Emmentaler Engel
In der Ausgabe 29, im Oktober 2007, porträtierten wir in der Rubrik „Stars von gestern" den Emmentaler Niklaus „Chlöisu" Engel. Je drei Meister- und Cuptitel holte der heute 44-Jährige in den 80er-Jahren mit dem UHT Zäziwil. Er hütete 18 Mal das Tor der Schweizer Nationalmannschaft (unter anderem beim ersten Sieg über Finnland) und holte Bronze an der Heim-Europameisterschaft 1995 in Zürich. Nun ist sein Sohn an der Reihe. Im jugendlichen Alter von 19 Jahren würde Manuel Engel eigentlich noch in die Rubrik „Stars von morgen" gehören. Aber bei einem, der schon seine erste Weltmeisterschaft bei den „Grossen" mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei der Heim-WM im Hallenstadion hinter sich hat, würde das nicht mehr ganz passen. Manuel Engels bisherige Laufbahn ist von drei Elementen geprägt, die im Schweizer Unihockey der Neuzeit Erfolg versprechen: Erstens wuchs er auf dem Land auf, in Schlosswil im Emmental - mit dem „Bolzplatz" direkt vor dem Haus. Zweitens geht er im luzernischen Schüpfheim ans Sportgymnasium und hat so schon tagsüber Zeit, Kraftraining und Hausaufgaben zu erledigen. Und drittens hat er Trainer gefunden, die auf ihn setzen: Bei den Tigers Langnau, wo er bereits jetzt Powerplay und Boxplay spielt, was in der SML nur wenigen Schweizern seines Alters vergönnt ist. Thomas Berger in der U19-Nationalmannschaft, mit der er 2011 in Weissenfels Bronze holte - acht Skorerpunkte trug Engel dazu bei. Und seit letztem Herbst auch den Staff der A-Nationalmannschaft, was ihm, für viele überraschend, ein Aufgebot fürs Heim-WM-Team einbrachte. Ein steiler Aufstieg, der noch lange nicht zu Ende sein braucht.
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Emmentaler Engel
Er lässt Frauen- und Torhüterherzen höher schlagen. Manuel Engel hat schon zwei WM-Medaillen gehamstert - nur haben diese bisher für ihn noch die falsche Farbe.
In der Ausgabe 29, im Oktober 2007, porträtierten wir in der Rubrik „Stars von gestern" den Emmentaler Niklaus „Chlöisu" Engel. Je drei Meister- und Cuptitel holte der heute 44-Jährige in den 80er-Jahren mit dem UHT Zäziwil. Er hütete 18 Mal das Tor der Schweizer Nationalmannschaft (unter anderem beim ersten Sieg über Finnland) und holte Bronze an der Heim-Europameisterschaft 1995 in Zürich.
Nun ist sein Sohn an der Reihe. Im jugendlichen Alter von 19 Jahren würde Manuel Engel eigentlich noch in die Rubrik „Stars von morgen" gehören. Aber bei einem, der schon seine erste Weltmeisterschaft bei den „Grossen" mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei der Heim-WM im Hallenstadion hinter sich hat, würde das nicht mehr ganz passen.
Manuel Engels bisherige Laufbahn ist von drei Elementen geprägt, die im Schweizer Unihockey der Neuzeit Erfolg versprechen: Erstens wuchs er auf dem Land auf, in Schlosswil im Emmental - mit dem „Bolzplatz" direkt vor dem Haus. Zweitens geht er im luzernischen Schüpfheim ans Sportgymnasium und hat so schon tagsüber Zeit, Kraftraining und Hausaufgaben zu erledigen. Und drittens hat er Trainer gefunden, die auf ihn setzen: Bei den Tigers Langnau, wo er bereits jetzt Powerplay und Boxplay spielt, was in der SML nur wenigen Schweizern seines Alters vergönnt ist. Thomas Berger in der U19-Nationalmannschaft, mit der er 2011 in Weissenfels Bronze holte - acht Skorerpunkte trug Engel dazu bei. Und seit letztem Herbst auch den Staff der A-Nationalmannschaft, was ihm, für viele überraschend, ein Aufgebot fürs Heim-WM-Team einbrachte. Ein steiler Aufstieg, der noch lange nicht zu Ende sein braucht.
Von Skalik erkannt
In der letzten Saison bestritt Engel während der Qualifikation vier SML-Partien. Die Karriere begann mit einem „Fehlstart" - die erste Partie gegen Köniz wurde aufgrund der Verletzung von Teamkollege Joel Hirschi abgebrochen. Im zweiten Spiel gegen die Jets sass er zu Beginn auf der Bank, schoss nach seiner Einwechslung aber direkt drei Tore. Kurz vor den Playoffs stieg er dann definitiv in die erste Mannschaft auf, um während der „Crunch-Time" die ersten Erfahrungen in heissen Spielen sammeln zu können. Die Viertelfinalserie gegen Rychenberg - die Tigers gewannen das siebte Spiel in der Verlängerung - hatte es gleich in sich. „Ich spiele lieber gegen Engel als gegen Teufel", versuchte sich Rychenbergs Vojtech Skalik, immerhin Beinahe-Topskorer der Liga, gegenüber dem Junior im Trash-Talk. Dieser blieb nicht nur cool, er freute sich gar darüber. „Ich dachte mir: Hey, der kennt meinen Namen. Da muss ich wohl etwas richtig gemacht haben", blickt Engel lachend zurück.
Seither hat der Center jedes Spiel für die Emmentaler bestritten und möchte das auch in der nächsten Saison tun. „Ich spiele nächste Saison für die Tigers", stellt er klar. Dass Wiler-Ersigen schon angeklopft hat, verneint er nicht. Auch nicht, dass in Schweden zu spielen sein Ziel ist. „Einen Wechsel kann ich mir derzeit nur vorstellen, wenn er mit einem Flug verbunden ist", formuliert er es. Aber die sportliche Gegenwart sind die Tigers und - ganz unmittelbar - die Playoff-Serie gegen Floorball Köniz.
Die Familienbande
Unihockey ist das allgegenwärtige Thema am Familientisch der Engels - zumindest zwischen Manuel und Vater Niklaus. Der jüngere Bruder Fabian (16), früher Torhüter bei den Junioren, fragt die beiden manchmal, ob sie wirklich kein anderes Thema hätten. Der ex-Internationale war bei den D-Junioren Manuels Trainer, später bei der U21 wieder und auch heute in der SML. „Mit Marcel Kaltenbrunner und meinem Vater haben die Tigers ein sehr erfahrenes Assistenten-Duo", sagt Manuel Engel lächelnd. Gepusht worden ist er von seinem Vater aber nie. „Im Gegenteil. Ich musste immer betteln, dass er auch mal mit auf den Bolzplatz vor unserem Haus kommt. Ihm war immer wichtig, dass ich neben Unihockey auch andere Dinge mache." Viele Tipps vom Routinier gab es aber natürlich, auch wenn nicht alle Früchte trugen („Die Schiedsrichter haben wir beide nicht im Griff"). Spielanalysen bis ins letzte Detail gehören bis heute dazu. Und die Rolle der Mutter? „Sie klopfte mir immer auf die Finger, wenn ich zu lange auf der Playstation spielte", sagt Engel mit einem Schmunzeln auf den Lippen.

Manuel Engel fährt in seiner Freizeit gerne Traktor.
Sommerprogramm offen
Dass es Manuel Engel in Richtung Leistungssport gehen würde, war schon früh absehbar. Für ihn war daher der Gang ans Sportgymnasium ein logischer und wichtiger Schritt. Durch einen Kollegen fand er Zugang zum Sportgymnasium Schüpfheim im Kanton Luzern, rund 40 Minuten von seinem Wohnort entfernt. „Ich schätze es sehr, nicht wie an einem normalen Gymnasium für jede Absenz ein mehrseitiges Gesuch ausfüllen zu müssen", nennt er einen der Vorteile der Partner-School von Swiss Olympic. Die 25 Wochenlektionen findet jeweils morgens statt, die Nachmittage kann er nach seinem Gutdünken gestalten. Für die Hausaufgaben natürlich, die somit schon vor dem Abend erledigt sind. Für ein Nickerchen vor dem Training. Oder für die Einheiten im Kraftraum.
Insgesamt ist die Lösung mit dem Sportgymnasium also ausgezeichnet. „Im Hinblick auf die abendlichen Teamtrainings wäre es noch perfekter, manchmal am Morgen den Kraftteil absolvieren zu können und am Nachmittag in die Schule zu gehen", sagt er, will aber nicht klagen. Auf nächstes Jahr wird die Schule genau das anbieten, aber für Engel kommt diese Lösung zu spät. Noch in diesem Frühling stehen die Matura-Prüfungen an. Danach folgen vielleicht die Rekrutenschule („wenn ich einen Weg finde, dass diese ohne mich stattfindet, bin ich nicht traurig - das Militär ist nicht für Leute wie mich gemacht, die den Mund nie halten können") und sicher ein Studium („etwas Richtung Wirtschaft").
Erinnerungen an 2004
Als Nationaltrainer Petteri Nykky den jungen Engel im letzten August für einen Zusammenzug aufbot, dachten wohl die meisten Beobachter noch an einen Test. Aber Engel erwischte ein gutes Weekend und erhielt ein Aufgebot für die Länderspiele im September. Als es auch da gut lief, keimten erste konkrete Hoffnungen bezüglich der Heim-WM auf. „Ich musst mich zwingen, nicht zuviel Vorfreude zu entwickeln", erinnert sich der damals noch 18-Jährige. Doch als er auch im November mit nach Schweden reiste und beim Unentschieden gegen Weltmeister Finnland als Torschütze in Erscheinung traf, liess sich die WM-Nomination fast nicht mehr vermeiden. Noch auf dem Heimflug, beim Zwischenstopp in Kopenhagen, wies Nykky den Junginternationalen an, sich die Woche für das Trainingslager in Dubai frei zu halten.
Ab diesem Moment war die Freude riesig. „Ich musste sofort an einen Zusammenzug mit der U19-Nati zurückdenken, in dem wir auf Video unsere Ziele festhalten mussten. Ich erklärte schon damals die Heim-WM 2012 zu meinem persönlichen Ziel." Auch andere Erinnerungen kamen hoch. „Ich weiss noch, wie ich an der Heim-WM 2004 im Klotener Schluefweg sass und das unihockey.ch-Magazin mit den Gebrüdern Hofbauer auf dem Cover in den Händen hielt. Und plötzlich spielte ich mit meinen früheren Vorbildern im gleichen Team."
Ins Herz geschlossen
Die Geschichte der WM ist bekannt. Mit elf Toren und sechs Assists war Manuel Engel hinter Emanuel Antener der zweibeste Skorer der Schweizer Nationalmannschaft und auf Rang 6 der WM-Skorerliste. In zahlreichen Facebook-Profilen jugendlicher (weiblicher) Fans tauchten plötzlich ganz viele Herzchen in den Statusmeldungen auf, wenn von Engel die Rede war. Und die meisten Beobachter, die sich vier Monate zuvor noch gewundert hatten, waren jetzt der Meinung, dass Engel im Halbfinal gegen Finnland nicht hätte auf der Bank schmoren dürfen.
„Natürlich war die WM eine toller Erfahrung. Aber die gewonnene Medaille hat einfach die falsche Farbe", lautet Engels WM-Fazit. Zum Glück hat er noch viele Jahre Zeit, Verpasstes nachzuholen. Vielleicht reicht es sogar zu einer zweiten Heim-WM. Und vielleicht porträtieren wir dann einen jungen Spieler, der sich daran erinnert, im Jahr 2012 diese Ausgabe gelesen zu haben - und plötzlich mit seinem Vorbild im gleichen Team spielt.
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