Antistar II
Eine Szene aus dem Playoff-Final. Alligator Malans, angetreten mit vier Ausländern, darunter mit einem vierfachen Weltmeister und einem gefühlt doppelt so grossen Kader als Kontrahent Köniz, hätte die Serie rein von der Papierform klar für sich entscheiden müssen. Im ersten Final müssen die Alligatoren lange bös untendurch, haben Glück, dass sie nach der Startphase nicht im Rückstand liegen. Plötzlich erzielen die Bündner einen Treffer. Euphorie kommt auf, das Publikum treibt die Malanser nach vorne. Da wackelt ein schlaksiger Jüngling Richtung Bullypunkt, gewinnt das Anspiel und lässt sich danach den Ball gleich wieder zuspielen. Als hinterster Mann, ähnlich einem American-Football-Quarterback - oder um im Unihockeyjargon zu bleiben, wie Storvretas Regisseur Mika Kohonen - baut er gemächlich das Könizer Spiel auf und zieht so der Malanser Euphorie den Stecker raus. Die Dribblings sitzen, die ansonsten forschen Bündner Gegenspieler halten einen respektvollen Abstand zum Maestro. Die Gefahr, umspielt oder ausgespielt zu werden, ist zu gross. Die Spielkontrolle ist wieder zurück in Könizer Händen. Der Jüngling, das war nicht schwer zu erraten, war Emanuel Antener. Mittlerweile 25 Jahre alt und wohl der beste Spieler der Liga. An die Dominanz und Ausstrahlung des Könizer Ausnahmekönners kommt derzeit kein Spieler in der SML heran.
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Antistar II
Vor fünf Jahren beschrieben wir den Aufstieg von Emanuel Antener vom Talent zur Hoffnung der Nation. Seither ist viel geschehen. Wir lassen den Anti-Film der letzten fünf Jahre nochmals abspulen.
Eine Szene aus dem Playoff-Final. Alligator Malans, angetreten mit vier Ausländern, darunter mit einem vierfachen Weltmeister und einem gefühlt doppelt so grossen Kader als Kontrahent Köniz, hätte die Serie rein von der Papierform klar für sich entscheiden müssen. Im ersten Final müssen die Alligatoren lange bös untendurch, haben Glück, dass sie nach der Startphase nicht im Rückstand liegen. Plötzlich erzielen die Bündner einen Treffer. Euphorie kommt auf, das Publikum treibt die Malanser nach vorne. Da wackelt ein schlaksiger Jüngling Richtung Bullypunkt, gewinnt das Anspiel und lässt sich danach den Ball gleich wieder zuspielen. Als hinterster Mann, ähnlich einem American-Football-Quarterback - oder um im Unihockeyjargon zu bleiben, wie Storvretas Regisseur Mika Kohonen - baut er gemächlich das Könizer Spiel auf und zieht so der Malanser Euphorie den Stecker raus. Die Dribblings sitzen, die ansonsten forschen Bündner Gegenspieler halten einen respektvollen Abstand zum Maestro. Die Gefahr, umspielt oder ausgespielt zu werden, ist zu gross. Die Spielkontrolle ist wieder zurück in Könizer Händen.
Der Jüngling, das war nicht schwer zu erraten, war Emanuel Antener. Mittlerweile 25 Jahre alt und wohl der beste Spieler der Liga. An die Dominanz und Ausstrahlung des Könizer Ausnahmekönners kommt derzeit kein Spieler in der SML heran. „Früher war ich vor allem offensiv sehr stark", analysiert Antener, „bis heute habe ich an diversen anderen Skills gearbeitet, so dass mein Spiel breiter abgestützt ist und meine Konstanz immer höher wird." Wie es dazu kam, schauen wir jetzt genauer an.
Von ABC zu AIK
„Ich habe noch viel Potenzial", sagte Emanuel Antener vor fünf Jahren in der ersten grossen Coverstory von unihockey.ch. Wir schlossen die Geschichte mit den Worten „es tönt wie eine Drohung an die Konkurrenz." Antener war damals 20 und sein Stern begann erst zu Leuchten. Im gleichen Jahr gewann er mit Köniz den Cupfinal und stiess in den Playoff-Final vor. Mit Daniel Calebsson und David Blomberg bildete er die legendäre ABC-Linie, die auf der Spielerbank über alles sprach, nur nicht den nächsten Einsatz, die Gegnerschaft jedoch gleichwohl in Grund und Boden spielte. Zumindest bis es Wiler-Ersigen im Final rumpeln liess.
Wo andere himmelhochjauchzend die erfolgreiche Saison begiessen, zweifeln andere an sich und der Welt. „Eigentlich hätte ich nach jener Saison aufhören sollen", sagt Emanuel Antener fünf Jahre entwaffnend ehrlich. „Besser als mit Blomberg kann ein Zusammenspiel nicht funktionieren", ist er noch heute überzeugt. Kongenial gilt in Anteners Wortschatz bis jetzt ausschliesslich für „Bloomi", den Lebemann aus Stockholm, der heute im AIK-Souvenirshop arbeitet.
Antener raffte sich aber auf. Aus ABC (Antener-Blomberg-Calebsson) wurde nur noch AC und als A im Frühling 2009 verlauten liess, sich gerne mal im Ausland zu versuchen, trudelten die Angebote fast im Stundentakt ein. An der Weltmeisterschaft 2008 in Tschechien hatte er eine erste internationale Visitenkarte abgegeben. Alles was Rang und Namen hatte in der Unihockey-Welt, wollte den 21-jährigen Ausnahmekönner verpflichten. Das Rennen machte AIK Stockholm, damals das Real Madrid des Unihockeys.

Emanuel Antener hats nicht nur in den Händen, sondern auch im Kopf.
Im Paradies
Eine neue Welt tat sich für Antener auf. Plötzlich war er nicht mehr derjenige, der aus der Masse herausstach, sondern fand sich inmitten von Weltstars wieder. „Wir hatten ein unglaubliches Team beisammen", erinnert sich Antener, „schade und bitter, dass es nie für mehr als den Halbfinal reichte." AIK machte wie das „richtige" Real die Erfahrung, dass grosse Namen nicht gleichbedeutend mit Erfolg sind. Das SM-Finalen erlebte die Stockholmer Startruppe zweimal nur als Zuschauer. „Das Problem war vor allem, dass wir zu viele Stars hatten und zu wenig als Mannschaft funktionierten", resümiert Antener. Auch er musste einige Playoff-Spiele von der Bank aus miterleben.
Wo andere der Verführung des Profilebens - neben dem Unihockey trainierte Antener „nur" noch Junioren an einem Gymnasium und im Verein - nachgegeben hätten, zog der hochintelligente junge Mann die akademische Weiterbildung vor, was gleichbedeutend mit der Rückkehr in die Schweiz war. „Für mich war von Anfang an klar, dass der Master-Abschluss Vorrang hat", sagt Antener. So war das Schweden-Abenteuer nach zwei Saisons schon wieder vorbei. Geprägt hat ihn vor allem der Trainingsbetrieb, wie Antener nach einiger Zeit gemerkt hat. „Ich wollte ein kompletterer Spieler werden", nahm er sich vor.
Das Loch nach der Rückkehr
So weit, so gut. Der Berner Ikarus kam dem Himmel nah, doch der Steigflug kannte seine Grenzen. Nach der Rückkehr in die Schweiz fiel er in ein tiefes Loch. „Die Jahre zuvor ging die Entwicklung stets vorwärts, immer wieder kam (etwas) Neues dazu", sagt Antener heute, „und mit einem Schlag war alles wieder so wie früher." Für die Leute in Köniz war „Anti" nur mal kurz weg gewesen, „der Alltagstrott war nur sehr schwer zu ertragen", gibt Antener unumwunden zu. Anders ausgedrückt: Statt weiter aufs Gaspedal zu drücken, musste der damals 23-jährige wieder ein paar Gänge zurückschalten.
Es war die Zeit, in der er noch mehr hinterfragte, sich nach den grösseren Hallen in Schweden sehnte, an das professionellere Umfeld, an die TV-Spiele, an das Leben im hohen Norden. „Und plötzlich standen Spieler in der Mannschaft, die ich vorher als C-Junioren kannte." Anteners Performance auf dem Spielfeld litt darunter, auch wenn er immer noch punktete, wie ein „normaler" Schweizer Spieler. Gemessen an seinem Potenzial jedoch eine unterdurchschnittliche Sache. „Ich war völlig unzufrieden, mit meinem Gebotenen", bringt es Antener auf den Punkt. Für 44 Punkte (17 Tore/27 Assists) reichte es trotzdem.
Aus dem Loch zu kommen, half ihm die Weltmeisterschaft im eigenen Land. Wie von Nationaltrainer Petteri Nykky gefordert, legte sich Antener ins Zeug. Er, der nicht unbedingt als Trainings-Weltmeister galt, gab nun Vollgas. „Es tönt abgedroschen, aber ich habe noch nie so hart trainiert, wie im letzten Sommer", sagt er rückblickend. Die pickelharten finnischen Trainings brachten Antener wieder in Form.
Wandlung zum Teamleader
Mit dem Fokus, im Dezember wirklich „parat" zu sein, stieg Antener in die Meisterschaft. Schon bald zeigte sich, dass sich die harte Arbeit gelohnt hatte. Aus dem Talent mit den feinen Händen war ein Teamleader und Musterprofi geworden. Rasch setzte er sich in der Skorerwertung ab, auch wenn die Könizer Resultate (noch) nicht über alle Zweifel erhaben waren. Erst in der Rückrunde entfaltet sich das Potenzial der jungen Truppe.
Trotzdem gab es wieder einen Rückschlag. Nach der für ihn persönlich sehr gut verlaufenen WM (Topskorer, All-Star und viele positive Feedbacks) fiel er Anfang Januar erneut in ein Loch. „Der Körper war noch im Schwung und machte zum Glück einfach weiter. Der Kopf war aber leer", erzählt Antener. Mit dem Autopiloten gewann er auch die Torjäger-Krone, bis Ende Saison sollte er auf 107 Punkte kommen. Nur der legendäre Martin Olofsson kam 2002 auf zwei Punkte mehr.
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