12.
2008
Finnland in extremis
65 Minuten und 12 Sekunden waren gespielt, als es dunkel wurde in der O2 Arena in Prag. Tero Tiitu hatte eben das entscheidende 7:6 für Finnland erzielt und dem Unihockeysport nach zwölf Jahren erstmals einen anderen Weltmeister als Schweden beschert. Es war das Ende eines verrückten Spiels, welches erst auf die Seite Finnlands fallen schien und danach auf die Seite Schwedens. Aber alles der Reihe nach.
Finnland legt vor
Nach einem fulminanten ersten Drittel führte Finnland 4:0. Kavekari (2.), Hyvärienen (11.), Vänttinen (15.) und Koskelainen (16.) sind die Torschützen, gar noch höher hätte das Skore ausfallen können, wenn alle Finnen ihre Chancen konsequent genutzt hätten. Finnlands-Coach überraschte mit einer neuformierten ersten Linie - der lange Hyvärinen neben Kohonen und Manner - das schwedische Team, welches während 20 Minuten keinen Fuss vor den anderen brachte.
Schweden zieht nach
Kompletter Szenenwechsel aber nach Wiederanpfiff des zweiten Drittels. Nun sind es die Finnen, welche blockiert dem Geschehen zuschauen und Tor um Tor hinnehmen müssen. 3:4 steht es nach 40 Minuten, Djurling (21.), Jihde (31.) und Calebsson (34.) heissen diesmal die Torschützen. Und gleiches Lied wie im ersten Durchgang. Die angreifenden Schweden hätten gut und gerne noch mehr Treffer erzielen können.
Vänttinen ohne Nerven
Im dritten Drittel schienen sich die Finnen wieder erholt zu haben, doch Schweden war nicht mehr zu bremsen und erhöhte bis zur 52. Minute auf 6:4. Die Schweden sahen wie der sichere Sieger aus, doch noch einmal kamen die Finnen zurück. Zwei Überzahlsituationen nutzte Wilers-Stürmer Lassi Vänttinen für den Ausgleich. Die Partie musste in der Überzahl entschieden werden. Dort boten sich beiden Teams grosse Chancen, Djurling scheiterte beispielsweise nur knapp an Goalie Toivoniemi, bevor im Gegenzug Tiitu der frenetisch bejubelte Siegestreffer gelang.
Zeit war reif
Finnland verdiente sich den Weltmeistertitel dank einem grossen Willen, hätte aber nach der hohen Führung des Startdrittels nie und nimmer nochmals so in Bedrängnis kommen dürfen. Sie machten wie vor zwei Jahren den Fehler die Führung verwalten zu wollen, anstatt weiter ihr Spiel durchzuziehen. Schweden gebührt Lob für eine tolle Aufholjagd. Das in ihrer Heimat als „schlechteste Auswahl aller Zeiten" gebrandmarktete Team, war um einiges besser, als sein Ruf vermuten liess. Trotzdem war die Zeit reif für einen neuen Weltmeister. Das Glück lachte diesmal Finnland.
Schweden - Finnland 6:7 n.V. (0:4, 3:0, 3:2, 0:1)
O2-Arena, Prag - 14208 Zuschauer
SR: Hofgaard / Zouhar (NOR)
Tore: 01:01 M. Kavekari (M. Järvi) 0:1, 10:56 R. Hyvärinen (M. Kohonen) 0:2, 14:06 L. Vänttinen (R. Hyvärinen) 0:3, 15:55 K. Koskelainen (R. Hyvärinen) 0:4, 20:46 F. Djurling (H. Quist) 1:4, 30:27 N. Jihde (H. Quist) 2:4, 33:25 D. Calebsson (K. Eskelinen) 3:4, 45:39 K. Eskelinen (K. Nilsson) 4:4, 49:51 F. Djurling (K. Kranberg) 5:4, 51:04 N. Jihde (F. Djurling) 6:4, 54:39 L. Vänttinen (M. Kohonen) 6:5, 55:51 L. Vänttinen (M. Järvi) 6:6, 65:12 T. Tiitu (R. Hyvärinen) 6:7
Strafen: 10:45 M. Emanuelsson 2', 13:01 K. Kranberg 2', 29:24 H. Forsten 2', 54:15 K. Eskelinen 2', 54:53 K. Kranberg 2'
Schweden: Ramsin D.; Eskelinen K., Fischerström P., Kranberg K., Quist H., Samuelsson M., Wallgren M.; Andersson J., Calebsson D., Djurling F., Emanuelsson M., Gillek D., Helgesson M., Jihde N., Nilsson K., Svensson M.
Finnland: Toivoniemi H.; Kavekari M., Kivilehto J., Lehti S., Punkari V., Vehkaoja J.; Forsten H., Hyvärinen R., Järvi M., Järvinen J., Jussila E., Kohonen M., Kohonen M., Koskelainen K., Kukkola J., Manner S., Tiitu T.
Bestplayer: F. Djurling / R. Hyvärinen