Ausgabe 167, September 2020 - Saison 2020/2021
Besondere Vorzeichen
Wie genau das Corona-Virus die kommende Unihockey-Saison beeinflussen wird, kann niemand genau voraussagen. Dass es keine normale Spielzeit sein wird, ist hingegen jetzt schon klar. Sämtliche Vereine waren in irgendeiner Form vom Virus betroffen. Anlässe mussten verschoben oder abgesagt werden, Trainings fielen aus oder wurden via Bildschirm organisiert. Es ereigneten sich spezielle Fälle wie diese: Das NLA-Team von Chur Unihockey durfte im Sommer eine Woche lang nicht gemeinsam trainieren, weil Andri Bischofberger unter Coronaverdacht stand und das (negative) Testergebnis erst nach fünf Tagen geliefert wurde. Bei den NLA-Frauen von Laupen wurde im Frühling ein Knorpelschaden im Knie von Stürmerin Yara Hofmann nicht behandelt, weil „nicht-dringliche“ Operationen wegen der Angst vor der grossen Corona-Welle verschoben wurden. Hofmanns Verletzung verschlimmerte sich, jetzt wird sie als Folge davon die ganze Saison ausfallen. Sich in solchen Zeiten auf den Sport zu fokussieren, ist nicht leicht. „Die Trainings sind noch nicht gleich wie früher, den Spielern schwirren viele Gedanken durch den Kopf“, sagte Reto Luginbühl, Präsident des SV Wiler-Ersigen, im Juli. Lukas Schüepp, Cheftrainer von Skorpion Emmental, pflichtet ihm bei. „Unser Staff versucht, alles im Zusammenhang mit dem Virus so gut als möglich von den Spielerinnen fern zu halten, damit sie sich auf den Sport konzentrieren können.“
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Leseproben zu dieser Ausgabe
Zurück auf Feld 1
Der Saison-Abbruch führte dazu, dass es erstmals in der Geschichte des Schweizer Unihockeys kein Schweizer Meister gab. Wiler-Ersigen und GC wollen in diesem Jahr Verpasstes nachholen - Köniz und Malans sind den Favoriten auf den Fersen.
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Schweizer Goldschürfer
Die helvetische Delegation in der schwedischen Superligan ist klein, aber fein. Vier der fünf Schweizer Exporte können sich Chancen auf den Finaleinzug oder gar den Titel ausrechnen.
Artikel lesenDie helvetische Delegation in der schwedischen Superligan ist klein, aber fein. Vier der fünf Schweizer Exporte können sich Chancen auf den Finaleinzug oder gar den Titel ausrechnen.
Manuel Engel und Tim Braillard packten im Frühling ihre Sachen und verliessen Schweden. Im Gegenzug reisten drei Berner in den Norden. Köniz-Keeper Cyril Haldemann schliesst sich Fagerhult an - ein Abenteuer für den jungen Schlussmann, wird dem Aufsteiger und Debütanten im Oberhaus doch eine äusserst schwierige Saison prognostiziert. Die anderen Schweizer Exporte können sich hingegen Chancen ausrechnen, bis zum Schluss um den Titel mitreden zu können.
Mullsjö will in den Final
Alle Jahre wieder werden in der Svenska Superligan (SSL) die Herausforderer der Giganten Falun und Storvreta gesucht. Diese Saison ist Mullsjö überzeugt, erstmals den Einzug ins grosse SM-Finalen im Stockholmer Globen zu schaffen. Diese Überzeugung ist eng mit dem Namen Jan Zaugg verbunden. Der Schweizer Künstler lieferte in seiner SSL-Premierensaison in 32 Spielen stolze 60 Punkte (43 Tore) ab und sorgte für grosse Begeisterung. „Zaugg soll weiter sein Ding machen - wir bauen das Team um ihn herum, damit er sich auf seine Stärken konzentrieren kann, wovon letztlich alle profitieren", sagt Mullsjö-Coach Andreas Hedlund.
Als zusätzliche Offensivkraft wurde Konkurrent Växjö auch noch Topskorer Jesper Sankell abgeluchst. Dazu kommen mit Anton Hedin, Simon Karlsson (beide vom Lokalrivalen Jönköping) und Warberg-Captain Robin Westergren weitere namhafte Verstärkungen. „Mullsjö stellt trotz des Abgangs von Tim Braillard das beste Team seiner Geschichte. Alle wollen Gold - wir haben eine gute Chance, wenn wir unsere beste Leistung abrufen. Unser erklärtes Ziel ist der Finaleinzug", sagt Hedlund.
Bischofberger beeindruckt
Zu den hoffnungsvollsten Aussenseitern zählt Linköping, das mit Nicola Bischofberger und Deny Känzig erstmals zwei Schweizer unter Vertrag nimmt. Für Bischofberger ist es nach einer Saison in Falun bereits die zweite SSL-Station. „Ich hatte ‚Bischi' schon auf dem Radar, bevor er zu Falun ging - als ich ihn kontaktierte, hatte er leider bereits unterschrieben", sagt Linköpings Cheftrainer Johan Astbrant. „Seither versuchte ich jedes Jahr wieder, bis wir über die Festtage im letzten Dezember gute Gespräche hatten, die immer intensiver wurden. Jetzt spüre ich seine Begeisterung - und er weiss, dass er bei uns ein Schlüsselspieler sein wird."
Bischofberger holte mit Falun den Titel, musste im Starensemble des Meisters aber um einen Platz im Team kämpfen. „Ich zeigte damals vermutlich die schlechteste Saison meiner Karriere. Von daher bin ich auf Wiedergutmachung aus und ich will mir vor allem selber beweisen, dass ich es besser kann", sagt der Ostschweizer, der beim SV Wiler-Ersigen eine grosse Lücke hinterlässt. „Ich möchte zeigen, dass ich mich mit meinen Qualitäten auch im schwedischen Unihockey durchsetzen kann."
Eine erste Kostprobe seiner Qualitäten gab Bischofberger bei seinem neuen Arbeitgeber bereits im Spätsommer ab. „Ich habe noch nie einen Spieler mit solchen physischen Voraussetzungen gesehen, ich bin extrem beeindruckt", staunt Coach Astbrant. In allen gemessenen Kategorien wie Speed, Ausdauer oder Beweglichkeit platzierte sich der Nesslauer in den Top 3 des Teams, in der Gesamtwertung schwang er obenaus. „Für uns ist Bischofberger ein herausragender Transfer, er gehört neben Oskar Hovland zu unseren besten Verteidigern", freut sich Astbrant über seinen neuen Schützling.
Erwartungen an Känzig
Obwohl Linköping mit dem finnischen Verteidiger Olli Laine, dem tschechischen Center Matej Jendrisak sowie dem Zuzug des tschechischen Nationalspielers Josef Rypar (von Vitkovice) an der Ausländerfront bereits sehr aktiv war, hatten die Verantwortlichen noch nicht genug. Also fragten Astbrant und Klubmanager Johan Fredriksson „ihren" Schweizer Nicola Bischofberger, ob er auch noch weitere wechselwillige Schweizer kennen würde. Aus dieser Anfrage entwickelte sich der Kontakt zu Deny Känzig.
Eigentlich hatte Växjö den flinken Wiler-Flügel bereits am Haken, aber als Teamkollege Bischofberger in Linköping unterschrieb, änderte sich die Lage. „Deny realisierte, dass ein Freund in der Mannschaft beim Abenteuer Schweden helfen kann. Also gingen wir ‚All-In' und verpflichteten beide", erzählt Johan Astbrant.
Von Känzig werden vor allem Punkte erwartet. Die Fans hoffen, dass er gleich einschlagen wird wie Jan Zaugg. Der Trainer will aber keine spezifische Anzahl Skorerpunkte nennen, an der Känzig gemessen werden soll. „Deny ist ein anderer Spielertyp als Zaugg, der am Ball unglaubliche Dinge kann. Er ist ein Sniper und erinnert mich bezüglich Spielweise eher an Manuel Maurer. Aber ich bin sicher, dass er uns alle positiv überraschen wird."
Den ganzen Text lesen Sie in der gedruckten Ausgabe.
Inhalt
Besondere Vorzeichen
Die Saison 2020/21 im Zeichen des Corona-Virus - Hauptsache, es kann gespielt werden.
Saisonvorschau Männer NLA
Der Abbruch der letzten Saison führte dazu, dass es keinen Meister gab. Wiler-Ersigen und GC wollen den verpassten Titel nachholen - Köniz und Alligator sind den Dominatoren auf den Fersen.
Saisonvorschau Frauen NLA
Die magischen 79 Sekunden von Neuenburg wirken weiter nach, die erwartete Rücktrittswelle nach der Heim-WM brach erst halb. Die Jets und Piranha behalten ihre Rollen als Gejagte.
Saisonvorschau Männer NLB
Drei Vereine mit Aufstiegsambitionen, dahinter der gewohnt enge Kampf um die Playoff-Ränge. Ein Duo scheint für das Tabellenende gesetzt zu sein.
Saisonvorschau Frauen NLB
In der farbenfrohen Liga gehen Lejon Zäziwil, Appenzell und WaSa als Favoriten an den Start. Dahinter könnte wie so häufig - je nach Saisonstart - eine Eigendynamik entstehen.
Saisonvorschau 1. Liga Kleinfeld
Noch nie war der Blick in die Kleinfeld-Kristallkugel so trüb wie dieses Jahr.
Schweden
Die helvetische Delegation in der schwedischen Superligan ist klein, aber fein. Vier der fünf Schweizer Exporte können sich Chancen auf den Titel ausrechnen.
Last Dance
Das Abschiedsspiel für die Stars, deren Karrieren im Frühling viel zu leise endeten.