Ausgabe 141, Juli 2018 - Saison 2017/2018
Zugeschlagen
Als wir uns im Sommer 2015 letztmals lange mit René Berliat unterhielten, stand das Gespräch unter dem Titel „Erntezeit". Nach fünfeinhalb Jahren in der Könizer U21 war er an die NLA-Bande zurückgekehrt, um eine lange Aufbauarbeit mit dem Meistertitel zu veredeln. Am Ende der Saison stand Floorball Köniz als Cupsieger da, der Superfinal 2016 ging aber auf dramatische Art und Weise an GC verloren. Der Schock sass tief, in der Saison 2016/17 passte nicht viel zusammen. Doch die Enttäuschung wurde überwunden und dann war es endlich soweit. Im April 2018 feierte Köniz mit dem Sieg im Superfinal über Wiler-Ersigen den ersten Meistertitel. Mannschaftsführer Kaspar Schmocker überreichte bei der Siegerzeremonie René Berliat nebst dem Pokal auch gleich seine Captainbinde. Eine selten gesehene Ehrerbietung, die jedoch seine Richtigkeit hatte. Mit Ausnahme des zweiten Torhüters Lukas Genhart und der Ausländer waren sämtliche Könizer Kaderspieler schon als Junioren durch Berliats Schule gegangen.
Kein anderer Trainer prägte seinen Verein derart stark wie Berliat, der drei Jahrzehnte lang Spieler formte, Trainer schulte, Konzepte erarbeitete und nie nachliess. Nach dem bereits im Frühling angekündigten Rücktritt und kurz vor seinem 50. Geburtstag stellte der Meistertitel ein fast schon filmreifes (vorläufiges) Ende der Geschichte dar.
Kaum jemand mag Berliat diesen Titel nicht gönnen. Für unihockey.ch der Zeitpunkt, ein weiteres Mal bei der Station „Köniz Zentrum" auszusteigen, um in der lauschigen Gartenlaube des Meistertrainers nach dem aktuellen Befinden zu fragen.
Leseproben zu dieser Ausgabe
Nathalie Spichiger
Nach zwei Jahren bei Meister Piranha Chur kehrt Nathalie Spichiger zum UHV Skorpion Emmental zurück. Mit im Gepäck: Ein Schweizer Meistertitel sowie reichlich Erfahrung
Artikel lesen
Die Laelys
Franco Laely, Claudio Laely und Marco Laely - drei Davoser Brüder, die auf hohem Niveau Unihockey spielen. Da sie dies in drei verschiedenen Vereinen tun, können sie sich die Bälle nur privat zuspielen.
Artikel lesenFranco Laely, Claudio Laely und Marco Laely - drei Davoser Brüder, die auf hohem Niveau Unihockey spielen. Da sie dies in drei verschiedenen Vereinen tun, können sie sich die Bälle nur privat zuspielen.
Gemeinsame Treffen zu dritt haben bei den Laely-Brüdern Seltenheitswert. Für die „Davoser Zeitung" und unihockey.ch haben sie sich jedoch gemeinsam in Landquart an einen Tisch gesetzt. «Am 1. August und an Weihnachten sehen wir uns jeweils, aber dazwischen einen Termin für ein Treffen zu finden, das wird nicht einfach», sinnierte Franco Laely auf die Anfrage nach einem Treffen mit seinen Brüdern Claudio und Marco. Doch Franco bestätigt, was ihm Marco danach attestiert: «Er ist extrem auf Zack.» Bevor die drei Brüder zum Beispiel über die Details einer gemeinsamen Reise gesprochen hätten, habe Franco die Details bereits erledigt, so Marco weiter.
Es dauert nur wenige Wochen - und die drei Brüder sitzen sich in Landquart am Bahnhof gegenüber. Claudio und Marco sind aus Zürich mit dem Zug angereist, Franco hat den Weg von Davos ins Rheintal mit dem Auto unter die Räder genommen. Der Unihockeysport verbindet die drei Monsteiner, und gleichzeitig trennt er sie - räumlich.
Franco, mit 27 Jahren der älteste, spielt seit seiner Juniorenzeit für seinen Stammclub Iron Marmots Davos-Klosters, im Landwassertal lebt und arbeitet er auch. Claudio (26) hat die Marmots bereits als 14-Jähriger Richtung Alligator Malans verlassen, seit Sommer 2017 läuft er für die Grasshoppers auf und hat seinen Wohnort nach Zürich verlegt. Und Marco (24), der jüngste, heuerte schon 2013 bei Zug United an, mit Wohnsitz in Baar.
Vier Jahre Captain in der NLA
Die ungleichen Wohnorte tun der brüderlichen Freundschaft keinen Abbruch. Umso mehr, als sich zumindest Claudio und Marco regelmässig sehen. «Wir geniessen oft zusammen in Zürich das Mittagessen», so Claudio. Claudio ist in der Unihockeyszene der Bekannteste der Laelys. «Und der Grösste war er ja bereits, als wir noch Kinder waren», erinnert sich Franco an die gemeinsamen Jahre bei den Kleinfeldjunioren der Marmots zurück.
Acht Jahre stürmte Claudio danach für Alligator Malans in der NLA, vier Jahre davon durfte der frühere Sportgymnasiast als Nicht-Rheintaler sogar die Captain-Binde tragen. 2013 debütierte er in der Schweizer Nati und gewann mit den Herrschäftlern die Schweizer Meisterschaft. 2012 und 2015 durfte er zudem die Cup-Trophäe in die Höhe stemmen. «Er war immer sehr ehrgeizig, als einziger von uns drei ordnete Claudio alles dem Unihockeysport unter», findet Franco die Erklärung für die Erfolge des Bruders. «Er ist unser Sunnyboy und vielleicht ein Müh talentierter als wir zwei», ergänzt Marco. «Dass nicht wir, sondern er zu den besten Schweizer Stürmern gehört, hat er jedoch seinem bereits im Jugendalter gezeigten Willen und Biss zu verdanken», schiebt Marco nach.
In Zug durchgekämpft
Marco selbst liess sich ursprünglich von Claudio inspirieren, er verliess die Marmots ebenfalls bereits als 15-Jähriger Richtung Malans. Nach seiner Banklehre - «ich schloss besser ab als erwartet» - ordnete er seine Prioritäten aber neu. «Ich entschied mich nicht gegen den Unihockeysport, aber legte meinen Schwerpunkt auf den Beruf.» Ein «interessantes Jobangebot» lockte Marco 2013 in die Innerschweiz, wo er sich dem damaligen NLB-Team von Zug United anschloss. «In den ersten drei Zuger Jahren gehörte ich noch nicht zum Stammpersonal, aber damit musste ich rechnen, weil ich berufsbedingt nicht alle Trainings bestreiten konnte.» Doch Marco sei eben ein Kämpfer mit hohem Selbstbewusstsein, sagt Claudio über ihn: «Er hat sich mit seiner Geduld und seiner Persönlichkeit bei den Zugern durchgekämpft.»
Dass Marcos Equipe im Frühling 2017 die Promotion in die NLA bewerkstelligte, war zwar eher Billy Nilssons Verdienst. Der Schwede steuerte in 26 Partien sagenhafte 97 Skorerpunkte zum Aufstieg bei. Doch Marco spielte just in jener Saison 2016/17 erstmals eine wichtigere Rolle in Zug, mit regelmässigen Einsätzen als 3.-Linien-Center. «Marco lässt sich eben nicht so leicht aus der Ruhe bringen und der beste Kommunikator von uns drei ist er wohl auch», ortet Franco die Gründe für Marcos Durchbruch in der Zentralschweiz. Denn auch letzte Saison in der ersten Zuger NLA-Spielzeit genoss Marco das Vertrauen des Trainerduos Sascha Rhyner und Radim Cepek.
Den ganzen Text lesen Sie in der gedruckten Ausgabe.
Inhalt
Kurznews
Pingpong mit Andrea Ressnig (Frauenfeld) und Simon Meier (Thun), Arzt als Präsident, Davoser Galopper, Stellas Maulkorb, Streetfloorball in Tschechien. Dazu wird gut gebrüllt.
Zugeschlagen
Nach drei Jahrzehnten Vollgas für Floorball Köniz tritt René Berliat nach dem Gewinn des Meistertitels kürzer. Für den Moment zumindest.
René Berliat vor der Halle Weissenstein. (Bild: Fabian Trees)
Lehrtochter wurde Meisterin
Nach zwei Jahren bei Meister Piranha kehrt Nathalie Spichiger zu Skorpion Emmental zurück. Mit im Gepäck: Ein Schweizer Meistertitel sowie reichlich Erfahrung.
Silly Season
Die Sportchefs der NLA-Vereine haben fleissig Transferformulare unterschrieben. Wir zeigen die bisher bekannten Zuzüge und Abgänge auf einen Blick.
Wo sind die Schweizer Trainer?
Zu Beginn der Saison 2018/19 werden bei zehn von zwölf NLA-Teams der Männer Cheftrainer ohne Schweizer Pass an der Bande stehen. Woran liegt das? Und ist das gut oder schlecht?
Sascha Rhyner zeigt, wie viele Cheftrainer mit Schweizer Pass nächste Saison an den NLA-Banden stehen. (Bild: Wilä Hinz)
Gleich-ungleiche Brüder
Franco, Claudio und Marco Laely - drei Davoser Brüder, die auf hohem Niveau Unihockey spielen. Da sie dies in drei verschiedenen Vereinen tun, können sie sich die Bälle nur privat zuspielen.
Verbandsnews
swiss unihockey wird auch in diesem Sommer mit Auswahlteams an die Prague Games reisen.
Quantensprung
Der HC Rychenberg zieht von der lausigsten NLA-Infrastruktur in die beste um. Im August öffnet die AXA Arena ihre Tore.
Der HC Rychenberg zieht um. (Bild: Martin Deuring)
Nachruf Mäge Gautschi
Mark «Mäge» Gautschi war passionierter Trainer, Organisator und ein Wegbereiter des ersten Könizer Meistertitels. Zudem prägte er als Pionier der Live-Stream-Bewegung den Weg des Unihockeys ins digitale Zeitalter mit.
Generation 2000
Die jungen Churer Mauro Stingelin und Cedric Söderberg sind originell und torgefährlich.
Der Churer Mauro Stingelin will an die U19-WM nach Kanada. (Bild: Fabian Trees)
Finnland
Jussi Piha war ein technisch versierter, aber nicht wirklich durchtrainierter Center. Nun ist der 31-Jährige ein ernsthafter WM-Kandidat, der jungen Spielern Ratschläge fürs Leben gibt.
Vonis Dessert
Reto Voneschens Kampf mit dem inneren Schweinehund.