Vojtech Skalik
Wenn Vojtech Skalik zum Gaudi des Publikums seinem Landsmann Ales Zalesny „du Sch.... Tscheche" zuruft (Zalesny gab einen Ball nicht frei) oder Usters schwedischem Trainer Tomas Eriksson nach einer in Englisch vorgetragenen Reklamation an den Kopf wirft, er solle doch mal Deutsch sprechen, dann merkt man: Da ist einer schon lange hier. Vojtech „Skalda" Skalik spielt seine siebte Saison in der Schweiz und spricht mittlerweile Schweizer Dialekt. Mit Einschlag. „Ich werde manchmal Jugo gerufen", sagt Skalik lachend.
Als sein ehemaliger Teamkollege Thomas Wolfer (GC) erfuhr, dass Skalik das Cover dieser Ausgabe von unihockey.ch ziert, schlug er vor, eine Hörprobe des Dialekts auf CD dem Magazin beizulegen. Aus Kostengründen musste die Idee leider fallengelassen werden. Aber wer Skalda reden hören möchte, kann ihn jederzeit ansprechen. „Ich bin ein sehr offener Typ. Und Schweizerdeutsch habe ich durchs Reden gelernt, ich quatsche gerne. Man darf einfach keine Angst vor Fehlern haben", sagt der 25-Jährige. Heute zähle und träume er sogar auf Deutsch. Wenn ihn seine Eltern in der Schweiz besuchen, lachen sie oft über ihn, weil ihm bereits einige tschechische Ausdrücke abhanden gekommen sind.
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Vojtech Skalik
In Sachen Söldner herrscht in der SML ein reges Kommen und Gehen. Vojtech Skalik gehört zu denen, die in der Schweiz sesshaft geworden sind. Die aktuelle Saison ist seine produktivste.
Wenn Vojtech Skalik zum Gaudi des Publikums seinem Landsmann Ales Zalesny „du Sch.... Tscheche" zuruft (Zalesny gab einen Ball nicht frei) oder Usters schwedischem Trainer Tomas Eriksson nach einer in Englisch vorgetragenen Reklamation an den Kopf wirft, er solle doch mal Deutsch sprechen, dann merkt man: Da ist einer schon lange hier. Vojtech „Skalda" Skalik spielt seine siebte Saison in der Schweiz und spricht mittlerweile Schweizer Dialekt. Mit Einschlag. „Ich werde manchmal Jugo gerufen", sagt Skalik lachend.
Als sein ehemaliger Teamkollege Thomas Wolfer (GC) erfuhr, dass Skalik das Cover dieser Ausgabe von unihockey.ch ziert, schlug er vor, eine Hörprobe des Dialekts auf CD dem Magazin beizulegen. Aus Kostengründen musste die Idee leider fallengelassen werden. Aber wer Skalda reden hören möchte, kann ihn jederzeit ansprechen. „Ich bin ein sehr offener Typ. Und Schweizerdeutsch habe ich durchs Reden gelernt, ich quatsche gerne. Man darf einfach keine Angst vor Fehlern haben", sagt der 25-Jährige. Heute zähle und träume er sogar auf Deutsch. Wenn ihn seine Eltern in der Schweiz besuchen, lachen sie oft über ihn, weil ihm bereits einige tschechische Ausdrücke abhanden gekommen sind.
Böser Junge
Geboren wurde Vojtech Skalik in Karvina, in der Nähe von Havirov beziehungsweise Ostrava im Osten Tschechiens. Seine Familie lebt noch heute da - seine Schwester spielt für Vitkovice in der Extraliga. „Wie ich mit der Nummer 23, nur schiesst sie viel weniger Tore", so Skalik. Als Jugendlicher trieb er es in seiner Heimat bunt. Trinken, mit den Jungs um die Häuser ziehen, herum hängen. Das schon früh offensichtliche Unihockeytalent drohte auf die schiefe Bahn zu geraten. Nach der Beendigung des Gymnasiums wusste er mit 18 Jahren, dass er etwas ändern musste. „Ich stand vor der Wahl: Ständig Seich machen oder richtig Unihockey spielen", blickt Skalik zurück. Er entschied sich für die zweite Variante, verbunden mit dem Auszug aus der Heimat.
Druck half
Bei den Jona-Uznach Flames traf er mit Daniel Folta auf einen Landsmann, der ihm als Ansprechpartner und Mentor diente. Zudem wurde er von der Familie Vollenweider, deren Sohn Adrian bei den Flames spielte, aufgenommen. Am Anfang war es hart. Trotz sieben Jahren Deutsch in der Schule gab es die Sprachbarriere, zudem fehlte zu Beginn ein Job. Er half in der Familie aus (kochen, Rasen mähen, putzen), bis er weit weg in Embrach eine 60-Prozent-Stelle erhielt. „Die Pendlerei mit dem Zug war mühsam, aber wenigstens hatte ich etwas zu tun." Mit Teamkollegen besuchte er gerne die Heimspiele der Rapperswil-Jona Lakers (Skalik: „Das darf man heute ja fast nicht mehr sagen ...") und genehmigte sich dort in der Fankurve gerne mal ein Bier und einen Schnupf. Der Donnerstag Abend gehörte jeweils den Kollegen und dem Ausgang - mit dem Effekt, dass ihn seine Gastfamilie am Freitag jeweils fast nicht aus dem Bett brachte, wenn er zur Arbeit musste. „Sie stellten mich vor die Wahl - entweder würde ich das auf die Reihe kriegen oder ich müsse wieder nach Hause", blickt Skalik zurück.
Der Druck halft, er kriegte es auf die Reihe. Nach Jahren als Hilfsmonteur auf dem Bau, begann er das KV zu absolvieren (das er im letzten Sommer erfolgreich abschloss), da ihm die tschechische Matur nichts nützte. Mit dem Lohn, dass er heute als Einkäufer im Büro einer Firma für Werbetechnik arbeitet, anstatt im Winter auf Baustellen zu frieren. „Das habe ich mir alles selber erarbeitet und finanziert, ohne Mithilfe eines Vereines", ist Skalik zurecht stolz. Und schon bald steht die nächste Weiterbildung an.
HCR packte zu
Nach zwei Jahren bei den Flames in der NLB (mit 91 Skorerpunkten) erhielt Skalik ein Angebot von Chur Unihockey. Natürlich wollte er, längst tschechischer Nationalspieler und Topskorer in der NLB, in der höchsten Schweizer Liga spielen. Sportlich hielt sich der Erfolg in Chur jedoch in Grenzen.
Nach einer Geschichte, die in der Szene die Runde machte (Skalik schnitt sich beim Helfereinsatz am Churerfest tief in den Finger), war das Verhältnis zu Trainer Livio D'Intino gestört. Skalik traf zwar in der zweiten Linie der Bündner regelmässig, aber er hatte sich mehr erhofft. Ende Saison beschieden ihm die Verantwortlichen, dass er zwar bleiben dürfe, aber vertraglich nicht mehr wie ein Ausländer behandelt würde. „Ich fragte sie, wie ich von meinem damaligen Lohn von 2700 Franken Brutto ohne Unterstützung des Vereins leben soll", schüttelt Skalik den Kopf. Als ihn die Churer zwei Jahre später zurück haben wollten, lehnte er dankend ab. Eine dereinstige Rückkehr ins Bündnerland ist aber nicht unwahrscheinlich, stammt doch seine Freundin aus Chur. Kennen gelernt hat er sie natürlich im Ausgang. Stichwort Felsenbar. „Ich fragte sie, ob ich sie küssen dürfe. Sie meinte, nicht ohne Kaffee vorher - da habe ich ihr gleich einen gebracht", witzelt Skalik. Seit vier Jahren sind die beiden bereits zusammen.
Die sportliche und jobmässige Antwort hatte jedoch der HC Rychenberg parat, Skalik zog ins Unterland. Den Vertrag unterschrieb er mutig (und aufgrund der Überredungskünste Sascha Brendlers, den er von der WM 2004 her kannte) während der noch laufenden Abstiegsplayoff-Serie des HCR gegen Bülach Floorball im Frühling 2008. Weder er noch die Winterthurer sollten diesen Transfer bereuen. 118 Skorerpunkte lieferte der Tscheche in den letzten drei Saisons ab. Den Rekordwert aus der Saison 2009/10, als er trotz eines verletzungsbedingten Ausfalls (die Halbfinalserie gegen Chur bestritt er mit einem nicht verheilten Bänderriss und gegen den Willen der Ärzte) 43 Punkte zur Playoff-Finalqualifikation beisteuerte, wird er diese Saison toppen. Nach 15 Partien hat er schon 41 Punkte gebucht und führt derzeit die Skorerliste der SML an. Auch wenn er in dieser Rangliste noch überholt werden sollte: In Jona lacht wohl keiner mehr wie damals, als er erstmals sagte, eines Tages wolle er Topskorer der obersten Liga werden.
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