09.
2014
Der zehnte Gegner – UHC Thun
Wacker Thun kämpft in der heute beginnenden Handball-Saison nicht bloss um Punkte - es gilt den Status als zweitwichtigster Sportclub Thuns zu verteidigen. Der UHC Thun holt auf.
Rund 1000 Leute sollen am 17. April in der Mur-Halle gewesen sein, als der UHC Thun Olten schlug (6:2) und damit den Aufstieg in die Nationalliga A realisierte. Mit Jonas Dähler jubelte ein Wacker-Thun-Leistungsträger kräftig mit. Möglicherweise ist die Freude der Handballer über die Promotion der Unihockeyaner unterdessen nicht mehr ganz so gross. Diese könnten nämlich durchaus einen Konkurrenten darstellen im Buhlen um Volksgunst, Medienpräsenz und Sponsorenverträge. Der UHC vermag zu bieten, was der Berner Oberländer noch nicht gesehen hat: Unihockey auf nationalem Spitzenniveau. Die hiesige Liga hat kontinental ein hohes Ansehen und spricht gerade junge Menschen an - da sie die Aktivität aus dem Sportunterricht kennen. Fredi Ramseier, der Präsident, geht zunächst von einem Publikumsaufmarsch aus, der jenem aus dem Aufstiegsspiel ähnelt. «Danach», schätzt er, «werden wir wohl zwischen 500 und 800 Zuschauer haben.» Dies entspräche so ziemlich den Werten der Handballer während deren Qualifikationsphase.
Halle eine «Katastrophe»
Ramseier stapelt im Gespräch tief; so sagt er etwa, sein Verein habe eben den Rollhockeyclub Thunerstern überholt und belege in der lokalen respektive regionalen Hierarchie unter den Sportadressen Rang 3. «Was die Finanzen und die Infrastruktur betrifft, bewegt sich Wacker in einer andern Liga.» Die Mur-Halle kann mit der Spielstätte der Handballer in der Tat nicht schritthalten, sie wird in der Szene immer mal wieder als Katastrophe bezeichnet. Sie wirkt düster und bietet kaum Komfort. Die Lage ist wenig attraktiv, eine Tribüne existiert nicht. Gegen Olten waren Leute wieder gegangen, bevor sie eine Eintrittskarte kauften: Sie hatten registriert, wohl keinen (oder zumindest keinen guten) Platz mehr zu bekommen. Ramseier ist denn auch in Sorge, dass bei Derbys wie jenem gegen Langnau eine gewisse Überforderung seitens des Veranstalters eintreffen könnte. «Wenn Zuschauer wieder gehen müssen, läuft etwas schief.» Das Interesse dürfte gross sein: Ein Testspiel der beiden Teams lockte in Interlaken unlängst rund 400 Menschen an. Ramseier und seine Vorstandskollegen tun alles, um für das Abenteuer Nationalliga A gewappnet zu sein. So wird wie schon während des Aufstiegsspiels nicht bloss im Restaurant oben, sondern auch auf Feldebene konsumiert werden können. «Wer nicht lange Schlange stehen muss, ist eher bereit, sich etwas zu trinken kaufen zu gehen», sagt sich der Präsident.
Die Events der Handballer
Mit der Lachenhalle verfügen die Handballer über eine vergleichsweise moderne Spielstätte, die bis zu 2000 Zuschauern Platz böte. Wackers Exponenten um CEO Fred Bächer sind bestrebt, die Gäste zu unterhalten, aus den Partien kleine Events zu machen. Aus der 2011 errichteten Lounge können Gönner und VIPs die Matches verfolgen. Und: Wer Wacker schauen geht, darf gegen zumindest acht der neun Schweizer Widersacher davon ausgehen, Thuner siegen zu sehen. Der UHC wird in seiner ersten Saison in der obersten Klasse mutmasslich einen schweren Stand haben und auch mal eine Kanterniederlage erleiden. Die Unihockeyaner rechnen jedenfalls nicht damit, unter die Top 6 vorzustossen.
Das Hoch der Unihockeyaner
Trotz infrastruktureller Mängel und sportlich schlechter Aussichten könnte der UHC Wacker punkto Zuschauerzahlen vorübergehend überflügeln. Dennoch dürften die Handballer wichtigste Sportvertreter der Region hinter dem FC Thun bleiben. Laut Ramseier verläuft die Suche nach Sponsoren wenig erfolgreich. Die Sportart habe im Berner Oberland grosses Potenzial; sie sei aber auch nach rund 30 Jahren noch dabei, sich zu etablieren. Dem Präsidenten der Unihockeyaner liegt es fern, sich mit Vertretern anderer Vereine anzulegen. «Wir pflegen untereinander ein sehr gutes Verhältnis.» Der UHC sei es auch, der dieser Tage auf die andern Clubs zugehe und erreichen wolle, dass die Partien allenfalls nacheinander und auf keinen Fall zum gleichen Zeitpunkt stattfänden. Gelänge dies, gäbe es auf dem Sportplatz Thun bereits einen Sieger: den Sportkonsumenten.
Zeitungsbericht "Thuner Tagblatt/Berner Zeitung"
mhm... 172.26.251.8
03. 09. 2014