11.
2016
Geliebte, gehasste Hüenerweid
Am Samstag begrüsst Dietlikon Schlusslicht Giffers zum NLA-Duell in der Dietliker Hüenerweid. In den vergangenen zwei Jahren hat der Glattaler Spitzenklub seine Heimspiele jeweils in der Zürcher Hardau ausgetragen. Nun ist er zurück im Dorf. Warum eigentlich?
Leidenschaftlich ist sie nicht, die Beziehung zwischen dem UHC Dietlikon und der Hüenerweid. Das wird spätestens dann klar, wenn Dietlikons Vereinspräsident Andi Rebsamen sagt «Ich finde unsere Halle nicht gerade sexy» und schulterzuckend anhängt: «Wir müssen mit dem leben, was wir haben.» Eine Zweckgemeinschaft also? Ja, aber nicht nur. Rebsamen sagt nämlich auch: «Die Hüenerweid hat für uns viel Identifikationspotenzial, hier sind wir zu Hause.» Die Hüenerweid und Dietlikon. Ein altes, vertrautes Paar, das nicht immer gut miteinander, aber auch nicht ohne einander kann.
Es ist die alte, leidige Geschichte: Der UHC Dietlikon hat ein Hallenproblem. In den vergangenen zwei Jahren haben die aktuellen Cupsiegerinnen ihre Heimspiele im Zürcher Kreis 4, in der weitläufigen und komfortablen Dreifachsporthalle Hardau, ausgetragen. Um in diesem modernen weissen Kubus mit seiner gläsernen Zuschauergalerie und den grellgrünen Betonwänden überhaupt spielen zu dürfen, musste Dietlikon allerdings tief in die Trickkiste greifen.
Zuschauerschwund im Exil
Weil der UHCD als auswärtiger Vereineigentlich kein Anrecht auf Trainings- und Spielzeiten in der Hardau hatte, mussten alle Spielerinnen beim Stadtklub GC, dessen Fanionteam in der NLA der Männer engagiert ist, die Zweitmitgliedschaft beantragen. «Das ist zwar erlaubt», erldärt Andi Rebsamen, «aber bei den städtischen Vereinen ist das natürlich nicht gut angekommen.» Das sei mit ein Grund, wieso Dietlikon die Übung im Exil nach zwei Jahren wieder abgeblasen hat, sagt der Präsident. Hinzu kommt, dass die Hüenerweid um einiges kostengünstiger ist als die Hardau, da die Gemeinde Dietlikon dem Unihockeyklub die Halle gratis zur Verfügung stellt. Der dritte Punkt, der den UHC Dietlikon schliesslich zur Umkehr bewog, ist der Zuschauerschwund. Dem NLA-Spitzenteam gingen in der Anonymität der Grossstadt die Fans verloren. Viele Dietliker, die in der Hüenerweid gerne vorbeischauten, hatten keine Lust, mit dem Auto nach Zürich zu fahren. «Zudem war es ein recht grosser logistischer Aufwand, die Helferinnen, meist noch nicht volljährige Juniorinnen, in die Stadt zu bringen», erklärt Rebsamen.
Drei Spiele trägt das Dietliker Fanionteam diese Saison noch in der Zürcher Sportarena aus, immer im Vorfeld einer NLA-Partie der Grasshoppers, es sind Spiele mit Eventcharakter. Ansonsten ist der Verein zurück im Dorf, zurück in der kleinen, schmucklosen Hüenerweid, die nach Magglinger Norm nicht mal als Dreifachhalle durchgeht und aus der sich, wie Rebsamen bemerkt, nun mal kein St.-Jakob-Stadion machen lässt.
Nicht Playoff-tauglich
Die Dimensionen der Hüenerweid sind in der Tat bescheiden. Während der NLA-Partien kleben die Zuschauer sprichwörtlich an der Sprossenwand. Der knappe Meter zwischen Wand und Bande bietet gerade mal Raum genug, um zwei Dutzend Leute Schulter an Schulter auf eine schmale Holzbank zu quetschen. «Wir haben mit der Feuerpolizei ein Sicherheitskonzept ausgearbeitet. 300 Leute passen in die Halle», sagt Rebsamen. Eine solche Zahl wird allerdings nur bei wichtigen Meisterschafts- oder Cuppartien mit grossem Publikumsaufmarsch erreicht. Mit einem Schnitt von circa 150 Zuschauern pro Heimspiel (Saison 2015/16) gibt es in der Hüenerweid das Sardinenbüchsengefühl also nur selten am eigenen Leib zu erfahren.
Heikel wird es erst im März, wenn die Playoff-Halbfinals starten. Dann gelten andere Bestimmungen. Der Verband verlangt von den NLA-Vereinen einen VIP-Bereich, einen separaten Eingang für die Schiedsrichter, er definiert das Fassungsvermögen für die Zuschauer und einen Minimalabstand zwischen Bande und Hallenwand. All diese Vorschriften kann Dietlikon mit der Hüenerweid nicht erfüllen. Noch hat die Vereinsführung das Problem nicht gelöst. Rebsamen sieht aber Ausweichmöglichkeiten in der Region: «Wir werden die Ruebisbachhalle in Kloten oder halt wieder die Hardau ins Auge fassen.»
Option Stighag
Eine neue Dreifachturnhalle in Dietlikon hat Rebsamen hingegen definitiv abgeschrieben: «Das werde ich ganz bestimmt nicht mehr erleben», meint er resigniert. Zweimal hat das Dietliker Stimmvolk in den vergangenen Jahren eine Dreifachhalle abgelehnt. Da hat es auch nichts genützt, dass Politiker und die Schulgemeinde für das Projekt eintraten.
Und darum hat sich Rebsamen nun eine neue Möglichkeit aufgetan: die neue Trainingshalle in Kloten, die private Geldgeber rund um den ehemaligen Klotener Stadtpräsidenten Bruno Heinzelmann, Bauunternehmer Heinz Eberhard sowie Exponenten der Kloten-Bülach Jets bis 2017 neben der Fussballanlage Stighag erstellen wollen. Noch ist aber nicht klar, ob das Fanionteam des UHC Dietlikon darin überhaupt seine Heimspiele wird austragen können. Denn eigentlich soll die Halle den regionalen Teams sämtlicher Grossfeldsportarten vorab als Trainingsstätte dienen. «Die Gespräche laufen noch», sagt Rebsamen dazu. Und bis in dieser Sache etwas spruchreif ist, muss sich der UHC Dietlikon mit der guten alten Hüenerweid wohl oder übel arrangieren.
Quelle: "Zürcher Unterländer", Marisa Kuny