Der Basler trifft
Lange ist es her, seit unihockey.ch letztmals für eine Coverstory nach Basel reiste. Fast ein Jahrzehnt. In der Saison 2005/06, Basel Magic war gerade in die NLA aufgestiegen, zierte Magic-Captain Fabio Mutti nach einem Shooting in der St. Jakobshalle das Cover der 16. Ausgabe. Es musste viel Wasser den Rhein hinab fliessen, bis es mit Patrick Mendelin wieder ein Basler auf die Frontseite geschafft hat. Und dabei sah es vor einem Jahr noch so aus, als würde sich Mendelin mit einem Transfer zu seinem Stammverein in die 1. Liga diese Möglichkeit verbauen. Nun ist er aber wieder da. Und wie: Mit drei Toren in der Halbfinal-„Belle" gegen die Grasshoppers schoss der 27-Jährige Wiler-Ersigen in den Playoff-Final. Mit neun Treffern war er Wilers bester Torschütze im Halbfinal, vor Beginn der Finalserie der zweitbeste Playoff-Torschütze der Liga überhaupt. Mendelin kennt aus den letzten acht Jahren nichts anderes als Finalserien mit Wiler. Sechsmal wurde er mit den Bernern Meister - immer dann, wenn er die ganze Saison unter Vertrag stand. Als 2006 Malans triumphierte, war er noch in Basel. Und beim sensationellen Viertelfinal-Out gegen Rychenberg in der letzten Saison war er gerade damit beschäftigt, Leimental mit seinen Toren vor dem tiefen Fall in die 2. Liga zu retten - damit das Projekt Basel Regio, dem er als Sportchef vorsteht, in der 1. Liga starten konnte.
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Der Basler
Patrick Mendelin schoss Wiler-Ersigen in den Playoff-Final. Parallel dazu will er als Sportchef von Basel Regio seine Heimat wieder in der Nationalliga verankern - und als Nationalspieler an die WM.
Lange ist es her, seit unihockey.ch letztmals für eine Coverstory nach Basel reiste. Fast ein Jahrzehnt. In der Saison 2005/06, Basel Magic war gerade in die NLA aufgestiegen, zierte Magic-Captain Fabio Mutti nach einem Shooting in der St. Jakobshalle das Cover der 16. Ausgabe. Es musste viel Wasser den Rhein hinab fliessen, bis es mit Patrick Mendelin wieder ein Basler auf die Frontseite geschafft hat. Und dabei sah es vor einem Jahr noch so aus, als würde sich Mendelin mit einem Transfer zu seinem Stammverein in die 1. Liga diese Möglichkeit verbauen. Nun ist er aber wieder da. Und wie: Mit drei Toren in der Halbfinal-„Belle" gegen die Grasshoppers schoss der 27-Jährige Wiler-Ersigen in den Playoff-Final. Mit neun Treffern war er Wilers bester Torschütze im Halbfinal, vor Beginn der Finalserie der zweitbeste Playoff-Torschütze der Liga überhaupt. Mendelin kennt aus den letzten acht Jahren nichts anderes als Finalserien mit Wiler. Sechsmal wurde er mit den Bernern Meister - immer dann, wenn er die ganze Saison unter Vertrag stand. Als 2006 Malans triumphierte, war er noch in Basel. Und beim sensationellen Viertelfinal-Out gegen Rychenberg in der letzten Saison war er gerade damit beschäftigt, Leimental mit seinen Toren vor dem tiefen Fall in die 2. Liga zu retten - damit das Projekt Basel Regio, dem er als Sportchef vorsteht, in der 1. Liga starten konnte.
Fast wie Sommer und Rakitic
„Da vorne wohnt Gigi Oeri, wird gemunkelt. Zumindest gehört ihr das Haus", sagt Patrick Mendelin auf dem Spaziergang von seinem Arbeitsort am Aeschenplatz in Richtung Rhein. Schon sind wir beim Thema Fussball gelandet, so wie Mendelin beinahe beim FC Basel gelandet wäre. Er bestritt ein Probetraining bei der Basler U15, gehörte dabei aber zum älteren Jahrgang, der weniger berücksichtigt wurde. Im Gegensatz zu den um ein Jahr jüngeren Yann Sommer und Ivan Rakitic, an die sich Mendelin gut erinnert. „Klar mache ich mir manchmal Gedanken, wie sich meine Karriere im Fussball entwickelt hätte. Aber ich war ja auch im Unihockey ganz erfolgreich, ich kann mich also nicht beklagen", sagt Mendelin schmunzelnd. Ein absolviertes Wirtschaftsstudium und der heutige Job im Trainee-Programm bei der Bank Coop können sich ja auch wirklich sehen lassen. Er beklagt sich höchstens über die untalentierteren Holzfüsse einiger Teamkollegen beim Warm-Up-Fussball vor den Spielen.
Ein blau-roter Typ ist er auch ohne Karriere beim FCB geworden. Zumindest, wenn man psychologischen Tests glauben schenkt. Diese attestierten Mendelin vor allem ein blauer Typ zu sein, sprich, ein zurückhaltender Mensch. „Wenn ich neu in eine Gruppe komme, warte ich erst einmal ab, wie alles läuft. Ich bin keine Rampensau", stimmt er zu. Aber wenn er sich eingelebt hat, kommt der rote Typ zum Vorschein. Dann will er Verantwortung tragen, auf dem Feld oder im Verein. „Ich bin eine seltene Kombination", sagt er lachend.
Patrick Mendelin mit dem Basler Münster und einem Drämmli im Hintergrund.
Flucht vor Luukkonen
Längere Zeit spielte er Unihockey und Fussball gleichzeitig, ehe ihn die grössere Zahl Kollegen in den Sport mit dem kleineren Ball zog. Der Klassiker mit „wir waren erfolgreich an Schülerturnieren, also gingen wir in den Verein." Vom TV Oberwil wechselte er schon als 17-Jähriger zum B-Ligisten Basel Magic, mit dem er in die NLA aufstieg. Schon nach einer halben Saison in der NLA lockte ihn aber Wiler-Ersigen nach Zuchwil. Wie übrigens einst auch Fabio Mutti. „Für ihn war es einfacher, als Mümliswiler lag für ihn Zuchwil ohnehin näher als Basel", weiss Mendelin in seiner Region präzise Bescheid.
Er selber pendelt heute vier- bis fünfmal pro Woche vom Arbeits- und Wohnort Basel nach Zuchwil. „Ein Weg dauert 45 Minuten mit dem Auto - wenn man mal ohne Stau durchkommt", sagt er. Oft stellt er klimatischen Differenzen fest. „Ich fahre bei Sonnenschein los und komme im Schnee an. Temperaturunterschiede von bis zu fünf Grad sind keine Seltenheit", wundert er sich.
Diese Strapazen will er belohnt wissen. Als er in der letzten Saison von Trainer Heikki Luukkonen nicht die gewünschten Einsätze erhielt, zog er die Reissleine und wechselte im Winter zu Leimental. „Für Einsätze in der dritten Linie betreibe ich den gewaltigen Aufwand nicht. Ich will auf dem Platz stehen und den Unterschied ausmachen können, wenn die heissen Spiele eng werden", betont er seine rote Persönlichkeit. So wie in der diesjährigen Halbfinalserie gegen GC.
Kurzzeit Messias
Luukkonen wurde noch während der Serie gegen die Winterthurer entlassen, Leimental schaffte dank Mendelins Toren den wichtigen Ligaerhalt. Für ihn kam nach dem Saisonende somit der Moment, sich die Rückkehr zu Wiler zu überlegen, obwohl er in seiner Heimat wie ein Messias empfangen worden war. „Ich wollte mir mit 40 nicht vorwerfen, meine Karrie im Spitzenunihockey zu früh beendet zu haben. Dafür bin zu ehrgeizig - und zu sehr lockte die Möglichkeit, nochmals eine WM zu bestreiten", begründet er den Entscheid, wieder bei Wiler anzuheuern. 2008 holte er WM-Bronze, 2010 fehlte er verletzt, 2012 wurde er nicht aufgeboten - da geht in der Tat noch was.
Mit Tatu Väänänen und Thomas Bieber in der Verteidigung sowie Isaac Rosén und Adrian Zimmermann als Sturmpartner bildet er eine starke Formation. Eine, die auch weniger von Verletzungspech geplagt war als die anderen Blöcke. Dass immer wieder Spieler länger verletzt ausfielen, ist für Mendelin der Hauptgrund, dass Wiler in dieser Saison - immer gemessen an den hohen Erwartungen natürlich - nicht immer überzeugen konnte. „Es ist klar, dass Ausfälle mehr ins Gewicht fallen, wenn die Breite im Kader nicht mehr gleich ist wie früher", sagt er. Früher - das war noch unter Coach Thomas Berger, als sich auch in der dritten Linie oder gar auf der Bank Nationalspieler finden liessen. Michael Zürcher kann ein Lied davon singen, aber auch Mendelin fasste manchmal die Wolldecke. Heute kann sich Wiler diesen Luxus nicht mehr erlauben.
Auf den Spuren von Federer
Wenn Patrick Mendelin über den Nachwuchs zu diskutieren beginnt, der zu wenig nachdrängt, hört man auch den Sportchef heraus. „Bei Wiler ist die Organisation im Jugendbereich wirklich top. Manchmal denke ich, dass dies die Jungen dazu verleitet, den Kopf abschalten und nur das zu tun, was die Trainer sagen. Dabei müsste auch die Persönlichkeit entwickelt werden, um in der NLA eine Leaderfunktion zu übernehmen." Eine klare Aussage. „Zu viele der Jungen haben an einem gewissen Punkt stagniert. Da der Sprung von Wilers U21 in die erste Mannschaft sehr gross ist, sollten vielleicht mehr Spieler erst einmal bei einem anderen Verein lernen, Verantwortung zu tragen", ist seine Meinung. Er weiss: Die Gebrüder Hofbauer, Simon Bichsel und andere werden nicht ewig spielen. Eine neue Generation muss also bald her. „Die Geschichte des Vereins muss neu geschrieben werden, wenn die alte Garde einmal abtritt, die jeder im ganzen Land kennt."
Während sich bei Wiler Marcel Siegenthaler und andere um die nächste Generation kümmern müssen, steht Patrick Mendelin bei Basel Regio als Sportchef selber in der Verantwortung. In fünf Jahren wollen die Basler an der Spitze der NLB stehen - mit Ambitionen nach oben. „Ich möchte zusammen mit unseren heutigen Junioren der U16 und U18 für Basel in der NLA spielen", gibt Mendelin seinen Traum preis. Er wäre dann wohl Mitte 30. Das wäre eine Karriereplanung, wie sie ähnlich schon von einem anderen grossen Basler Sportler formuliert wurde. Auch der hat ein Faible für Fussball und hätte wohl mit einem grösseren Ball ebenfalls Karriere machen können. Tennis- und Unihockeyfans sind froh, dass es anders gekommen ist.
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