Ausgabe 148, Februar 2019 - Saison 2018/2019
Gereiftes Enfant terrible
Völlig zurecht galt Julia Suter einst als eines der grössten Talente im Schweizer Frauen-Unihockey. Frech, schnell, entschlossen in den Zweikämpfen, kaltblütig im Abschluss. Schon als 17-Jährige debütierte sie 2007 bei den Red Ants in der NLA und lieferte auf Anhieb fast einen Skorerpunkt pro Spiel ab. 2008 schoss sie Schweizer U19-Nati in Polen zum Weltmeistertitel - bis heute die letzte Goldmedaille für das Schweizer Unihockey auf internationaler Ebene. Mit ihrer emotionalen Art galt Suter aber schon bald als „Enfant terrible" der Liga. Sie eckte an. Bei den Gegnerinnen sowieso, aber auch bei den eigenen Mitspielerinnen in Winterthur. 2010 kam es zum Knall, sie wurde sie von den Red Ants suspendiert und wechselte mitten in der Saison zu Konkurrent Dietlikon. Dort fand sie sofort zu ihrer Rolle als Goalgetterin zurück. In diesem Team funktionierte eine Spielerin ihres Typs besser. «Wenn das Umfeld den Leistungsgedanken einfordert, müssen Leute wie Julia weniger stark selbst danach verlangen», sagt Simone Berner, damals Dietlikons Captain und Teamkollegin, heute Suters Cheftrainerin bei den Kloten-Dietlikon Jets.
Nach dem dritten verlorenen Playoff-Final in Folge trat Suter im Frühling 2014 Knall auf Fall zurück. Sie erinnert sich, wie die Emotionen in ihr hochgingen, wie sie spürte, dass sie keine Kraft mehr hatte. Zu Beginn der Saison 2017/18, nach fast vier Jahren Pause, folgte das stille Comeback der 43-fachen Nationalspielerin bei Meister Dietlikon. Interviewanfragen lehnte sie ab - sie wolle «lifere statt lafere», lautete die Begründung. Erst wenige Tage vor dem Superfinal 2018 war die 28-jährige Stürmerin zu einem Interview mit dem „Zürcher Unterländer" bereit. Sie hatte in der Zwischenzeit tatsächlich geliefert. In Zahlen waren es insgesamt 17 Tore, 20 Assists und Platz 10 in der NLA-Skorerwertung
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Der Professor
Seit dem Sommer trainiert Jyri Korsman Meister Floorball Köniz. Der Finne kam mit vielen Vorschusslorbeeren in die Schweiz - aber auch mit der Hypothek, Vereinslegende René Berliat zu ersetzen.
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Tessiner Hoch
Die drei Tessiner NLB-Vertreter sind so erfolgreich unterwegs wie noch nie. Bei den Männern stehen erstmals beide Vereine in den Playoffs und bei den Frauen orientiert sich SUM ganz nach oben.
Artikel lesenDie drei Tessiner NLB-Vertreter sind so erfolgreich unterwegs wie noch nie. Bei den Männern stehen erstmals beide Vereine in den Playoffs und bei den Frauen orientiert sich SUM ganz nach oben.
Sportiva Unihockey Mendrisiotto, kurz SUM, gelang in der dritten NLB-Saison der Vereinsgeschichte ein deutlicher Schritt nach vorne. Nach zwei sechsten Rängen in der Qualifikation und dem schnellen Out in den Playoffs, könnten dieses Jahr der Vorstoss in die Halbfinals gelingen. Die Ausgangslage dafür ist jedenfalls hervorragend. In der Quali befanden sich die Tessinerinnen in einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Floorball Riders und den Hot Chils um die Leaderposition - eine Runde vor Schluss (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) war sogar noch der Quali-Sieg möglich.
Wenn es nach der temporären Tabellenführung zu Beginn des Jahres nicht zwei Niederlagen gegen Lejon Zäziwil (7:8 nach Verlängerung) sowie Floorball Uri (4:5) abgesetzt hätte, wäre dieses Rennen vorzeitig zugunsten von SUM entschieden gewesen. Aber auch so kann das Team mit über 100 erzielten Treffern und einem ansehnlichen Vorsprung auf das viertplatzierte Unihockey Basel Regio - den Viertelfinalgegner der letzten Saison - zuversichtlich in die finale Phase der Saison gehen.
Frischer finnischer Wind
Auf die Faktoren angesprochen, die SUM auf die Überholspur geführt haben, analysiert Captain Adela Zulji: «Das finnische Trio, das seit dieser Saison bei uns unter Vertrag steht, brachte viel Qualität in unser Team und ist eine grosse Unterstützung. Wir haben haben aber auch gut organisierte und vorbereitete Trainer - mit Michel Betrisey vermochten wir uns bezüglich Technik und Taktik zu verbessern.» Die routinierte Verteidigerin ist stolz auf die Entwicklung ihrer Mitspielerinnen. «Die Ausführungsgeschwindigkeit und Qualität der Übungen ist gestiegen. Die meisten Spielerinnen erzielten grosse Fortschritte, wodurch wir spielerisch gewachsen sind», sagt die 28-Jährige.
Ausser den Söldnerinnen sind sämtliche Spielerinnen im Tessin aufgewachsen. Und während die Finninnen zwar technisch und taktisch frischen Wind ins Team bringen, ist der Kampfgeist nach wie vor das Markenzeichen von SUM. Die Devise der Südschweizerinnen lautet in jedem Spiel, immer bis zum Schluss zu kämpfen. Das zeigte sich beispielsweise beim Heimspiel gegen Aufsteiger Appenzell im Dezember: Die Gastgeberinnen konnten in den letzten dreissig Sekunden das Resultat vom 7:8 zum 9:8 drehen - wobei das siegbringende Tor eine Sekunde vor Schluss fiel. Beide Treffer wurden von Liga-Topskorerin Simona Teggi vorbereitet.
Abenteuer NLA?
Noch sind in höchsten Liga ausschliesslich Teams aus der Deutschschweiz vertreten. Bezogen aufs Unihockey sei im Vergleich zwischen Tessinerinnen und Deutschschweizerinnen vieles ähnlich, der grosse Unterschied liege in der Mentalität, meint Adela Zulji. Über einen möglichen Aufstieg in die NLA sei bei SUM bisher trotz der vorteilhaften Tabellenlage nicht gesprochen worden, versichert sie. «Wir möchten jedes Spiel einzeln angehen und uns nicht auf negative Weise vom Erfolg beeinflussen lassen. Bodenständigkeit ist uns sehr wichtig.»
Frohnatur Zulji, seit 15 Jahren auf Unihockeyfeldern unterwegs, wagte sich persönlich schon vor einigen Jahren an das Abenteuer NLA. Vor sieben Jahren wurde sie vom damaligen Piranha-Sportchef Giovanni Marti, der sie von der U19-Nati her kannte, nach Chur gelotst. Nach zwei lehrreichen Jahren zog es Zulji jedoch aus beruflichen und privaten Gründen ins Ausland, danach folgte die Rückkehr ins Tessin sowie zu Sportiva Unihockey Mendrisiotto. Für die Tessinerinnen liegt der Fokus nun vollumfänglich auf den Playoffs. Das Ziel lautet klar das erstmalige Erreichen des Halbfinals. Wird diese Hürde genommen, rückt die Möglichkeit näher, dass Adela Zulji in die NLA zurückkehrt - mit SUM, dem ersten Vertreter der Sonnenstube der Schweiz in der obersten Liga.
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Inhalt
Kurznews
Pingpong mit Sandra Kuster (Zug United) und Matthias Mäder (Red Devils), Achtung Maskottchen, Polish Cup, Rumpeln im Sarganserland, Retro, unrühmlicher Weltrekord. Dazu wird gut gebrüllt.
Gereiftes Enfant terrible
Julia Suter ist die letzte Schweizer Weltmeister-Schützin. Nach langer Pause gab sie letzte Saison ihr Comeback, um mit dem Sport Frieden zu schliessen - jetzt winkt gar die dritte WM.
Julia Suters Comeback hat sich gelohnt. (Bild: André Burri)
In grossen Fussstapfen
Seit dem Sommer trainiert Jyri Korsman Meister Floorball Köniz. Der Finne kam mit vielen Vorschusslorbeeren in die Schweiz - aber auch mit der Hypothek, Vereinslegende René Berliat zu ersetzen.
Cupfinals 2019
GC und Dietlikon sind wahre Cup-Spezialisten. Doch auch die Bilanzen von Piranha Chur und Tigers Langnau lassen sich sehen.
Erster Titel für die Romandie?
Wundertüte Nuglar fordert Titelverteidiger Cazis, Neuling Semsales trifft auf Stammgast Gossau - die Ligacup-Finals versprechen farbenfrohe Duelle.
Chefsache
unihockey.ch porträtiert Führungspersönlichkeiten aus dem Unihockeysport. Den Anfang macht Thomas Eberle, Präsident des UHC Waldkirch-St. Gallen.
Tessiner Hoch
Die drei Tessiner NLB-Vertreter sind so erfolgreich unterwegs wie noch nie. Bei den Männern stehen erstmals beide Vereine in den Playoffs und bei den Frauen orientiert sich SUM ganz nach oben.
Internationales Wochenende
Ein Blick auf die WM-Qualifikationsturniere der Frauen in aller Welt und die U19-Heimspiele der Frauen in Schaffhausen.
Die U19-Nati der Girls testete in der Schaffhauser BBC-Arena. (Bild: Dieter Meierhans)
Verbandsnews
Nationalspielerin Andrea Gämperli auf dem Weg nach Neuenburg und ein zusätzlicher Kick fürs Frauenunihockey.
Finnland verdaut Erfolg
Der WM-Titel in Tschechien. Classics Sieg am Champions Cup in Schweden. Finnlands Unihockey sonnt sich mitten im Winter im warmen Scheinwerferlicht des Erfolges.
Classic marschiert von Erfolg zu Erfolg - das Nationalteam profitiert davon. (Bild: IFF)
Lara in Göteborg
Nati-Goalie Lara Heini per Titanic auf dem Weg von Umea nach Göteborg.
Vonis Dessert
Reto Voneschen mit Tipps für die Verfasser von Matchberichten.