Schicki Wiki
Hätte jemand vor der Saison gesagt, dass im Januar eine grosse, blonde Person mit Vergangenheit in Schweden am meisten Nationalliga-Tore geschossen haben wird, wäre der Fall klar gewesen. Kim Nilsson. Wer denn sonst? Und der GC-Schwede führt die Skorerliste bei den Männern Mitte Januar 2015 mit 28 Toren und 14 Assists aus 14 Partien tatsächlich an. Aber Michelle Wiki war noch erfolgreicher. 30 Tore und 12 Assists liefert die Dietlikon-Stürmerin in gleich viel Partien ab, macht im Schnitt also drei Punkte pro Partie. Und als Bonus noch drei Treffer im Cup-Halbfinal gegen Piranha Chur obendrauf. Viele Tore entstanden in Zusammenarbeit mit Petra Weiss und in jüngster Vergangenheit Nina Bärtschi. Gegen Dietlikons „Wiki-Taki" war die Konkurrenz bisher meistens chancenlos.
Zweistellige Skorerwerte liefert Michelle Wiki seit 2007 ab. Aber so treffsicher wie in der laufenden Spielzeit war sie noch nie. In 14 Partien blieb sie nur einmal ohne Torerfolg - was beim 10:1 gegen ihren ehemaligen Verein Floorball Riders auch egal war. Fünfmal gelangen ihr drei oder mehr Tore, zweimal gleich deren fünf - gegen Aergera Giffers reichten ihr dafür ganze 38 Minuten. Wahnsinn. Selbst bei den letzten EFT-Länderspielen in Tschechien traf sie im November dreimal gegen Schweden.
Es drängt sich die Frage auf: Was ist mit der Stürmerin in der letzten Saison passiert, als sie für FBC Uppsala in Schweden spielte? Und wenn wir das herausgefunden haben - kann das kopiert werden?
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Schicki Wiki
Sie ist ganz weit vorne. Auf dem Platz, in der Tabelle, in der Skorerliste. Michelle Wiki setzt die in Schweden erzielten Fortschritte in eine wahre Torflut um.
Hätte jemand vor der Saison gesagt, dass im Januar eine grosse, blonde Person mit Vergangenheit in Schweden am meisten Nationalliga-Tore geschossen haben wird, wäre der Fall klar gewesen. Kim Nilsson. Wer denn sonst? Und der GC-Schwede führt die Skorerliste bei den Männern Mitte Januar 2015 mit 28 Toren und 14 Assists aus 14 Partien tatsächlich an. Aber Michelle Wiki war noch erfolgreicher. 30 Tore und 12 Assists liefert die Dietlikon-Stürmerin in gleich viel Partien ab, macht im Schnitt also drei Punkte pro Partie. Und als Bonus noch drei Treffer im Cup-Halbfinal gegen Piranha Chur obendrauf. Viele Tore entstanden in Zusammenarbeit mit Petra Weiss und in jüngster Vergangenheit Nina Bärtschi. Gegen Dietlikons „Wiki-Taki" war die Konkurrenz bisher meistens chancenlos.
Zweistellige Skorerwerte liefert Michelle Wiki seit 2007 ab. Aber so treffsicher wie in der laufenden Spielzeit war sie noch nie. In 14 Partien blieb sie nur einmal ohne Torerfolg - was beim 10:1 gegen ihren ehemaligen Verein Floorball Riders auch egal war. Fünfmal gelangen ihr drei oder mehr Tore, zweimal gleich deren fünf - gegen Aergera Giffers reichten ihr dafür ganze 38 Minuten. Wahnsinn. Selbst bei den letzten EFT-Länderspielen in Tschechien traf sie im November dreimal gegen Schweden.
Es drängt sich die Frage auf: Was ist mit der Stürmerin in der letzten Saison passiert, als sie für FBC Uppsala in Schweden spielte? Und wenn wir das herausgefunden haben - kann das kopiert werden?
Zwischen zwei Welten
Eine erste Erklärung Wikis lautet: „Uppsala stieg in die Superligan auf. Wir alle wussten, dass wir nicht zu vielen Torchancen kommen würden und diese umso konsequenter verwerten müssen." Gesagt, getan. Wiki trat von Anfang an als Skorerin in Erscheinung und trug letztlich zwölf Treffer dazu bei, dass der angestrebte Ligaerhalt geschafft wurde. Die 25-Jährige hätte sich das Leben auch angenehmer machen und bei Meister Djurgarden unterschreiben können. Doch das wollte sie nicht. „Ich hatte zwei tolle Probetrainings in Stockholm, es lief wirklich gut. Aber ich wusste, wie schwierig es werden würde, diese Leistung in jedem einzelnen Training über die ganze Saison zu zeigen. Neues Land, Wohnung unklar, das Studium in Uppsala - mir war das alles zu unsicher. In einer WM-Saison wollte ich nicht plötzlich auf der Bank sitzen", blickt sie zurück.
Also FBC Uppsala, wo sie auch ihr in Zürich begonnenes Jura-Studium fortsetzte. Es war eine komische Situation - hier die internationalen Mitstudenten von USA bis Neuseeland, die nebenbei auch das Leben genossen. Dort die Schweizerin, die sich neben dem Studium auf den Sport konzentrierte, entsprechend seriös lebte und viel mit den Teamkolleginnen unterwegs war. „Es waren wie zwei verschiedene Welten, die aber beide schön waren. Ich war zweifellelos mehr in Schweden verankert als die reinen Studis."
Michelle Wiki ist ganz schön erfolgreich. (Bild: André Burri)
Lernen von 18-Jährigen
Der zweite Punkt dreht sich um das Thema Fitness. „Es war schon immer so, dass mir mit dem Stock vieles leichter fiel, wenn ich wirklich fit war. Es gab Saisons, in denen ich im Dezember erst drei Punkte auf dem Konto hatte - einmal verpasste ich deswegen auch die WM", sagt Wiki. Tatsächlich ging sie früher in den Zweikämpfen oft schnell zu Boden. Zu schwache Beine, zu wenig Koordination? „In Schweden flog ich in Testspielen zu Beginn gegen 18- oder 19-Jährige dauernd. Tempo und Intensität waren viel höher. Ich musste schnell lernen, mich dagegen zu wehren", beschreibt sie den Anpassungsprozess. Dass dieser gelang, merkte sie vor der WM 2013, als sie bei Dietlikon einige Trainings in der Schweiz bestritt. „Plötzlich hatte das Gefühl, den Verteidigerinnen viel leichter entwischen zu können", wunderte sie sich.
In Uppsala trainierte sie mehr als zuvor und vor allem anders. „Mit zeigten Spielerinnen im Krafttraining, wie ich Kniebeugen zu machen habe", staunt sie noch heute. Dass Intervall-Training nicht nur im Sommer möglich ist, sondern auch während der Saison eingestreut werden kann, war ebenfalls eine neue Erfahrung. Allgemeint herrsche in Schweden eine andere Fitnesskultur, so Wiki. „Als ich mit 17 zu Dietlikon kam, hatte ich ganz zu Beginn ein geführtes Krafttraining - dann über Jahre nicht mehr. Plötzlich zeigten mir 18-jährige Schwedinnen, was ich besser machen kann." Dass man mehr mit Langhanteln statt an Maschinen trainiert, ist in der Schweiz vor noch nicht allzu langer Zeit aufgekommen. „Heute arbeitet man in der Schweiz vieles besser als früher, aber in Schweden ist man schon länger dabei", urteilt Wiki.
Perfekte Arbeitsteilung
Drittens: Ohne Mitspielerinnen wären natürlich auch Michelle Wiki nicht erfolgreich. In der Vorbereitung begann Trainer Sascha Rhyner nach einigen verpassten Chancen schon zu sticheln - keine Tore, kein Ausgang. „Ich hatte auch schon Saisons, in denen ich mich zu Beginn verkrampfte, was lange anhalten konnte. Diesmal kam ich zum Glück ziemlich schnell in die Gänge", sagt Wiki schmunzelnd. Vor allem das Zusammenspiel mit der Schwedin Petra Weiss klappt hervorragend, und nach überstandenem Pfeifferschen Drüsenfieber ist nun auch noch Nati-Kollegin Nina Bärtschi als zusätzlicher Trumpf in der gleichen Linie. Für die Gegnerinnen ist so Dietlikons erster Block noch schwerer auszurechnen.
Normalerweise wird ja oft die Jüngste „einfach mal nach vorne" geschickt. Aber Wiki kennt diese Rolle vor dem Tor einerseits von früher, als die Sturmpartnerinnen noch Mirca Anderegg und Natalie Stadelmann hiessen - und zudem spielt sie tatsächlich am liebsten dort. „Petra und Nina kommen lieber aus der Mittelzone und machen das auch besser als ich - von daher haben wir die perfekte Arbeitsteilung gefunden", sagt sie lachend. Wiki wird dort angespielt, wo sie angespielt werden muss - in der Nähe des Tores. „Ich freue mich jeweils schon, wenn der Ball unterwegs ist", verrät sie. Den Rest kann man derzeit am Stand der Skorerliste ablesen. Wiki führt diese zwei Punkte vor Assistkönigin Weiss an, dahinter kommt erst einmal lange nichts.
Absehbares Ende
Michelle Wiki versucht, ihr in Schweden erreichtes physisches Level zu halten - hat jetzt aber nach Abschluss ihres Studiums nicht mehr so viel Zeit. In diesem Sinne hat sie der Schweizer Alltag eingeholt. Sie begann im Oktober ein Praktikum in einer Anwaltskanzlei. „Wenn ich da vor 18.00 Uhr aus dem Büro komme, ist das Goodwill, weil man meinen Sport kennt", sagt sie. Das Studentenleben ist vorbei. „Der Vorteil dabei ist, dass ich am Wochenende nicht mehr büffeln muss und den Kopf für die Spiele frei habe", sieht sie auch die positiven Seiten. Bis November 2015 dauert das Praktikum, danach beginnt die Lernphase für die Anwaltsprüfung - Anfang 2017 könnte Michelle Wiki das Patent im Sack haben.
Ob oder wie es dann mit dem Sport weiter geht, steht in den Sternen. „Man kann es bünzlig nennen - aber ich bin nun mal ehrgeizig. Wenn ich mit 27 Anwältin bin, kann ich mit 30 schon in einem Fachgebiet Fuss gefasst haben", blickt sie voraus. Keine guten Nachrichten für ihre Vereins- und Nati-Trainer, denn mit Teilzeitjobs kommt man in ihrem Beruf nicht weit. „Ich werde mich entscheiden müssen", weiss Wiki. „Entweder gehe ich nochmals nach Schweden - diesmal zu einem besseren Verein. Oder ich gebe im Beruf Gas." Es zeichnet sich ab, dass die Saison 2017/18 die letzte Saison Michelle Wikis sein wird. Zumindest in der Schweiz. Die gegnerischen Torhüterinnen wird es freuen, alle anderen werden das bedauern.
Den ganzen Text, das persönliche Interview und warum Michelle eigentlich Maria heisst, lesen Sie in der gedruckten Ausgabe.
Michelle Wiki ist wild entschlossen, in der Saison 2014/15 Topskorerin der NLA zu werden. (Bild: André Burri)