Ausgabe 136, Februar 2018 - Saison 2017/2018

Erntezeit

Mit dem Wechsel von Meister GC zu B-Ligist Zug machte Manuel Staub bewusst einen Schritt zurück, um zwei Schritte vorwärts zu kommen. Er ist auf gutem Weg.

Oft steht der Kanton Zug in den Schlagzeilen, wenn es um das Steuersystem, den Sitz internationaler Firmen oder teure Wohnungsmieten geht. Dabei gibt es natürlich auch das ländliche Zug. Den 25 Hektaren grossen Hof der Familie Staub in Menzingen etwa, der sich seit bald 100 Jahren im Besitz der Familie befindet.

Dort aufgewachsen und noch heute wohnhaft: Manuel Staub, Verteidiger beim Aufsteiger Zug United. Von den Junioren der Zuger Highlands zog es ihn als 16-Jährigen nach Zürich zu den Grasshoppers, mit denen er 2016 Meister wurde. Danach entschloss er sich zur Rückkehr in die Heimat, um sich vom Ergänzungsspieler bei GC zu einem Leader bei Zug United zu entwickeln. Der Umweg über ein Jahr in der NLB hat sich gelohnt - aktuell sind die Zuger drauf und dran, der beste NLA-Aufsteiger seit vielen Jahren zu werden und auf Anhieb die Playoffs zu erreichen. Mit Manuel Staub im ersten Block.

Vom Land in die Stadt
Während seiner ganzen Jugend war Manuel Staub Stürmer. Seine Tore als „Abstauber" zu bezeichnen, bot sich nur bezüglich seines Namens an, denn er war mit einem satten Schuss ausgestattet - tausendfach auf dem eigenen Spielplatz des Bauernhofs geübt. Mit den jungen Highlands sorgte er für Furore, was dem damaligen U19-Nationaltrainer Thomas Berger nicht verborgen blieb.

Bei der Einladung zu einem U19-Zusammenzug in Tenero wurde Staub nahegelegt, in einen Verein mit einer professionelleren Nachwuchsabteilung zu wechseln. Zug United war damals bei den Junioren noch nicht so aufgestellt wie heute, also fiel seine Wahl auf GC. „Der Wechsel war ein Kulturschock für mich", sagt er rückblickend. „Ich wuchs 30 Gehminuten vom nächsten Dorf entfernt auf und plötzlich war ich regelmässig in einer Grossstadt. Die Leute kleideten sich anders, die Autos sahen teurer aus, die Restaurants waren spezieller - mir gefiel das Pendeln in eine neue Welt."

Kurz zuvor hatte Staub einen Lehrlingsvertrag als Landschaftsgärtner unterzeichnet, trat diese Stelle aber nie an. „Um rechtzeitig in den GC-Trainings zu sein, hätte ich jeweils um 16 Uhr abreisen müssen, was der Lehrmeister ablehnte", so Staub. Also brach er diese Übung ab, noch ehe sie begonnen hatte. „Ich wollte mir die Unihockey-Karriere auf keinen Fall verbauen", sagt der heute 23-Jährige.

_{Der Hof der Familie Staub wird demnächst 100 Jahre alt. (Bild: Michael Peter)}

Talentschule statt Lehre
Er schnupperte zunächst als Sanitär und Zimmermann, bis sein Vater Alois im Internet auf die FREI's Talentschool stiess. Diese war zwar hauptsächlich auf die jungen Fussballer des FC Luzern ausgerichtet (zum Beispiel ist Hannover-Profi Pirmin Schwegler ein ehemaliger Schüler der Organisation), aber auch offen für Vertreter anderer Sportarten. Nach einem Gespräch mit dem Schulleiter war es beschlossene Sache - Staub nahm eine KV-Lehre in Angriff und hatte daneben viel Zeit, sich dem Sport zu widmen.

Vater Alois, ehemaliger Präsident der Highlands und Manuels Trainer in Juniorenzeiten, ermunterte seinen Sohn dazu. „Er sagte mir, dass dies ohnehin eine gute Basis sei, um später einmal den Familienbetrieb zu übernehmen. Da seien die kaufmännischen Belange genauso wichtig und die Bauernschule könne ich auch später noch machen", ist Manuel Staub seinem Vater für die Unterstützung dankbar.

Dass sich die zeitlichen Investitionen in den Sport lohnten, zeigte die U19-WM 2013 in Hamburg. In der ersten Schweizer Sturmreihe an der Seite Joël Rüeggers (GC) und Nico Gröblis (Floorball Thurgau) hatte Staub massgeblichen Anteil am ersten Finaleinzug der U19-Nati seit zwölf Jahren.
Mit sieben Treffern war er gar der beste Schweizer Torschütze, lag in der Skorerliste weit vorne zwischen Peter Kotilainen und Albin Sjögren und wurde ins Allstar-Team gewählt. „Diese WM war definitiv ein Highlight für mich. Trainer Thomas Berger schenkte mir viel Vertrauen und ich konnte es zurückzahlen", blickt Staub auf Silber-WM zurück.

Umschulung in Meistersaison
Dass Staub und Joël Rüegger die jungen Schweizer damals beim 5:2 im Halbfinal über Finnland mit je zwei Skorerpunkten ins Endspiel gegen Schweden schossen, war symptomatisch. Die beiden GC-Junioren lieferten sich oft ein Skorerduell. „Wenn er drei Tore erzielte, wollte ich auch drei schiessen und umgekehrt", erinnert sich Staub lachend. Mittlerweile ziert Rüegger aber die Spitze der NLA-Skorerliste, während Staub für Zug United verteidigt. Was ist da „schief" gelaufen?

„Nichts", antwortet Manuel Staub, „Joël hat ein Händchen wie nur ganz wenige. Natürlich fragte ich mich bei GC zu Beginn manchmal, warum er in der ersten Linie spielte und nicht ich - aber das war schon richtig so, er hat schlicht einen besseren Weg eingeschlagen." Staub wurde mal am Flügel, mal auf der Centerposition und in verschiedenen Linien eingesetzt, bis er im dritten Jahr - der Meistersaison - von Trainer Luan Misini zum Verteidiger umfunktioniert wurde. Dort ist der früher so torgefährliche Stürmer geblieben.

„Als Stürmer kannst du schlecht spielen, trotzdem drei Tore schiessen und mit einem guten Gefühl vom Platz gehen. Als Verteidiger musste ich erst lernen, was für mich ein gutes Spiel ist - geblockte Schüsse und angekommene Pässe sind schwieriger einzuordnen", meint Staub. Misinis Entscheid hält er für richtig. „Das war ein guter Schritt und die Rolle gefällt mir. Und Scheu vor Zweikämpfen hatte ich ohnehin noch nie", sagt er schmunzelnd.

_{Manuel Staub magdie Arbeit mit den Galloway-Rindern. (Bild: Michael Peter)}

Zuger Paket passte
Nach dem Meistertitel mit GC stellte sich die Frage, wie es weiter geht. Im dritten Block des Meisters bleiben und auf eine Aufstiegschance hoffen? Oder zu einem kleineren Verein, um dort mehr Verantwortung zu übernehmen? Fast wäre er bei einem anderen NLA-Verein gelandet, doch dann kam ein Anruf aus Zug.

„Als stolzer Zuger war es natürlich mein Ziel, mit Zug United in der NLA zu spielen", sagt Staub. Das Problem: Der Verein war noch in der NLB. Doch der finnische Headcoach Jarkko Rantala machte dem verlorenen Sohn die Vision des Vereins schmackhaft und bot ihm eine tragende Rolle an. Weitere Faktoren kamen hinzu: Der Zuzug Billy Nilssons als Signal, die Rückkehr-Gelüste von GC-Kollege Thomas Grüter - und letztlich ein weiteres Gespräch mit Rantala, Sportchef Otto Moilanen und Vorstandsmitglied Bruno Schelbert. Dieser bot Staub gleich noch einen Job seinem Treuhandbüro an.

So passte das Paket, Staub verliess Zürich und zog mit Zug United eine Saison erfolgreich durch die NLB-Landschaft. Nach nur einer einzigen Niederlage in der ganzen Spielzeit war der Aufstieg geschafft und Staub konnte als Offensivverteidiger des ersten Blocks die alten Skorer-Qualitäten wieder auffrischen - 24 Tore und 13 Assists standen letztlich in der Statistik.

_{Manuel Staub mit dem ersten Zuger Block um Billy Nilsson (r.). (Bild: Michael Peter)}

Wie einst die Jets?
In vielen Partien war das Zuger Starensemble mit den beiden Vertretern des Meisters, den Nilssons (Torhüter und Stürmer), Trainersohn Joona Rantala und einem festen Stamm an Zugern nicht gefordert. „Ich kam oft ziemlich einfach zu meinen Punkten. Ehrlich gesagt wurde ich in dieser Saison wohl etwas schlechter, zumal ich auch noch die Rekrutenschule zu bewältigen hatte", gibt sich Staub selbstkritisch.

Das ist nun vorbei. Die Zuger verloren zwar Joona Rantala an Classic und waren im Aufstiegsjahr sogar noch etwas stärker als in der aktuellen NLA-Saison. Dennoch sieht es danach aus, als ob die Zuger erstmals seit den Jets (2011) als Aufsteiger direkt die Playoffs erreichen.
„Noch ist nichts in trockenen Tüchern", hebt Staub den Mahnfinger und ergänzt: „Selbst wenn wir die Playoffs noch verpassen und erst im siebten Spiel einer Abstiegsserie gegen einen B-Verein den Ligaerhalt schaffen sollten, wäre unser Saisonziel erreicht." Hauptsache oben bleiben lautet das Motto der Zuger weiterhin bescheiden.

Den ganzen Text und das persönliche Interview lesen Sie in der gedruckten Ausgabe.