Der Kämpfer
Im Playoff-Final der letzten Saison waren die Grasshoppers gegen Wiler-Ersigen chancenlos. Mit 4:1 verloren sie die Serie, mit 11:5 wurden sie im letzten Spiel in der Zuchwiler Eishalle niedergekantert. Schon nach dem ersten Drittel stand es 6:1 für die kurz darauf Champagner verspritzenden Berner. Für Magnus Svensson eine Demütigung. Für den 39-Jährigen war klar, dass GC sein Spielsystem von Grund auf ändern muss, um es im folgenden Jahr besser zu machen. Nach dem Motto „The bigger the beast, the bigger the glory", richtete er die neue Taktik auf Wiler aus - jemand musste den Serienmeister ja endlich bezwingen, und GC sollte diese Aufgabe und Ehre zufallen. Weniger Rock'n'Roll, mehr Spielkontrolle und Ballbesitz hiess die Lösung, an der ab letztem Sommer intensiv gearbeitet wurde. Nun ist Rychenberg den Hoppers als „Drachentöter" zuvor gekommen, schon im Viertelfinal wurde das „Biest" erlegt. „Jetzt stehen vier titelhungrige Teams in den Halbfinals. Das ist spannend, aber spektakulärer und glorreicher wäre es für den neuen Meister schon gewesen, Wiler im Final zu entthronen", sagt Svensson zu der für alle Beteiligten ungewohnten Ausgangslage.
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Der Kämpfer
In seinem dritten Jahr bei GC greift Magnus Svensson nach dem Titel - ungewohnt für einen, der bei seinen bisherigen Stationen vor allem Aufbauarbeit zu betreiben hatte.
Im Playoff-Final der letzten Saison waren die Grasshoppers gegen Wiler-Ersigen chancenlos. Mit 4:1 verloren sie die Serie, mit 11:5 wurden sie im letzten Spiel in der Zuchwiler Eishalle niedergekantert. Schon nach dem ersten Drittel stand es 6:1 für die kurz darauf Champagner verspritzenden Berner. Für Magnus Svensson eine Demütigung. Für den 39-Jährigen war klar, dass GC sein Spielsystem von Grund auf ändern muss, um es im folgenden Jahr besser zu machen.
Nach dem Motto „The bigger the beast, the bigger the glory", richtete er die neue Taktik auf Wiler aus - jemand musste den Serienmeister ja endlich bezwingen, und GC sollte diese Aufgabe und Ehre zufallen. Weniger Rock'n'Roll, mehr Spielkontrolle und Ballbesitz hiess die Lösung, an der ab letztem Sommer intensiv gearbeitet wurde.
Die Tücken der Taktik
Nun ist Rychenberg den Hoppers als „Drachentöter" zuvor gekommen, schon im Viertelfinal wurde das „Biest" erlegt. „Jetzt stehen vier titelhungrige Teams in den Halbfinals. Das ist spannend, aber spektakulärer und glorreicher wäre es für den neuen Meister schon gewesen, Wiler im Final zu entthronen", sagt Svensson zu der für alle Beteiligten ungewohnten Ausgangslage.
Dass GC überhaupt selber im Halbfinal steht, war noch vor wenigen Wochen alles andere als klar. Denn die Komplett-Renovation des Systems hatte so seine Tücken. Nur auf Rang 6 schlossen die Zürcher die Qualifikation ab. „Unakzeptabel", findet Svensson diesen Rang für ein Team mit dieser Menge an individueller Klasse. GC baute sein Spiel komplett neu auf, die Spieler erhielten neue Rollen. Niemand hatte einen Bonus, auch der als Abwehrchef geholte Tscheche Pavel Brus landete teilweise auf der Tribüne. Doch alles harzte. Es gingen Spiele verloren, die letzte Saison noch locker gewonnen wurden. Dazu kamen verletzungsbedingte Ausfälle und Absenzen durch die WM. „Im Dezember hatten wir Krieg. Niemand ging gerne ins Training, weder die Spieler noch ich", blickt Svensson auf die schwierigste Phase zurück.

Magnus Svensson vor dem Vereinslokal der Hoppers.
Osama statt Magnus
Der Schwede gibt zu, Fehler gemacht zu haben. „Das Tempo in den Trainings war zu tief, und ich bestand auf Übungen, die nicht funktionierten. Ich kann ein sturer Hund sein, was das anbelangt", sagt er. Die Spieler empfanden diese Trainings als Folter. „Wenn sie die Wahl zwischen mir und Osama Bin Laden als neuem Coach gehabt hätten, kann ich mir vorstellen, wie die Entscheidung ausgefallen wäre", sagt Svensson lachend. Aber ein Team dürfe seinen Trainer ruhig auch mal eine Weile hassen, findet er.
Dennoch nahm er nach dem Dezember Anpassungen vor. „Das habe ich mit jedem Team nach Weihnachten gemacht, aber diesmal waren die Veränderungen grösser als sonst", sagt er. Die Trainings wurden modifziert, das Tempo erhöht. Die Verletzten kamen zurück, Dennoch häufte GC im Januar noch einmal vier Niederlagen an. Erst ganz am Ende der Qualifikation war GC in Topform. In der letzten Doppelrunde machte es beim 11:10 nach Penaltys bei Wiler und dem folgenden 12:3 gegen Grünenmatt endgültig „Klick". Svensson atmete auf. „Ich begann schon etwas zu zweifeln, ob wir die Kurve rechtzeitig kratzen würden. Aber ich zeigte dem Team, dass ich für Inputs offen bin - und letztlich ging alles auf.
Das bekam in den Viertelfinals Chur Unihockey zu spüren, das Anfang Januar das „alte" GC noch 11:6 geschlagen hatte. Die Bündner, ausgezeichnete Dritte der Qualfikation, wurden mit 4:0 in die frühen Ferien „gesweept". Die letzten drei Partien gewann GC 6:1, 8:2 und 9:1. „Chur war vielleicht nicht mehr ganz so gut wie in der Quali, aber für mich war vor allem unsere Leistung der entscheidende Faktor", so Svensson. Der schwierige Dezember hat das Team weiter gebracht, Svensson spricht mittlerweile sogar vom besten GC aller Zeiten. So schnell kann es gehen.
Titelfavorit GC
Nun stehen die Hoppers also im Halbfinal gegen ... nein, nicht Alligator Malans, sondern Floorball Köniz. Als unihockey.ch den Gesprächstermin mit Svensson vereinbarte, sprach er von der baldigen Theoriesitzung mit dem Team im Hinblick auf die Serie gegen Alligator. Wenige Tage später konnte er diese Daten schreddern und mit Köniz neu anfangen. Oder doch nicht? „Der grösste Teil drehte sich sowieso um unser eigenes Spiel", verneint Svensson den Bedarf an vielen Überstunden. Natürlich befasse man sich auch mit dem Gegner, aber der Name Emanuel Antener etwa sei in der Theorie nicht gefallen. „Auf einzelne Spieler des Gegners gehe ich nur selten ein. So hat uns etwa Kari Koskelainen in Churs Powerplay Mühe gemacht - aber sonst beschäftigen wir uns hauptsächlich mit uns selber", sagt Svensson.
So ist es für ihn denn auch selbstverständlich, dass GC jetzt der Favorit auf den Titel ist. „Wir standen letzte Saison im Final und gingen schon als Favorit in die Saison", zeigt er sich selbstbewusst.
Panik auf Madeira
Dass Magnus Svensson mit einem Team um Titel spielt, ist neu. Um ganz vorne zu beginnen: Als Jugendlicher interessierte er sich zunächst überhaupt nicht für Sport. Sein älterer Bruder schleppte ihn zwar in diverse Sportarten mit, aber der kleine Magnus blieb lieber zu Hause und las (später studierte er Literatur und kreatives Schreiben). Erst Unihockey vermochte ihn zu faszinieren, und erst mit 14 Jahren begann er seriös zu spielen. „Aus mir wurde deshalb auch kein besonders guter Spieler", sagt er bescheiden - immerhin reichte es, um bei Granlo in der zweithöchsten schwedischen Liga einmal Topskorer zu werden.
Später war er in diversen Vereinen als Spielertrainer aktiv, ehe er vor sieben Jahren vom gerade aus der NLA abgestiegenen Waldkirch-St. Gallen in die Schweiz geholt wurde. Er unterschrieb den Vertrag - natürlich wieder als Spielertrainer - und verreiste mit der Kaderliste der folgenden NLB-Saison und DVD-Material der vorangegangen Saison nach Madeira in die Sommerferien. Als er Liste und Bilder verglich, stellte er fest: Es ist fast keiner mehr da. „Ich bekam Panik und rief den Verein an. Ich fragte, was ich dort als Trainer ohne Spieler machen soll", erinnert er sich. Christian Preisig war - heute wie damals - noch im Team, dazu Manuel Zehr und ganz viele Junioren.
Der Transfer eines Kollegen aus Schweden scheiterte - der Mann musste gerade ins Gefängnis. In seiner Not holte der neue WaSa-Chef den ihm unbekannten jungen Namensvetter Patrik Svensson aus der Heimat (dass dieser 2013 für Granlo in der Superligan 23 Tore schiessen würde, konnte man damals nicht ahnen) und suchte sogar auf dem Kleinfeld nach neuen Spielern.
Bester Job der Welt
Nach zwei Saisons bei WaSa, geprägt von vielen Unsicherheiten und viel Aufbauarbeit, hatte er trotz zwei guten dritten Plätzen genug und nahm das Angebot des aufstiegswilligen Lok Reinach an. Prompt stieg er nach einem Aufbaujahr mit den Aargauern in die NLA auf - und schaffte via Playouts auch den Ligaerhalt. „You have to win Zweikämpfe", sagte er damals gegenüber unihockey.ch im Interview, als sich die Gegnerschaft über das harte Spiel Loks beschwerte. Der Erfolg gab Svensson recht - und ein Erfolg waren die drei Jahre bei Reinach für ihn. „Ich messe Erfolg nicht nach Titeln, sondern daran, was ich als Trainer in einem Team bewirken kann", sagt er.
Bei GC ist nun das Spielermaterial besser, die Trainingsbedingungen ebenfalls, also liegt die Latte höher. „Bei WaSa war Enthusiasmus da, aber kein Geld. Bei Lok fehlte es nicht am Geld, aber an den Spielern - und drei Jahre lang stand der Verein ohne Präsident da. Bei GC habe ich nun alles - momentan habe ich den besten Job der Welt", fasst Svensson seine Lage im dritten Jahr in Zürich zusammen. Er weiss es zu schätzen, dass seine Position vom Vorstand der Zürcher nicht infrage gestellt wurde, auch als es in dieser Saison nicht wie gewünscht lief. Dass sein Freund Heikki Luukkonen bei Wiler entlassen wurde, kann er nicht verstehen.
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Magnus Svensson an seinem Arbeitsort.