besser lesen."
Den ganzen Text lesen Sie in der gedruckten Ausgabe.