Donnerwetter
Tiia Ukkonen sorgt seit drei Jahren für finnischen Glanz in der Bündner Hauptstadt. Bei den Churer Piranhas ist sie zur Leaderfigur gereift - auch im der finnischen Nationalteam. Sie führte Piranha drei Mal in Serie zum Titel. Begegnungen mit finnischen Landsleuten sind für Schweizer Journalisten immer eine gewisse Herausforderung. Wieviel erzählen wohl die Schweiger aus dem Norden, ist meist die grosse Frage vor Interviews. Mit Grauen erinnert sich der Schreiber dieser Zeilen an die Interviews mit den schönen, aber sehr, sehr einsilbigen Kujala-Zwillingen. Ebenso geistert im Hinterkopf auch das legendäre Video-Interview mit der elf Wörter-Antwort von Peter Kotilainen während der U19-WM in Hamburg herum. Bei Tiia Ukkonen waren die Zweifel aber nicht angebracht. Die mittlerweile 30-jährige Finnin plaudert zwar nicht grad wie ein Wasserfall, ist aber eine sehr angenehme und sympathische Gesprächspartnerin, die gerne lacht und unkompliziert Auskunft gibt. Daneben zeigt sie auch Model-Qualitäten beim Foto-Shooting in der Churer Altstadt. So oft der Fotograf auch abdrückte - das strahlende Lächeln war immer da. Einzig mit der deutschen Sprache hapert es auch nach drei Jahren. Sagt sie zumindest im Vorgespräch, bestellt dann aber in beinahe astreinem «Khurer-Tütsch» später das Essen im Restaurant. Als Buchhalterin eines schwedischen Import-Geschäftes in Chur brauche sie kein Deutsch, es werde Englisch gesprochen im Büro, entschuldigt sie sich.
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Donnerwetter
Tiia Ukkonen sorgt seit drei Jahren für finnischen Glanz in der Bündner Hauptstadt. Bei den Churer Piranhas ist sie zur Leaderfigur gereift - auch in der finnischen Nationalauswahl. Sie führte Piranha drei Mal in Serie zum Titel. Zeit für ein Porträt.
Begegnungen mit finnischen Landsleuten sind für Schweizer Journalisten immer eine gewisse Herausforderung. Wieviel erzählen wohl die Schweiger aus dem Norden, ist meist die grosse Frage vor Interviews. Mit Grauen erinnert sich der Schreiber dieser Zeilen an die Interviews mit den schönen, aber sehr, sehr einsilbigen Kujala-Zwillingen. Ebenso geistert im Hinterkopf auch das legendäre Video-Interview mit der elf Wörter-Antwort von Peter Kotilainen während der U19-WM in Hamburg herum.
Bei Tiia Ukkonen waren die Zweifel aber nicht angebracht. Die mittlerweile 30-jährige Finnin plaudert zwar nicht grad wie ein Wasserfall, ist aber eine sehr angenehme und sympathische Gesprächspartnerin, die gerne lacht und unkompliziert Auskunft gibt. Daneben zeigt sie auch Model-Qualitäten beim Foto-Shooting in der Churer Altstadt. So oft der Fotograf auch abdrückte - das strahlende Lächeln war immer da. Einzig mit der deutschen Sprache hapert es auch nach drei Jahren. Sagt sie zumindest im Vorgespräch, bestellt dann aber in beinahe astreinem «Khurer-Tütsch» später das Essen im Restaurant. Als Buchhalterin eines schwedischen Import-Geschäftes in Chur brauche sie kein Deutsch, es werde Englisch gesprochen im Büro, entschuldigt sie sich.
Die Arbeitsstelle ist einer der Gründe, warum aus dem einstmals geplanten einen Jahr in der Schweiz mittlerweile die vierte Saison wurde. «Es gefällt mir sehr gut in Chur», sagt Tiia Ukkonen, «ich habe mich sehr rasch wohl gefühlt, vor allem weil Chur nicht so gross ist und man alles mit dem Velo erreichen kann». Trotzdem schafft sie sich bald ein Auto an, steuerfrei, wie das so mancher finnischer Spieler vor ihr auch schon gemacht hat, der in der Schweiz lebte. «Ich muss das nützen», sagt sie verlegen.
Rasch wohl gefühlt
Die Lust im Ausland zu leben, lockte Tiia Ukkonen nach Graubünden. Bei den EFT-Länderspielen im April 2009 in Chur wurden die ersten Kontakte geknüpft, später besuchte sie die ehemalige Piranha-Söldnerin Eija Pasanen, ehe im vor drei Jahren der Vertrag unterschrieben wurde. Pasanen war auch ihre Hilfe in der ersten Zeit. Klaglos nahm Ukkonen die vom Verein organisierte Stelle in einer deutschen Firma in Grüsch im Prättigau, rund 30 Kilometer von Chur entfernt, an. «Just packing», sei ihre damalige Aufgabe gewesen, erinnert sie sich. Und dies als studierte Ingenieurin. Wohl mancher der in der Schweiz spielenden Finnen hätte diesen Job nach spätestens einem Monat hingeschmissen. «Es war nicht so schlimm und man kam mir entgegen mit den Arbeitszeiten. Länger als ein Jahr hätte ich es auch nicht gemacht», gibt sie zu. Nach der Rückkehr Pasanens nach Finnland durfte sie deren Stelle, die jetzige, übernehmen.
Tiia Ukkonen strahlt in Chur (Bild Erwin Keller)
Frühe Ausland-Erfahrung
Schon früh lernte Tiia Ukkonen, sich in einer neuen Umgebung zu recht zu finden. Mit 16 Jahren verliess sie das Elternhaus in Savitaipale, einem 4000-Seelen-Kaff in Ostfinnland, um im 250 Kilometer entfernten Joensuu die High-School zu absolvieren. «Weil es dort schon damals im Jahr 2000 Unihockey als Schulfach angeboten wurde», wie Ukkonen erklärt, «und bei Josba damals viele Weltmeisterinnen spielten». Einer der Trainer war ein gewisser Petri Kettunen - heute Nationaltrainer der Männer.
Nach Abschluss der Schule war die Lust auf Studium verschwindend klein. Laura Kokko, welche die Schule in Joensuu ein halbes Jahr vorher abschloss, lockte die damals 19-jährige Stürmerin ins nordschwedische Boden, wo es ein Jahr später auch die Schweizer Rekord-Internationale Simone Berner hinzog. Drei Finninnen seien sie gewesen in ihrer WG, «gearbeitet habe ich halbtags als Tellerwäscherin», erinnert sie sich mit einem Lächeln. Ein Jahr genoss sie das lockere Leben in Schweden, ehe sie nach Hause ging und sieben Jahre beim finnischen Topteam NST Lappeenranta spielte und ihr Studium abschloss. Ungewöhnliche Jobs blieben ihr aber erhalten. Ein Jahr arbeitete sie als Security Officer beim Flughafen in Lappeenranta. «Der war aber winzig, so musste ich nicht so viel arbeiten», sah sie einen Vorteil. Bilder aus dem Internet zeigen, dass er kaum grösser als ein normaler Bahnhof ist.
«Noch nie so hart trainiert»
In der Schweiz hat sich Tiia Ukkonen als eine der besten Spielerinnen der Liga einen Namen gemacht. Mittlerweile führt sie Piranha Chur auch als Captain an. In den drei Jahren mit Ukkonen wurden die Churerinnen auch jeweils Meister. Allein ihr Name verspricht viel Spektakel: Ukkonen heisst auf Finnisch «Donner». Wie ein Donnergrollen zieht sie auch gerne übers Spielfeld. Als Offensivverteidigerin kurbelt sie das Piranha-Spiel tief in der eigenen Hälfte an. Eigentlich wäre sie ja Centerspielerin, «aber bei dem hektischen Spiel in der Schweiz, kann man das Spiel als Verteidiger besser beeinflussen», stellte sie fest.
Vergleicht sie das Schweizer Unihockey mit demjenigen in Finnland oder Schweden, fällt ihr vor allem eines auf: «Noch nie habe ich so hart trainiert, wie hier». Und hängt an, dass sie darum auch noch nie so fit gewesen sei. «In Finnland wird zwar mehr trainiert, aber weniger intensiv. In der Schweiz wird viel mehr Wert auf das Physis-Training gelegt». Dafür sei die Spitze viel, viel kleiner, als in den beiden nordischen Ländern.
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