Ausgabe 149, März 2019 - Saison 2018/2019
Der Überflieger
Beim Gespräch mit unihockey.ch mitten in Zürich beginnt GC-Verteidiger Tobias Heller aufzuzählen: «Alexander Galante-Carlström, Rasmus Enström, Kim Nilsson...» Dabei kann er sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen und es ist in seinem Gesicht sogar ein bisschen Stolz abzulesen. Die Testfrage mussten wir stellen, denn gut 15 Monate zuvor antwortete Heller auf die Frage, welche Spieler er von der schwedischen Nationalmannschaft kenne, noch so: «Niemanden. Die da drüben sind einfach alles Schweden.» Diese Aussage, getätigt nach dem Schweizer Sensations-Sieg an der EFT in Kirchberg, dem ersten Sieg über Schweden überhaupt, sagt viel über Hellers Charakter aus. Ruhig, überlegt, bescheiden, aber zugleich selbstsicher und unbeirrt. Der Sieg über Schweden war Hellers erst drittes Länderspiel. Der damalige Verteidiger der Kloten-Bülach Jets wurde von Nationaltrainer David Jansson für das 4-Länderturnier erstmals für die A-Nati aufgeboten. So etwas wie Nervosität konnte ein Aussenstehender bei Hellers ersten Auftritten auf internationalem Parkett bei den „Grossen" - mit der U19-Nati holte er 2013 in Hamburg WM-Silber - jedoch keine ausmachen, zu souverän waren seine Leistungen.
Artikel lesen
Leseproben zu dieser Ausgabe
BEO Richtung Penthouse
Unihockey Berner Oberland zeigt mit einer kulturell und altersmässig durchmischten Truppe die beste Saison der Vereinsgeschichte. Nach Rang 4 in der Quali winken nun als Belohnung gar die Halbfinals.
Artikel lesen
Weder Fisch noch Vogel
In der Skorerliste der NLB dominieren Ausländer und Schweizer Routiniers. Seit der Aufstockung der NLA vor neun Jahren gab es kaum noch Aufsteiger. Kurz gefragt: Welchen Zweck hat die NLB?
Artikel lesenIn der Skorerliste der NLB dominieren Ausländer und Schweizer Routiniers. Seit der Aufstockung der NLA vor neun Jahren gab es kaum noch Aufsteiger. Kurz gefragt: Welchen Zweck hat die NLB?
Die laufende NLA-Saison sorgte für einige Überraschungen. Anders als von 2011 bis 2017 belegten nicht mehr stets die selben sieben Teams die ersten sieben Plätze. Nach Chur Unihockey 2018 wurden diesmal die Tigers Langnau sogar ins Playout verbannt. In vorherigen Jahren ging es jeweils von Anfang an praktisch nur um den 8. Playoff-Platz, nach dem Motto „Best of the Rest". Der Vereinskassier der Tabellenachten freute sich in der Regel über zwei Heimspiele gegen Quali-Sieger Wiler-Ersigen und alle Abstiegsängste waren verflogen.
Beim Blick auf die NLB wird man deshalb etwas stutzig. Auch hier scheinen einige Teams ein „Abonnement" auf die Plätze an der Sonne zu haben. Sarnen, Basel Regio und Floorball Thurgau dominierten 2018/19 die Qualifikation erneut, grosse Veränderungen zeichnen sich nicht ab. Nicht nur, weil der Abstand zur Konkurrenz gross ist, sondern auch, weil die monatelangen Siegesserien der NLB-Teams im Frühling üblicherweise von Thun, WaSa oder den Jets beendet werden. Sprich, die besten Teams der NLB steigen nicht auf.
Ganz im Gegensatz dazu gab es in den letzten Jahren ein stetes Auf und Ab zwischen der NLB und der 1. Liga. 2018 war eine grosse Ausnahme. Am eindrücklichsten zeigt dies die Tabelle (in der Printversion zu sehen) zur Ligazugehörigkeit in der NLB - Sarganserland und ULA sind in ihrer 11. Saison und somit die „Dienstältesten", ausser Grünenmatt sind jedoch alle Clubs ehemalige Erstligisten. Doch warum ist das so? Woher kommt dieser Ansturm auf die NLB-Plätze, während die NLA fast zu einer geschlossenen Gesellschaft geworden ist?
Niveauunterschiede kaum vergleichbar
Verschiedene Funktionäre von NLA- und NLB-Vereinen bestätigen, dass der Niveau-Unterschied zwischen den beiden höchsten Ligen gewaltig ist. So stiegen Unihockey Mittelland 2014 und vor allem Grünenmatt 2017 aus der NLA ab, als die Mannschaften bereits Zerfallserscheinungen aufwiesen - die Oltner schafften danach erst in der 1. Liga den Turnaround, Grünenmatt dümpelt seit zwei Jahren in der hinteren Tabellenhälfte der NLB herum und wurde heuer sogar Letzter. So kommen gar keine grossen Diskussionen auf, wer aufsteigen will oder könnte. Die wenigen, die wirklich wollen und die Promotion zum Ziel erklärt haben, tun sich äussert schwer. Zuletzt schaffte es Zug United, als der Aufwand bereits in der NLB einem gehobenen NLA-Mittelfeldteam entsprach.
In der 1. Liga hingegen liebäugelt beinahe ein Dutzend Vereine mit dem Aufstieg in die zweihöchste Spielklasse - die Attraktivität der Nationalliga gegenüber der Regionalliga scheint offensichtlich und die Teilnahme an den NLB-Playouts ist mit existenziellen Sorgen verbunden. Die Niveau-Unterschiede zwischen der 1. Liga und der NLB sind dabei insbesondere bezüglich Trainingsaufwand geringer.
Die Unterschiede beginnen sich nicht erst bei den Aktivmannschaften der Nationalliga auszuwirken. Ein Blick auf die Vereinsstrukturen zeigt: Beinahe alle NLA-Vereine sind auch mit ihren U21- und U18-Mannschaften in der höchsten Spielklasse vertreten. Die einzigen Ausnahmen stellen die Kloten-Dietlikon Jets (alle Teams in der B-Liga, dort aber an der Tabellenspitze) und Uster (U18-B, dort aber souveräner Leader) dar. Umgekehrt stellen nur Sarnen, Thurgau und Basel Regio ein oder mehrere Teams in der Kategorie A.
Welche Vereine setzen die meisten U21-Talente ein - und ist die NLB eine Ausbildungsliga oder ein Friedhof gescheiterter NLA-Ambitionen? In welchen Fällen ergibt die Verpflichtung von Ausländern als Lebensversicherung gegen unliebsame Playouts Sinn? Den von Statistiken und Tabellen begleiteten ganzen Text lesen Sie in der gedruckten Ausgabe.
Inhalt
Kurznews
Pingpong mit Doris Berger (Skorpion Emmental) und Marco Engeli (Red Devils), Zahlensalate, Torhüterwechsel und Eigentore. Dazu wird gut gebrüllt.
Der Überflieger
Seit dem NLA-Debüt vor acht Jahren ging Tobias Hellers Karriere steil aufwärts - zuletzt mit dem Wechsel von den Jets zu GC. An der WM in Prag gehörte der 25-Jährige gar zu den besten Schweizern.
Richtung Penthouse
Unihockey Berner Oberland zeigt mit einer kulturell und altersmässig durchmischten Truppe die beste Saison der Vereinsgeschichte. Jetzt winken in der besten Saison der Vereinsgeschichte gar die Halbfinals.
Ref-Paar Fässler und Schläpfer (l.) am Cupfinal. (Bild: Dieter Meierhans)
Appenzeller Refs
Die Schiedsrichter Sepp Fässler und Benjamin Schläpfer haben sich als Spitzen-Refs der NLA etabliert. Die konstant guten Leistungen wurden mit dem Aufgebot für den Cupfinal honoriert.
Playoff-Fieber
Strauchelnde Favoriten wie Floorball Thurgau, Lions Konolfingen oder Hot Chilis, über 500 Fans in Fribourg und Bülach - der Playoffsturm fegt übers Land.
Wahnsinn im Wankdorf
Erstmals Gold für die Romandie, ein tapferes Nuglar United, die Jets mit einer starken Wende und ein Penaltykrimi zwischen den Tigers und GC - die Cupfinals 2019 waren ein Fest.
Weder Fisch noch Vogel
In der Skorerliste der NLB dominieren Ausländer und Schweizer Routiniers. Seit der Aufstockung der NLA gab es kaum noch Aufsteiger. Welchen Zweck hat die NLB?
UHT Semsales, Ligacup-Sieger des Jahres 2019. (Bild: Michael Peter)
Meilenstein für die Romandie
Die Frauen des UHT Semsales errangen den ersten nationalen Titel für die Romandie. Ein Besuch im 1400-Seelen-Dorf im Kanton Freiburg.
Verbandsnews
Nationalspielerin Nathalie Spichiger vor ihrer ersten Heim-WM und Hintergründe zu den TV-Spielen.
Lara in Göteborg
Nati-Goalie Lara Heini über die Zusammenarbeit mit ihrem Torhütertrainer und den Quali-Endspurt.
Veera Kauppi ballert sich durch Europa und gilt aktuell als beste Spielerin der Welt. (Bild: Dieter Meierhans)
Simply the Best
Die besten Unihockey-Spielerinnen und -spieler des Jahres 2018 sind gekürt. Die allerbesten kommen aus Finnland.
Vonis Dessert
Reto Voneschen zum Säbelrasseln der schwedischen Topvereine, die den Verband unter Druck setzen und mit der Gründung einer eigenen Liga drohen.