09.
2002
Herren NLB: Eine optimale Ausbeute
Lok Reinach war zwei Drittel lang nicht wieder zu erkennen. Nach eindrücklichen Leistungen in der Vorbereitung und im Cup wirkten die Spieler just im ersten Ernstkampf gehemmt und träge. Einzig André Huser sprühte von Beginn weg voller Spielfreude, konnte seine Teamkollegen aber erst im Schlussdrittel anstecken. Auch Verteidiger Severin Zürcher trotz eines Eigentors zum zwischenzeitlichen 1:2 und Torhüter Fernando Cazzato spielten stark, der Rest muss sich trotz des Startsieges Kritik gefallen lassen.
Erst nach 15 Minuten vermochten sich die Reinacher erstmals in der gegnerischen Spielhälfte festzusetzen. Es brauchte dazu schon eine gegen die Berner ausgesprochene Strafe des guten Schiedsrichter-Paares. Zu Torchancen kam Reinach mit Ausnahme von Huser 40 Minuten lang praktisch nur nach Fehlern des Gegners. Die Mannschaft wirkte ungewohnt gehemmt, konnte die Passivität auch im zweiten Drittel nicht abstreifen. Wenn es sich um ein Eishockeyspiel gehandelt hätte, in der zweiten Pause hätte die Putzmaschine das Eis nur in der Hälfte der Reinacher reinigen müssen!
Kaum Ballstaffetten bei eigenem Ballbesitz, ungenügende Laufarbeit bei gegnerischen Angriffen, viel Mühe mit der konsequenten Manndeckung der Berner, sehr schlechtes Umschalten von Verteidigung auf Angriff - das Sündenregister war gross. Trainer Hilfiker wechselte die Blockzusammensetzung laufend. Vorerst ohne Erfolg, denn auch individuell sah es nicht gut aus. Der schwedische Goalgetter Hedlund "glänzte" höchstens im Auslassen von drei kapitalen Torchancen, Neuzugang Bürki produzierte Fehlpässe für eine halbe Saison und Daniel Dätwyler sah man vorwiegend beim Foulspiel. Das Resultat von 2:2 war nach zwei Dritteln mit Abstand das Beste am Spiel der Reinacher.
Es lag an vier nicht unwesentlichen Dingen, dass es am Schluss dennoch zum klaren Sieg reichte. Zum einen ging mit dem nach nur 21 Sekunden des letzten Abschnitts erzielten erstmaligen Führungstreffer ein Ruck durch die Mannschaft. Zum zweiten gelang ganz im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren ein starker Endspurt, welcher die gute physische Verfassung unterstrich. Auch bei Über- und Unterzahl vermochte Reinach einen Trend aus der Vorbereitungsphase zu bestätigen. Man blieb in den "Special Teams" makellos, verwertete die einzige gegnerische Strafe und überstand drei eigene Boxplays ohne Treffer. Zu guter Letzt widerlegte auch Magnus Hedlund eine alte Krankheit des Vorjahres. In seiner ersten Saison bei Lok Reinach spielte der 31-jährige Schwede oft zwei Drittel lang Weltklasse, um danach in der entscheidenden Spielphase in der Versenkung zu verschwinden. Diesmal war es genau umgekehrt. (rs)
Bern Capitals - Lok Reinach 3:6 (2:2, 0:0, 1:4)
Wankdorfhalle, Bern - 100 Zuschauer
SR: Leuenberger/Stucki
Bern Capitals: Schüpbach; Nico Galli, Sandro Galli, Meuter, Karlen, Meile, Sturzenegger, Irniger, Glur, Reusser, Stulz, Dentsch, Leuenberger, Ferro, Schwab, Uhlin, Jungo.
Lok Reinach: Cazzato; Jansen, Bürki, Hafner, Hedlund; Marbacher; Zürcher, Rickenbach; Kling, Dätwyler, Huser; De Icco, Schnidrig, Wyder, Baumgartner.
Tore: 6. Irniger 1:0. 8. Huser (Cazzato) 1:1. 12. Ferro (Schwab) 2:1. 17. Huser (Hafner/Ausschluss Male) 2:2. 41. Huser (Hedlund) 3:2. 48. Hedlund (Cazzato) 4:2. 53. Reusser (Meuter) 4:3. 58. Hedlund (Schnidrig) 5:3. 60. Hedlund (Zürcher; ins leere Tor) 6:3. -
Strafen: 1x2' Bern; 3x2' Reinach.
Bemerkungen: Bei Reinach Wiederkehr, Mastropietro und Leuzinger nicht eingesetzt, Reinach ohne Gisler (beruflich abwesend); 33. Pfostenschuss Bern. 44. Tor von Huser zu unrecht aberkannt.