22.
04.
2002
NLA Männer | Autor: Keller Damian

Blitzinterviews

Nach dem grossen Finale in Winterthur sprach unihockey.ch mit den Beteiligten. Den beiden Vereinspräsidenten, den Trainern und Spielerinnen. Hier erfährt man, warum sich Margot Ulmer ihre Goldmedaille an den Rückspiegel ihres Autos hängt und wo Figi Coray die nächste Medaille holen will.

Annetta Steiner
Präsidentin RedAnts

Annetta, herzliche Gratulation zum Meistertitel. Weisst du eigentlich noch, der wievielte es ist?
Der 15. glaube ich, oder? Einen haben wir mal nicht geholt... Aber jedenfalls war dies der 12. in Serie.

Hast du nach dem verlorenen Heimspiel vorige Woche überhaupt noch ernsthaft daran geglaubt, dass es doch wieder reichen würde?
Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte keine Zweifel gehabt. Aber daran geglaubt, dass wir es noch schaffen können, haben alle. Wir wussten, dass wir einfach unsere Fehler abstellen müssen und dass es dann für Dietlikon sehr schwierig wird.

Was hat denn schlussendlich den Unterschied ausgemacht?
Beide Spiele an diesem Wochenende waren sehr eng, das erste Tor war sehr wichtig. Dass wir es beide Male erzielt haben, war sicher etwas glücklich. Es kann aber auch sein, dass Dietlikon nach dem ersten Spiel schon etwas überheblich war. Ich habe von Spielerinnen entsprechende Aeusserungen gehört und auch im Umfeld des Vereins. Der Tenor war, dass die "alten Damen" der Red Ants nun endgültig vorbei seien. Nun, falsch gedacht...

Nun steht ein grosser Umbruch an. Wie wollen die Red Ants die Abgänge von Margot Ulmer, Regula Kindhauser, Trix Roth, Johanna Breiding (geht beruflich in die USA) und eventuell auch Marisa Mazzarelli verdauen?
Wir sind uns bewusst, dass dies nicht einfach sein wird. Zum einen stehen die Zuzüge der Nati-Spielerinnen Petra Kundert (Piranha) und Andrea Siegenthaler (Flames) bereits fest. Dazu kommt auch die Norwegerin Linda Kristiansen, die vom Spielertyp her stark an Petra Kundert erinnert. Aber wir sind weiter auf der Suche, wir werden noch auf die andere oder andere Spielerin zugehen.


Felix Coray
Trainer RedAnts

Figi, auch dir herzliche Gratulation. Du hast den Sieg ein Weilchen ganz in dich gekehrt auf der Bank genossen. Was ist in dir vorgegangen?
Ich habe mir einfach noch einmal die letzte Zeit durch den Kopf gehen lassen. Das ist der schönste der 5 Meistertitel, weil er der am härtesten umkämpfte war. Wir hatten während der Saison viele Verletzte, und Dietlikon hat im Vergleich zur letzten Saison nicht nur einen, sondern zwei Schritte vorwärts gemacht. Es war wirklich sehr knapp.

Hat dich überrascht, dass Dietlikon nur mit zwei Blöcken gespielt hat?
Eigentlich nicht, aufgrund der Verletzten mussten sie das wohl. Sie taten das ja auch schon im Halbfinal gegen die Highlands. Für uns war das ein Vorteil, wir haben schon die ganze Saison über immer mit zwei Blöcken agiert. Einigen Spielerinnen von Dietlikon hat in der Schlussphase glaube ich die Puste gefehlt. Schäfer oder auch Berner waren zuvor noch viel druckvoller.

Dann war der Red Ants Sieg also eine Frage der Kraft?
Ja, es scheint so, dass wir eben immer noch ein wenig besser und härter trainieren als die anderen. Nur mit Routine kann man diese Schlussphase nicht erklären.

Und jetzt steht eine rauschende Feier an?
Für mich leider nicht, ich werde schon in zwei Stunden nicht mehr in der Schweiz sein, da ich mit der Eishockey-Nati nach Schweden fliege. Dort hole ich hoffentlich noch eine Medaille... Anschliessend kehre ich für ein paar wenige Tage in die Schweiz zurück und fliege dann nach Helsinki an die Unihockey-WM. Im Juni startet mein neuer Job bei den Kloten-Bülach Jets.


Margot Ulmer
Spielerin RedAnts

Mäge, für Felix Coray war das schönste Titel. Für dich auch?
Er ist sicher der schönste, weil er grad aktuell ist. Aber ich freue mich über alle Erfolge, die wir in den letzten Jahren errungen haben.

Was ist nach dem ersten Spiel bei euch passiert, wie kam es dazu, dass du auf die Center-Position vorgerückt bist?
Wir mussten nach der Heimniederlage etwas ändern. Wir hatten das Spiel von Dietlikon angenommen, sie zogen sich zurück und haben auf unsere Fehler gewartet. Diese mussten wir unbedingt abstellen. Wir haben in dieser Woche viel geredet und die Probleme angesprochen. Dann kamen wir auf die Lösung mit mir als Center, was kein Problem war, da ich ja jahrelang im Sturm gespielt habe.

Marco Moser sieht dich als Matchwinnerin der Finalserie. Du auch?
Nein, sicher nicht. Ich habe zwar zwei Tore geschossen, aber es war die geschlossene Teamleistung, die uns den Titel gebracht hat.

Findest du eigentlich noch Platz für all deine Medaillen? Wo kommt zum Beispiel diese hin, die du gerade um den Hals trägst?
(lächelt) Ich habe für alle ein Plätzchen gefunden, auch wenn ich nicht genau weiss, welche nun wo hängt. Eine hängt zum Beispiel über der Badewanne... Diese hier kommt an den Rückspiegel meines Autos!

Du bist heute offiziell verabschiedet worden. War dies tatsächlich dein letztes Spiel für die Red Ants? Oder kommt es zu einem überraschenden Comeback, zum Beispiel am Europa-Cup, wenn sehr viel Routine gefragt ist?
Never say never... Nein, im Ernst. Gerade vor dem Europa-Cup braucht es sehr viel Training, und dann bin ich sowieso nicht hier...


Juri Ritter
Präsident Dietlikon

Juri, ihr hattet zwei Matchbälle und habt keinen genutzt. Was lief schief?
Im zweiten Spiel hatten wir einfach Bammel, den Meisterkübel zu Hause zu holen. Die Situation war ungewohnt und hat uns gehemmt. Hier und heute war es einfach eine Frage des Glücks - und das hatten wir nicht auf unserer Seite.

Wie gross ist die Enttäuschung?
Natürlich ist die Enttäuschung da, wenn man so nahe dran war. Klar kann man auch sagen, dass wir Silber gewonnen und nicht Gold verloren haben. Aber mir tut es vor allem für die Spielerinnen leid, die den ganzen Aufbau der letzten 6 Jahre, der noch in der NLB begann, mitgemacht haben und jetzt so kurz vor der grossen Ziel gescheitert sind.

War es wirklich einfach nur Pech?
Ja, ich denke schon. Dazu kommt, dass wir vielleicht unterbewusst vor einigen Spielerinnen der Red Ants halt eben immer noch zu viel Respekt hatten. Auch einer Kindhauser oder Ulmer müsste man einfach auf den Füssen rumstehen, sie nicht spielen lassen. Aber das hat nicht immer geklappt.

Diese Spielerinnen werden nächstes Jahr nicht mehr dabei sein. Wer hält Dietlikon dann noch auf?
Zunächst müssen wir schauen, dass wir unser Kader zusammen halten können. Der Stamm bleibt sicher, mit Anne Suomalainen und Regula Viridén müssen wir noch reden. Aber auch die Red Ants werden nächstes Jahr immer noch ein Top-Team haben, die werden sich schon entsprechend verstärken. Und auch andere werden aus dem Schatten von Rychenberg treten wollen.


Marco Moser
Co-Trainer Dietlikon

Marco, hat heute die bessere oder die glücklichere Mannschaft gewonnen?
Ich würde sagen, dass nicht die bessere Mannschaft gewonnen hat. Wir haben im ersten Drittel dominiert, danach sind die Red Ants etwas gekommen aber wir waren immer noch die aktivere Mannschaft. Leider hat es mit der Chancenauswertung nicht geklappt.

Die Kaltblütigkeit vor dem Tor und das Powerplay waren entscheidend.
Genau, ein Tor in zwei Spielen reicht eben nicht. Es ist aber natürlich auch schwierig, wenn zwei Spielerinnen verletzungsbedingt ausfallen, welche sonst im Powerplay wichtige Rollen übernehmen. Entscheidend war für mich die Leistung von Margot Ulmer. Sie hat in Spiel 2 und 3 überragend gespielt und den Unterschied ausgemacht. Es ist fantastisch, wie sie in all den Jahren den Sport gelebt hat und jetzt zum Karrierenende noch einmal so aufgetrumpft hat. Ich kann ihr und den Red Ants nur gratulieren.

Wird heute abend trotzdem noch ein wenig gefeiert?
Natürlich! Ich bin stolz auf das Team, wir haben während der ganzen Saison hart gearbeitet und mit dem Cup auch einen Titel geholt. Eine Feier haben wir uns auf jeden Fall verdient. Ich hoffe, dass die Mädchen in dieser Form zusammen bleiben, wie das Trainergespann ja auch. Die nächste Saison kommt bestimmt...


Regula Viridén
Spielerin Dietlikon

Regula, wir gratulieren zu einer tollen Saison und einem spannenden Finale - zur Goldmedaille hat es nicht ganz gereicht. Warum nicht?
Kleinigkeiten haben den Ausschlag gegeben. Ich mag eigentlich den Hinweis auf Glück oder Pech nicht so, aber hier ist er wohl angebracht. Ich kann es nicht anders erklären.

Woran hat es denn heute gefehlt?
Eigentlich an nichts, wir haben gut gespielt. Aber das 1:0 war entscheidend, dieser Penalty hat uns ins Hintertreffen gebracht. Wir haben uns zwar sicher nicht aufgegeben, aber es wurde nach diesem Tor doppelt schwer.

Bei den Red Ants hören einige der Routiniers auf. Wie sieht das bei dir aus?
Ich weiss es jetzt noch nicht, ehrlich. Ich muss erst mal etwas Abstand gewinnen, ein Pause machen. Wenn ich dann noch Lust auf Unihockey verspüre und mir sicher bin, dass ich diesen Aufwand weiter betreiben will, dann mache ich weiter. Denn das Team ist genial.

 
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Tabellen

1.UHC Thun+5630.000
2.Kloten-Dietlikon Jets+2423.000
3.Floorball Fribourg+1223.000
4.UHC Grünenmatt+1622.000
5.Pfannenstiel Egg-817.000
6.Unihockey Langenthal Aarwangen-1217.000
7.Ticino Unihockey+315.000
8.I. M. Davos-Klosters-812.000
9.Unihockey Limmattal-1412.000
10.Ad Astra Obwalden-1211.000
11.Regazzi Verbano UH Gordola-337.000
12.UHC Lok Reinach-246.000
1.Floorball Uri+2923.000
2.Nesslau Sharks+517.000
3.Aergera Giffers+117.000
4.Chilis Rümlang-Regensdorf+513.000
5.UH Appenzell+213.000
6.Unihockey Basel Regio-513.000
7.UHC Bremgarten-2013.000
8.UH Lejon Zäziwil+1011.000
9.Visper Lions-118.000
10.Red Lions Frauenfeld-167.000

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