Champions 2011/12
Bei der letzten Ausgabe des Magazin in dieser Saison wird für einmal kein einzelner Spieler in den Vordergrund gerückt. Wir blicken auf die Finalserien in der Swiss Mobiliar League in der Schweiz zurück und widmen dazu den einzelnen Finalspielen in Schweden und Tschechien (siehe die anschliessende Leseprobe) viel Platz ein. unihockey.ch war sowohl in Malmö als auch in Prag vor Ort. Zur Aufarbeitung der abgeschlossenen Zahlen gehören Zahlen (Powerplay-, Boxplay- und Skorerstatistiken), Einschätzungen (die berühmt-berüchtigten Tops und Flops dürfen nicht fehlen), Interviews und auch bereits der erste Blick nach vorne (Transfer-Gerüchteküche). Im internationalen Teil nehmen wir die EFT-Länderspiele in Bern ebenso mit wie U19-WM der Schweizer Silber-Girls in Nitra (Slowakei) und die eindrückliche Schilderung von Peik Salminens Schicksal in Petteri Nykkys Biografie.
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Berauschende Premiere
Die Gewinner des ersten Superfinales der tschechischen Extraliga heissen Tatran Stresovice und Herbadent Tigers. Wer eine Woche davor in der Zuchwiler Eishalle war, erfuhr in der Prager O2-Arena einen positiven Kulturschock.
Gut, es ist möglich, dass die Zahlen von offizieller Seite her noch leicht aufgerundet wurden. 5097 Fans wurden beim Finalspiel der Frauen gezählt, 7877 beim Spiel der Männer. Damit wurden die Handballer überflügelt, die vor einigen Jahren in einem entscheidenden Finalspiel einmal 7500 Zuschauer ausriefen - diesen Wert wollten die Unihockeyaner übertreffen. Es blieben zwar mehr als 200 Sitze im 8000 Fans Platz bietenden unteren Ring der O2-Arena frei (die weiteren 6000 Plätze in den oberen Rängen wurden wie geplant nicht geöffnet). Dennoch: Die Halle war fast komplett gefüllt, über 7000 Zuschauer waren auf jeden Fall da - und die moderne Infrastruktur sorgte zusammen mit den farbenfrohen und ideenreichen Fans für eine prächtige Finalstimmung.
Genau das hatte sich der tschechische Verband vorgestellt, genau so möchte man den Sport der Öffentlichkeit und den Sponsoren präsentieren. Und genau deshalb reitet unihockey.ch seit einigen Ausgaben dieses Magazins auf dem Thema „einzelnes Finalspiel auch in der Schweiz" herum. Buvette und Hot-Dog-Stand oder riesiger VIP-Raum mit Schnitzel und Knödel. Anzeigetafeln versus Videowürfel mit den Wiederholungen der Tore und „Kiss-me-Cam" unter dem Hallendach. 1500 Fans beim letzten Spiel der Saison oder über 7000.
Die Titel verteidigt
Sportlich gesehen blieb die Kirche im Dorf. Die Herbadent Tigers mussten auf dem Weg zum sechsten Titel in Serie gegen Bohemians Prag zwar lange beissen, setzten sich dann aber dank eines starken Schlussdrittels doch standesgemäss 6:2 durch. Ein schönes Bild, wie der Hauptsponsor (Inhaber der Firma Herbadent) höchstpersönlich die Riege der (männlichen) Oben-Ohne-Cheerleader anführte ...
Bei den Männern fiel die Entscheidung zwischen Tatran Stresovice und Vitkovice erst in der Verlängerung, als die Schiedsrichter eine zweifelhafte Strafe aussprachen. Milan Fridrich, der fast die ganze Saison lang verletzt gewesen war, entschied den Superfinal mit seinem dritten Treffer und dem 5:4 im Powerplay. Im Publikum tobte der ehemalige Vitkovice-Captain Daniel Folta (ex Flames, HCR, Bülach): „Ich würde mich schämen, auf diese Art Meister zu werden." Tatran wars egal, die Dynastie feierte den 15. Titel ausgelassen. Oder wie sagte schon nach dem Halbfinal FBC Ostravas Teamchef Martin Trojan frei nach Gary Lineker („Fussball ist ein Spiel, bei dem 22 Leute einem Ball nachrennen, und am Ende gewinnt Deutschland"): „Unihockey ist ein toller Sport. Schnell, dynamisch - und am Ende gewinnt immer Tatran."

Milan Fridrich bejubelt Tatrans Meistertor in der O2-Arena. (Bild: Martin Flousek)
Interview mit Filip Suman
„Mit solchen Events machen wir Unihockey populärer"
Nach der offiziellen Pressekonferenz unterhielt sich unihockey.ch mit Filip Suman, Verbandspräsident und Generalsekretär des tschechischen Verbandes. Er hatte die Vereine dazu gebracht, die Idee des Superfinales mitzutragen.
Filip Suman, zunächst ein kleines Präsent als Glückwunsch zum 20. Geburtstag Ihres Verbandes ...
... Hmm, Schweizer Schokolade (strahlt). Herzlichen Dank.
Glückwünsch auch zum ersten Superfinale. Wie lautet kurz nach dem Anlass Ihr erstes Fazit?
Es war ein toller Tag - und ich hoffe, dass wir viele der Skeptiker unter den Spielern und Trainern, die lieber eine Finalserie hätten, überzeugen konnten. Ich glaube, dass so ein Finaltag alle weiterbringt - auch die Spieler, die dem höchsten Druck standhalten müssen. Ich kann mir auch für die Internationalen keine bessere Vorbereitung auf eine WM vorstellen.
Wissen Sie schon, was die erreichte Zuschauerzahl für das finanzielle Ergebnis bedeutet?
Wir schreiben mindestens eine schwarze Null, auch wenn sich im Verlauf des Tages noch einige Extrakosten angehäuft haben.
Extrakosten wofür?
Die Hallenbetreiber boten zusätzliche Feuerwehrkräfte auf, als sie erfuhren, wie am Schluss die Meisterteams gefeiert werden und weil wir den Besuchern ein Matchprogramm abgaben ... Die Sitten in der O2-Arena sind speziell.
Hoffentlich haben die 20 aufgelegten Magazine von unihockey.ch keine Kosten verursacht. Wie lautet Ihr persönliches Fazit?
Heute haben wir gezeigt, dass fast 8000 Menschen Unihockey sehen wollten. Nicht vier oder fünf Mal die gleichen 1000 in einer Finalserie, 8000 einzelne Fans. Das ist ein starkes Signal. Und zur Aussenwirkung: Wir müssen daran arbeiten, dass Unihockey nicht nur ein Sport mit vielen Lizenzierten ist, sondern auch ein populärer Sport für die Öffentlichkeit. Mit solchen Events schaffen wir das. Mein Dank geht an die Vereine - einige von ihnen haben wirklich sehr viel Arbeit investiert. Der Verband alleine hätte das nie geschafft.
Wie geht es weiter - wird für nächstes Jahr die Öffnung der oberen Plätze ins Auge gefasst?
Man sollte sich ja jedes Jahr steigern ... Aber erst müssen wir einmal das Datum finden. In diesem Jahr fand am gleichen Tag ein Fed-Cup-Spiel im Tennis statt, dazu Fussball und fast wäre sogar noch das siebte Playoff-Finalspiel im Eishockey dazu gekommen. Alle drei Sportarten wurden vom TV dazu gebracht, ihre Anspielzeiten so anzupassen, damit unser Final live übertragen werden konnte. Ein Wahnsinn - es war aber auch ein halbjähriger Kampf. Nächstes Jahr finden in Prag wohl KHL-Eishockeyspiele statt, der Kalender wird also wieder voll sein. Mein Ziel ist, mit der Promotion für den Superfinal früher zu beginnen und schon einen Monat im Voraus „ausverkauft" melden zu können.
Wie steht es um die Präsenz in den Medien? Hier im Presseraum sind fast ausschliesslich die üblichen Gesichter zu sehen.
Da haben wir sicher noch grossen Steigerungsbedarf. Vor allem müssen wir die Bosse der Zeitungen überzeugen, Unihockey mehr Platz einzuräumen. Dieses Werben kam dieses Jahr noch zu kurz.