05.
2016
«Mussten Grundlegendes ändern»
Mirco Torri gewann am Samstag im Unihockey-Superfinal in Kloten mit Piranha Chur als Cheftrainer seinen ersten Meistertitel. Der ehemalige Churer NLA-Stürmer über seinen steilen Aufstieg, Krisen und «innere Arroganz».
Mirco Torri, sie haben den Superfinal im Penaltyschiessen gewonnen. Der sechste Titel für Piranha Chur. Was haben sie während der Verlängerung gedacht, als Dietlikon fast ein Powerplay bei Gleichzahl aufgezog?
Mirco Torri: Wir hätten ja nach 30 Sekunden fast schon getroffen. Danach gerieten wir aber stark unter Druck, das stimmt. Wir kämpften wie die Löwen. Torhüterin Lara Heini wehrte fast alles ab. Dietlikons erste Linie spielte auch ganz stark. Aber wir waren alle zutiefst überzeugt, dass wir gewinnen.
Wie fühlt sich der Titelgewinn für sie persönlich an? Kälter kann das Wasser ja fast nicht sein, in welches sie im Januar hineingeworfen wurden?
Ja, es war kalt. Eigentlich war es ja nur eine Minikrise, aber Piranha kennt das Verlieren nicht. Ich konnte das Team aber rasch überzeugen, dass wir das bis Saisonende herumbiegen und den Superfinal erreichen werden.
Sie waren zuvor nur eine Saison Assistenztrainer in der 1. Liga der Männer in Bern. Nun plötzlich Cheftrainer des Frauen-Schweizermeisters. Ist schon noch ein Sprung?
Ich wollte das zuerst ja gar nicht. Ich fing nur als Assistent an, konnte gar nicht an allen Trainings teilnehmen. Und dann hiess es plötzlich, «wir wollen mit dir weiterfahren». Ich spürte rasch, dass in diesem Team mehr drinsteckt, als es bis dahin gezeigt hatte.
Sie kannten die meisten Spielerinnen schon länger. Gab es da keine Probleme mit der Akzeptanz?
Nein, überhaupt nicht. Wenn ich in der Halle stehe, bin ich nicht ihr Kollege. Ich bin zwar ein humorvoller Typ, aber es gibt eine Grenze, wenn es ernst gilt. Das haben die Spielerinnen rasch gemerkt. Der gegenseitige Respekt war immer da.
Gab es nie Zweifel zu Beginn?
Nein, aber wir mussten einige grundlegende Sachen, sei es im System oder kleine Sachen neben dem Feld, ändern. Das brauchte seine Zeit. Wir sagten, dass wir nicht auf die Resultate schauen, sondern uns nur von Spiel zu Spiel steigern wollen. Bis auf den Ausrutscher gegen Zug im Viertelfinal hat das geklappt. Die erste Niederlage im Halbfinal war eher Pech.
In früheren Jahren spielte Piranha Chur meist mit zwei Blöcken, nun oft mit drei. Gab's keine Opposition?
Auch im Final haben wir zwei Drittel lang mit drei Angriffslinien gespielt. Klar gab's kritische Stimmen. Solche, die sagen, im Final müsse mit zwei Linien gespielt werden. Ich sehe das anders. Wir brauchten die Breite in dieser Saison wegen der WM und den Verletzungen. Schade mussten wir die dritte Linie im Final rausnehmen, aber wir wollten das Tempo in den ersten zwei steigern. Hätten wir den Final verloren, wäre wohl Kritik aufgekommen. Nun ist's allen egal.
Wie gross war die Erleichterung?
Es ist eine schöne Bestätigung. Die Partie kann auf beide Seiten kippen. Vieles ist Kopfsache. Ruedi Kunz arbeitete intensiv im mentalen Bereich. Das hat viel geholfen. Keine Spielerin hatte Angst, die Partie zu verlieren.
Ist das schon fast eine Art «Bayern-Gen»? Die Option «Verlieren» gibt es bei Piranha nicht.
Nein. Aber ich finde es cool, wenn ein Team eine innere Arroganz hat. Wir sagen dem Gegner: «Komm nur, aber wenn du kommst, musst du etwas zeigen.»
Haben sie schon unterschrieben für nächste Saison?
Unterschrieben ist noch nichts. Ich habe ja auch eine Familie zuhause. Es muss alles stimmen. Im Verein und in der Aufteilung im Staff. Aber wir diskutieren sicher darüber.
Zeitungsinterview "Die Südostschweiz"