Ausgabe 140, Juni 2018 - Saison 2017/2018
Voll im Bild
Den jüngeren Leserinnen und Lesern sei in Erinnerung gerufen: Noch vor wenigen Jahren wurden im Schweizer Fernsehen Beiträge über Unihockey mit Worten wie „liebe Eltern, holt eure Kinder vor den Bildschirm, jetzt kommt Unihockey" eingeleitet. Es folgte dann meistens ein Beitrag im Stil der „Sendung mit der Maus", erklärend, simpel - den sich unterverkauft fühlenden Unihockey-Insidern eher unangenehme Gänsehaut verursachend. Mit der Zeit wurden die Beiträge etwas sportlicher, für Unihockey-Anhänger aber nicht viel befriedigender. Es gab mit Musik unterlegte Kurzbeiträge zu sehen, von den Meisterschaftsentscheidungen waren nicht immer Bilder verfügbar. Erst mit der Einführung des Superfinals vor vier Jahren wurde Unihockey hierzulande erstmals live übertragen und wie ein „normaler Sport" behandelt.
1,075 Millionen Personen verfolgten am 20. Mai live vor dem Fernseher, ob den Schweizer Eishockeyanern die Überraschung gelingt und sie in Kopenhagen erstmals die Goldmedaille an einer Weltmeisterschaft gewinnen. Letztlich unterlagen die Eisgenossen trotz des Supports aus den heimischen Stuben dem Titelverteidiger Schweden im Penaltyschiessen. Grosser Gewinner war das Schweizer Fernsehen - der Final der Eishockey-WM war mit 54 Prozent Marktanteil ein Strassenfeger. In solchen Dimensionen bewegt sich Unihockey natürlich noch nicht. Am 20. April, beim Superfinal zwischen Floorball Köniz und Wiler-Ersigen, waren 28 000 Zuschauerinnen und Zuschauer live auf SRF Info dabei, was einem Marktanteil von 6,3 Prozent entsprach.
Leseproben zu dieser Ausgabe
Basil Aerschmann
Basil Aerschmann (25) gehört zu den Eckpfeilern im Team von Floorball Fribourg. Nach einer starken ersten NLB-Saison blicken wir mit dem produktiven Verteidiger auf seine bisherige Karriere zurück und auf die zweite Fribourger Saison in der NLB voraus.
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Legende tritt ab
Nach 23 Saisons in der höchsten tschechischen Liga, 116 Länderspielen und neun WM-Teilnahmen hat Tomas Kafka genug. Der 39-jährige Kult-Goalie hört auf.
Artikel lesenNach 23 Saisons in der höchsten tschechischen Liga, 116 Länderspielen und neun WM-Teilnahmen hat Tomas Kafka genug. Der 39-jährige Kult-Goalie hört auf.
An sein erstes Länderspiel kann sich Tomas Kafka noch gut erinnern. Im Februar 2000 hütete er in Ostrava gegen eine Schweizer U21-Auswahl erstmals das Tor des tschechischen Nationalteams. „Wir gewannen 3:2 und ich wurde zum besten Spieler gewählt. Ein schöner Start in die internationale Karriere", sagt er rückblickend.
Bei Tatran Stresovice war er zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Jahre im Tor gestanden, sein erster Einsatz im Prager Vorzeigeverein stammt aus dem Jahr 1995. Er wohnte damals 100 Meter von Tatrans Heimhalle entfernt, spielte aber Basketball, Volleyball sowie Fussball und hatte von Unihockey noch nie gehört. Er wurde von seinem Cousin in ein Training Tatrans mitgenommen, da das Team noch einen zweiten Torhüter brauchte. Am Ende des ersten Besuchs klopfte ihm jemand auf die Schulte sagte, dass er gar nicht so ein hoffnungsloser Fall sei wie die anderen Goalies. Dieser jemand war, wie Kafka erst später erkannte, Teamcaptain und Nationalspieler Vladimir Fuchs, danach auch in der Schweiz (Hornets Bülach) aktiv und bis heute eine von Tschechiens bekanntesten Unihockey-Figuren.
Der Assist-König
In 23 Jahren verliess Kafka Tatran nur zweimal. Einmal in der Saison 2007/08 nach Unstimmigkeiten im Verein, als er beschloss, mit einem Transfer zu Stadtrivale Bohemians Prag „Raum für alle" zu schaffen. Im Frühling 2010 bestritt er für Balrog 14 Partien in der SSL, um doch noch einmal im Ausland gespielt zu haben. Zuvor hatte der 2006 zum weltbesten Goalie gewählte Kafka sämtliche Angebote aus dem Ausland abgelehnt, weil er diese nicht mit seiner beruflichen Karriere als Manager in einer grossen Firma vereinbaren konnte.
520 Partien in der höchsten tschechischen Liga weist Tomas Kafkas Statistik aus - und bemerkenswerte 28 Assists. Einmal warf er gar ein Tor, das aber natürlich dem Regelwerk entsprechend nicht zählte. Mit seinen starken Auswürfen war er oft Tatrans erster „Angreifer", mit seiner Postur und einem Kampfgewicht von auch einmal leicht über 100 Kilogramm immer ein Bollwerk, das den Gegnern Respekt einflösste. Vor allem, wenn er aus dem Tor sprintete oder sich bei Penaltys dem anlaufenden Stürmer entgegen warf.
13 Meistertitel sammelte er mit der „T-Dynastie", zehnmal wurde er als Tschechiens bester Torhüter ausgezeichnet. An neun Weltmeisterschaften bestritt er 47 Partien. Eine davon war der WM-Halbfinal 2004 in Kloten. Die Schweizer hatten nach dem Sieg im Gruppenspiel gegen Finnland den erhofften „leichten" Halbfinal gegen Tschechien erreicht, doch Kafka schlug den Schweizern die Finaltür vor der Nase zu und verhalf seinem Team zu einem 5:3-Sieg.
Stammplatz verloren
Insgeheim hat Tomas Kafka auf ein goldenes Karrierenende an der kommenden WM in Prag im Dezember gehofft. „Wenn die Chance besteht, noch einmal eine Heim-WM zu bestreiten, hänge ich noch eine Saison an", sagte er gegenüber dem Online-Magazin florbal.cz vor einiger Zeit. Doch dazu wird es nicht mehr kommen. Der 39-Jährige spielte in den Überlegungen des Nationaltrainers Petri Kettunen keine Rolle mehr und selbst bei Tatran verlor er zuletzt den Stammplatz an seine „ewige Nummer 2" Michal Rebro. In den Playoffs dieses Frühlings stand Kafka keine Minute auf dem Platz.
Stattdessen holte er am Ende der Saison den Meistertitel mit Tatrans Senioren, bei denen sich Altstars wie Fuchs, Jandacek oder Fridrich tummeln. Milan Fridrich hatte Kafka einst selber zu Tatran geholt, als er sich nebenbei als Sportchef betätigte und für Transfers zuständig war. „Das war leicht, ich holte einfach die Spieler, die gegen mich trafen - bei ihnen wusste ich, dass sie das Zeug zum Tatran-Spieler haben", erzählt Kafka lachend.
Der schwierige Entscheid
Tomas Kafka prägte eine ganze Generation tschechischer Unihockey-Goalies. Immer häufiger stand auch beim Gegner ein Torhüter mit der Rückennummer 69 im Tor, der Nummer ihres Vorbilds. Sogar in Schweden tragen mit Jacob Pettersson (Storvreta) und Oskar Adler (Pixbo) zwei junge Schlussmänner Kafkas Nummer.
Der definitive Rücktritt nach dem Saisonende fiel ihm äusserst schwer. „Die ersten Tage nach dem Entscheid waren sehr hart, ich habe kaum geschlafen", gibt er zu. Mittlerweile geniesse er die Ruhe aber und freue sich darauf, Frau und Familie etwas Zeit zurückzugeben. Vielleicht kann er Ende August sogar seinen 40. Geburtstag ausgiebig feiern. In den letzten Jahren war er an seinem Geburtstag oft genug mit Tatran Stresovice am Champy Cup in der Schweiz engagiert. Da er dabei oft auch als Chauffeur des Teambusses fungierte, konnte er sich nicht einmal einen Schluck zur Feier des Tages gönnen.
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Inhalt
Kurznews
Pingpong mit Lena Cina (Wizards) und Fabian Zolliker (Jets), zweifacher Weltmeister für Uster, geknackter Rekord, der Schoggi-Funktionär, letzter Sendeplatz. Dazu wird gut gebrüllt.
Voll im Bild
Erstmals waren im Frühling sechs Playoff-Partien live auf SRF zu sehen. Die neue TV-Präsenz gilt als Meilenstein. Mehr Aufwand, mehr Beachtung, mehr Einnahmen - was bringt der TV-Hype tatsächlich?
Ausländer-Thematik
Ein Gentlemen's Agreement soll die Anzahl der ausländischen Spielerinnen und Spieler in der Nationalliga beschränken.
Die Kujala-Twins bereicherten einst die NLA der Frauen. (Bild: Damian Keller)
Bergluft
Einst bereicherten Weltmeisterinnen und weitere Ausländerinnen von Weltklasseformat die NLA der Frauen. Diese Zeiten sind vorbei - kein gutes Zeichen für die Liga.
Laupens Joker
Ein Spiel, zwei Tore, NLB-Meister. Der erste Einsatz in Laupens Fanionteam hatte es für die 19-jährige Yara Hofmann gleich in sich. Dabei spielt sie normalerweise Fussball.
Jahr der Bestätigung
Basil Aerschmann gehört zu den Eckpfeilern im Team von Floorball Fribourg. Nach einer starken ersten NLB-Saison blicken wir mit dem produktiven Verteidiger zurück und voraus.
Verbandsnews
Neun neue Schüler-Meister und die Saison 2017/18 in Wort und viel Bild.
Generation 2000
Während sich Gianluca Persici in der Saison 2017/18 den inoffiziellen Titel des Topskorers aller Schweizer Ligen sichern konnte, gehört Teamkollege Cyrill Suter bei Wiler-Ersigen und in der U19-Nati zum defensiven Fundament.
Mehr als nur Tourist
David Rühle hat gerade etwas Zeit, bis er im Herbst eine neue Ausbildung beginnt - und engagiert sich ein halbes Jahr als Unihockey-Ausbilder in der Ukraine. Kann man machen.
David Rühle mit Vitali Klitschko in Kiew.
Kotilainen toppt Zirkus
In Finnland läuft die Silly Season auf Hochtouren. Noch haben diverse grosse Namen keinen Vertrag für nächste Saison - ein gescheiterter Transfer sorgte für den grössten Wirbel.
Eine Legende tritt ab
Nach 23 Saisons in der höchsten tschechischen Liga, 116 Länderspielen und neun WM-Teilnahmen hat Tomas Kafka genug. Der 39-jährige Kult-Goalie hört auf.
Vonis Dessert
Reto Voneschen spürt den Frühling.