Ausgabe 144, Oktober 2018 - Saison 2018/2019
Das komplette Paket
Der Transfer von Calle Kostov Bredberg sorgte im Frühling für einiges Aufsehen. Immerhin gehört er zum erweiterten Kreis von Schwedens Nationalmannschaft und unterschrieb schon früh bei Zug United, eigentlich bevor die „Silly Season" so richtig begann. „Calle war letzte Saison schon einmal bei uns zu Besuch", bestätigt denn auch Zugs Assistenztrainer Sascha Rhyner. Andere Vereine, zum Beispiel die Grasshoppers, bemühten sich ebenfalls um die Dienste des 25-jährigen Verteidigers und hatten mit dem schwedischen Nationaltrainer sogar einen prominenten, wenn auch aus Zuger Sicht zweifelhaft argumentierenden Fürsprecher. Mikael Hill persönlich riet Kostov Bredberg nämlich davon ab, in die Zentralschweiz zu wechseln, weil anderswo die Trainingsqualität höher sei. „Ich glaube, er war weder bei uns noch bei einem anderen Schweizer Verein jemals an einem Training", äussert sich Rhyner diesbezüglich. Er und sein Schützling würden über die gewagte Aussage mittlerweile nur noch lachen, sagt er. Doch was hat Kostov Bredberg eigentlich in die Schweiz geführt? Immerhin war er bisher die Vereinstreue in Person und spielte immer für den SSL-Verein Sirius IBK. „I am a Sirius guy", sagt der Schwede denn auch ohne zu zögern - Wortspiel (Sirius / serious) inklusive. Tatsächlich war der Wechsel in die Schweiz der erste Transfer in seiner Karriere überhaupt.
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Ganz steiler Aufstieg
Wie aus dem Nichts erzielte Eliane Ganz letzte Saison für Aergera Giffers beeindruckende 37 Skorerpunkte. Nun folgt für die ehrgeizige Bernerin die Saison der Bestätigung.
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Der Fuchs geht um
Obwohl Petri Kettunen Finnland 2016 zum Weltmeistertitel führte, wurde sein Vertrag danach nicht verlängert. Nun soll der 47-Jährige Tschechien eine erfolgreiche Heim-WM bescheren.
Artikel lesenObwohl Petri Kettunen Finnland 2016 zum Weltmeistertitel führte, wurde sein Vertrag danach nicht verlängert. Nun soll der 47-Jährige Tschechien eine erfolgreiche Heim-WM bescheren.
Der passionierte Orientierungsläufer Petri Kettunen lässt sich nicht so schnell vom Weg abbringen. Kaum hatte sich der finnische Verband den Luxus gegönnt, sich von seinem Weltmeistertrainer zu trennen, heuerte dieser in Tschechien an. Nicht nur aufgrund der bevorstehenden WM in Prag eine reizvolle Mission für den akribischen Arbeiter und cleveren Taktiker, dessen Name - „Kettu" bedeutet auf Finnisch Fuchs - zu einem Trainerfuchs passt wie die Faust aufs Auge.
Nun durchstreift Kettunen ein neues Territorium und erkundet oft früh morgens neue Laufstrecken in Stadt und Land, ehe er sich daran macht, seine bald 30 Jahre Unihockey-Erfahrung in die tschechische Nationalmannschaft und die Vereine einzubringen. unihockey.ch traf den Finnen im Prager Stadtzentrum zu einem langen Gespräch über unterschiedliche Kulturen, den Begriff Leistung und das Leben als Trainer.
Du bist der erste ausländische Cheftrainer bei der tschechischen Unihockey-Nationalmannschaft. Wäre es umgekehrt denkbar, dass Finnland diesen Job einem Ausländer anvertrauen würde?
Petri Kettunen: Warum nicht? 1995 wurde Finnland unter dem schwedischen Trainer Curt Lindström erstmals Eishockey-Weltmeister - was für uns Unihockeyaner eine riesige Motivation war, es den Eishockeyanern gleich zu tun und einige Monate später in der Schweiz Europameister zu werden.
Sonst ist Finnland aber eher für den Export von Trainern bekannt, auch die halbe Schweizer NLA setzt auf Landsleute von dir. Warum ist das so - haben Finnen Taktik im Blut?
Finnen nehmen ihre Arbeit sehr ernst, auch als Trainer. Sie sind gut ausgebildet, interessiert, enthusiastisch und wollen jeden Tag dazu lernen. Ob sie das letztlich besser macht als die Coaches in der Schweiz oder in Tschechien? In diesen Ländern gibt es ebenfalls ausgezeichnete Trainer. Finnen sehen ein Land wie die Schweiz auch als sportliche sowie persönliche Herausforderung und finden so den Weg ins Ausland.
Du hast diese Herausforderung in der Schweiz gleich zweimal gesucht.
Und ich profitiere bis heute davon. Wenn mich finnische Trainer fragen, ob sie ein Angebot aus der Schweiz annehmen sollen, sage ich ihnen: Mach es, wenn du die Chance hast. Du lernst eine andere Kultur kennen, wirst ein besserer Coach und entwickelst dich als Mensch weiter.
Sind finnische Trainer häufiger bereit, ganz auf die Karte Sport zu setzen?
Es gibt mittlerweile mehr Möglichkeiten, zu 100 Prozent für einen Verein zu arbeiten - oft noch in Verbindung mit administrativer Arbeit, nicht nur auf dem Platz. Reich wird damit aber niemand, die Leidenschaft ist ein wichtiger Faktor. Die meisten Trainer haben wie in der Schweiz einen normalen Job „nebenbei". Das war bei mir auch so, als ich noch Josba-Coach war.
Was mit einer Familie sicher nicht einfach war?
Wir waren 20'000 Kilometer pro Jahr mit dem Bus unterwegs. An mindestens vier Abenden pro Woche stand ich in der Halle. An diesen Tagen siehst du um 21 Uhr die Kinder noch 20 Minuten und die Frau eine Stunde. Das braucht viel Verständnis von der Familie.
Das war offenbar der Fall.
Meine Frau Pia sagte einmal: „Pete, wir haben uns dieses Jahr noch nicht so oft gesehen - bist du sicher, dass du so weitermachen möchtest?" Ich musste jeden Vertrag immer zuerst im eigenen Haus verhandeln.
Hattest du nie Existenzängste? Die Jobangebote im Sportbereich sind ja nicht unendlich.
Meine Frau pflegt zu sagen, dass ich einfach den falschen Sport ausgesucht habe - Fussball oder Eishockey wären lukrativer.
Wie hat sie darauf reagiert, dass du nun oft in Tschechien bist?
Sie kam schon einige Male mit nach Prag. Eigentlich ist die Situation sogar übersichtlicher geworden. Ich bin etwa eine Woche pro Monat in Tschechien und sonst zu Hause. Zuvor war immer einige Tage pro Woche unterwegs. Zudem sind nun unsere Söhne 14 und 16 Jahre alt, was sie selbständiger macht - sie wissen, wie der Mikrowellenherd funktioniert. Mit jüngeren Kindern hätte ich Tschechien abgesagt.
Spielen deine Söhne ebenfalls Unihockey?
Zum Glück nicht, so können wir mit ihnen andere Dinge unternehmen wie Mountainbike, OL, Tennis oder Badminton. Wobei der ältere Sohn sieben Jahre gespielt hat. Für einige Partien in der 5. Division liefen wir sogar gemeinsam auf. Ich bin in meiner Karriere mit vielen grossen Spielern auf dem Feld gestanden. Aber beim Bully meinem Gegenüber sagen zu können, dass da hinter mir mein Sohn Jesse steht, hat mich schon extrem stolz gemacht.
Du bist an der WM in Riga im Dezember 2016 mit Finnland Weltmeister geworden. Wir unterhielten uns nach dem Final in der Mixed-Zone. Meine Frage, ob du Nationaltrainer bleibst, hast du bejaht. Was ist danach passiert?
Ich erhielt am 22. Dezember vom Verbandspräsidenten einen Anruf, in dem er mich informierte, dass nicht mehr mit mir geplant werde. Das war ein „schönes" Weihnachtsgeschenk.
Das ganze Interview lesen Sie in der gedruckten Ausgabe.
Inhalt
Kurznews
Pingpong mit Sandra Mischler (Frauenfeld) und David Holenstein (Uster), Wikis Jubiläum, eingeweihte Arena, Straubhaars Prognose, Kampf um den Modus. Dazu wird gut gebrüllt.
Das komplette Paket
Der schwedische Verteidiger Carl Kostov Bredberg gehört zu den interessantesten neuen Ausländern in der NLA. Mit Zug United will er an die guten Resultate der ersten NLA-Saison anknüpfen.
Die Allzweckwaffe
Es gibt dankbarere Aufgaben als der Ausländer nach Johan Samuelsson zu sein. Doch der vielseitige Tscheche Martin Kisugite erledigt seine Aufgaben bei den Tigers Langnau bisher mit Bravour.
Martin Kisugite (l.) ist ein Gewinn für die Tigers. (Bild: Damian Keller)
Herausragend
Die Saison 2017/18 ist noch jung. Wir legen uns dennoch schon mal auf die zehn besten Neuzugänge der NLA fest.
Präsidentin aus Dankbarkeit
Valérie Favre Accola steht seit dem Sommer als erste Frau an der Spitze der Iron Marmots Davos-Klosters. Die Gattin des ehemaligen Ski-Weltcupsiegers Paul Accola will den B-Ligisten mit ihrem Netzwerk unterstützen.
Valérie Favre Accola will den Marmots etwas zurückgeben.
Ganz steiler Aufstieg
Wie aus dem Nichts erzielte Eliane Ganz letzte Saison für Aergera Giffers beeindruckende 37 Skorerpunkte. Nun folgt für die ehrgeizige Bernerin die Saison der Bestätigung.
Vorschau Männer 1. Liga
In die NLB hat es im Frühling kein 1.-Ligist geschafft - die Teams mit Aufstiegsambitionen scheiterten früh in den Playoffs. Nun folgt der nächste Anlauf.
Limmattal feiert - auch am Ende der Saison? (Bild: Rolf Gabriel)
Supercup 2018
Ein Rückblick in Bildern.
Lara in Göteborg
Nationaltorhüterin Lara Heini hat in Schweden viel Zeit - und doch ständig zu wenig davon.
Lara Heini traf ihre Landsmänner Maurer, Engel und Braillard in Jönköping.
Verbandsnews
Die ersten Eindrücke der neuen U-Auswahltrainer.
Fuchs in fremden Diensten
Obwohl Petri Kettunen Finnland 2016 zum Weltmeistertitel führte, wurde sein Vertrag danach nicht verlängert. Nun soll der 47-Jährige Tschechien eine erfolgreiche Heim-WM bescheren.
Petri Kettunen und Akseli Ahtiainen haben mit Tschechiens Nationalteam grosse Pläne. (Bild: Cesky Florbal)
Vonis Dessert
Reto Voneschens mit einem Hoch auf den Teamsport. Dank Mathias Seger.