Ausgabe 137, März 2018 - Saison 2017/2018
Junger Captain
Als der langjährige Rychenberg-Captain Lukas Grunder vor dieser Saison auf Reisen ging, suchte Cheftrainer Rolf Kern einen neuen Spielführer. Seine Wahl fiel auf Nils Conrad, beim Saisonstart noch 22 Jahre jung. Die Grösse - mit 1.98 Metern eindrucksvoll. Die Stimme - bestimmt, laut und deutlich. Aber würden sich Weltmeister wie Kari Koskelainen und Rasmus Sundstedt oder schwedische Meister wie Fredrik Holtz von einem jungen Thurgauer etwas sagen lassen? „Das fragte ich mich natürlich auch", gibt Conrad zu, nahm das Amt als Bindeglied zwischen Team und Staff aber gerne an. Er wusste, dass er etwas Zeit brauchen würde, um in die Rolle hinein zu wachsen und setzte sich zum Ziel, die persönliche Leistung unter der zusätzlichen Verantwortung nicht leiden zu lassen. Das gelang gut, da Nils Conrad noch nie Probleme hatte, den Ton anzugeben. „Ich war schon in der Schule und auch später im Sport immer einer, der sich gerne vor die Leute stellt und sagt ‚so machen wir es'. So beschloss ich auch beim HCR, dass mir die Captain-Binde keinen speziellen Druck auferlegt." Dass Conrad in dieser von Hochs- und Tiefs geprägten Saison der Winterthurer einer der Konstantesten war, überrascht daher nicht. Dass er in den Playoffs gar noch als Topskorer seines Teams brillieren würde, war hingegen nicht vorherzusehen.
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Sauna und Singapur
Nach fast zehn Jahren verliess Yannick Jaunin seinen Stammklub Kloten-Bülach Jets, um sich den Traum vom Auslands-Engagement zu erfüllen. Bei TPS Turku trifft der 28-Jährige auf andere Dimensionen und eine neue Kultur.
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Laptop-Trainer
Im Profisport greifen immer mehr Trainer auf technische Hilfsmittel zurück. Unihockey hinkt diesbezüglich noch hinterher. Jürg Kihm benützt als einer von wenigen Coaches ein technisches System, mit dem er Werte seiner Spielerinnen erfasst.
Artikel lesenIm Profisport greifen immer mehr Trainer auf technische Hilfsmittel zurück. Unihockey hinkt diesbezüglich noch hinterher. Jürg Kihm benützt als einer von wenigen Coaches ein technisches System, mit dem er Werte seiner Spielerinnen erfasst.
Der Begriff «Laptop-Trainer» genoss in den letzten Monaten Hochkonjunktur. Kaum ein Zeitungsbericht oder eine Talkrunde über die Bundesliga, in der das Thema nicht aufgegriffen wurde. Als «Laptop-Trainer» werden vor allem junge Übungsleiter wie beispielsweise Hoffenheims Julian Nagelsmann oder Schalkes Domenico Tedesco bezeichnet, die in ihrem Trainingsalltag gerne auf technische Hilfsmittel zurückgreifen. Sie lassen von ihren Spielern die Laufwege, das Tempo, die Ausdauer und vieles mehr genaustens auswerten.
Der älteren Trainergarde passt dies so nicht in den Kram. Sie befürchtet, dass nur noch anhand des Computers entschieden wird, die Bauch- und Gefühlsentscheidungen hingegen aussterben werden.
Grosser Aufwand für viele Infos
So weit ist man im Unihockey noch lange nicht, Diskussionen um Computer-Trainer sind noch keine entfacht worden und die technischen Hilfsmittel beschränken sich weitgehend auf die Videoanalysen. Jürg Kihm, Trainer der NLA-Frauen von Zug United, hat sich als einer der ersten Unihockeytrainer in der Schweiz ein System beschafft. Da er nebenberuflich als Vertreter der spanischen Marke WIMU im deutschsprachigen Raum engagiert ist, kam er relativ leicht zum Material. «Ich habe gesehen, welche Möglichkeiten die Technik bietet und wollte es selber ausprobieren», erzählt Kihm.
Der Aufwand ist gross, der Materialkoffer prall gefüllt. Vor den Trainings und Spielen müssen diverse Antennen in der Halle platziert werden, um die Signale der «verkabelten» Spielerinnen zu erhalten. Auch die Auswertung nimmt viel Zeit in Anspruch. Und finanziell ist das Ganze erst recht happig. Ein Tracking-Gerät kostet pro Spielerin um die 2000 Franken - bei einem Kader von 20 Frauen wird das teuer.
«Im Moment haben wir 17 Stück zur Verfügung. Es ist sicher nicht günstig, aber uns macht es Spass und es liefert viele Informationen», sagt Kihm. Mit «uns» meint er sich und seinen Assistenten Stefan Jakob. Zum Glück sei auch sein langjähriger Weggefährte so verrückt nach Technik wie er, sagt Kihm. Denn der Klub hat nicht alles finanziert. Die beiden Coaches haben ihr Trainerhonorar zusammengelegt, um sich das Material beschaffen zu können.
Vergleiche mit FC Barcelona
Im Indoor-Sport ist die technologische Datenerfassung von den Spielern noch wenig verbreitet. «Dort sehe ich eine Marktlücke», so Kihm. Es werde mehr und mehr kommen, Handball- oder Futsalvereine würden künftig immer mehr darauf setzen, ist er überzeugt - vorausgesetzt, die Vereine wollen und können es sich leisten.
Kihm ist vorerst zufrieden, mit dem was er hat. Pro Training und Spiel erhält er rund 250 verschiedene Parameter über seine Spielerinnen. Wer hat Defizite bei der Beschleunigung auf den ersten Metern? Wie hoch ist die Laufleistung insgesamt? Wer dreht ab wann im roten Bereich? «Ideal wäre, wenn ein Sportwissenschaftler die Daten auswerten könnte. Aber das ist finanziell nur für Vereine wie den FC Basel möglich. Wir studieren alles selber», sagt er. So verbringt er jeweils Stunden vor dem Computer, schaut die Werte bis ins letzte Detail an. «Die Geschichte ist enorm vielfältig, es hört gar nie auf. Da muss ich mich manchmal in den späten Abendstunden richtig zwingen, ins Bett zu gehen», erzählt der 45-Jährige mit einem Schmunzeln.
Aus dem grossen Datensalat hat Kihm eine grosse Erkenntnis gewonnen: «Im Unihockey gibt es kaum einmal einen längeren, geraden Sprint als neun Meter.» Dies liessen die Zentralschweizer sogleich in ihre Athletiktrainings einfliessen. Mehr Sternschrittübungen, kurze Sprints und vor allem Richtungswechsel statt 50-Meter-Sprints oder Ausdauerläufe. «Die Werte mit Teams aus anderen Sportarten zu vergleichen, ist sehr interessant», erwähnt Kihm, der Zugriff auf Daten vieler anderer Teams hat, wie zum Beispiel diejenigen des FC Barcelona.
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Inhalt
Kurznews
Pingpong mit Isabelle Gerig (Dietlikon) und Marco Klauenbösch (Uster), Langer zum Dritten, Unihockey im Schnee, Mätthus 1000. Punkt, weibliche Shutouts, gesperrte Trainer. Dazu wird gut gebrüllt.
Snow-Event in Arosa - ein klassisches Kurznews-Häppchen.
Nils Conrad
Nach einem bilderbuchmässigen Werdegang fehlen HCR-Verteidiger Nils Conrad zum sportlichen Glück nur noch die Titel. Spätestens 2040 soll es soweit sein.
Sauna, Singapur und Unihockey
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Cupfinals 2018
Der Cup und seine eigenen Gesetze? Nicht immer. Diesmal schwangen in der Sporthalle Wankdorf alle vier Teams obenaus, die aufgrund Position in der Liga zu favorisieren waren.
Claudio Nold holte mit Cazis den ersten Cup-Titel und strebt nun das Double an. (Bild: Erwin Keller)
Blau-Gelbe Erfolgsgeschichte
Cazis gewann zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den Liga-Cupfinal. Die Bündner sind zur neuen Kleinfeld-Hochburg geworden und streben das Double an.
Mission Heim-WM
Die Chancen stehen gut, dass Carola Kuhn im Mai zu ihrer zweiten U19-WM antreten kann. Gebremst wurden diese Hoffnungen in der Vergangenheit nur durch Verletzungen.
Carola Kuhn (links) hofft auf eine starke und verletzungsfreie U19-WM. (Bild: IFF)
Verbandsnews
Um den Unihockey-Trainerinnen und -Trainern attraktive und zeitgemässe Kurse zu bieten, wurde das Angebot mit einer Studie untersucht.
Eine neue Zeit
Jürg Kihm benützt als einer von wenigen Unihockey-Trainern ein System, mit dem er Werte seiner Spielerinnen erfasst.
Severin Nigg, Captain der Schweizer U19-Nati, will bei Zug United zum NLA-Spieler reifen. (Bild: Michael Peter)
Generation 2000
Severin Niggs Entwicklungskurve zeigte in den letzten Monaten senkrecht nach oben. Das Porträt des 17-jährigen Zugers, dessen Werdegang von Hünenberg bis nach Falun führt.
Tschechien
Erst in der letzten Runde fielen in Superliga die Entscheidungen bezüglich Quali-Sieg und die Ränge dahinter. Wer zieht in den Superfinal in Ostrava ein?
Der 17-jährige Felix Persyn freute sich auf das Duell mit Belgien gegen Finnland. Es wurde zum Albtraum. (Bild: Mika Hilska)
Belgischer Bub
Die Chancen eines deutschen Fussball-Juniors, gegen den Weltmeister aus dem eigenen Land zu spielen, sind verschwindend klein. Im Unihockey kann so etwas schon mal passieren.
Vonis Dessert
Endlich Unihockey am TV.