11.
2002
Giovi Marti - Bekennender Damenunihockey-Fan und Pressesprecher des Verbandes
Giovi, Du bist eine der bekannteste
Persönlichkeiten der Schweizer Unihockeyszene. Pressechef beim Verband,
Assistenztrainer in Regensdorf und seit dieser Saison auch noch Teammanager bei
Dietlikon. Wie bringst Du das alles unter einen Hut?
Ja und Du hast noch meinen 100%-Job bei Radio 24 vergessen... Ganz klar, es ist
zur Zeit wirklich viel für mich, das Wort Freizeit gibt es für mich nicht. Aber ich habe es bisher problemlos gemeistert und dies auch Dank dem
grossen Verständnis meines Arbeitgebers. Sicher ist, dass ich für nächste
Saison über die Bücher gehen muss. Meine Tätigkeit beim Verband will ich
sicher fortsetzen. Auf Clubebene muss sicherlich etwas ändern - mal sehen. Die
Liebe zu dieser Sportart ist einfach so gross! Wie heisst es doch so schön, man
kann es nicht lassen.
Am Sonntag hat sowohl Dietlikon als auch
Regensdorf ein Meisterschaftsspiel. Wirst Du in Rümlang oder in Steinhausen
anzutreffen sein?
Ich weiss es noch nicht, denn auf meinem Arbeitsplan steht
Abstimmungswochenende und dann arbeiten eigentlich alle Radio 24-Redaktoren. Wenn es zeitlich drin liegt, dann werde ich sicher zu einem der beiden Spiele
fahren. Es kommt öfters vor, dass beide Mannschaften am gleichen Tag spielen.
Ich stehe meistens zuerst an der Hot Chilis-Bande und gehe dann - wenn möglich
- zum UHC Dietlikon. Der Trainerjob hat leichte Prioritäten, dies weil es bei
Dietlikon hauptsächlich administrative Aufgaben sind. Wie gesagt, ich versuche
wenn immer beide Spiele zu sehen. Ich muss aber schon einen fixen Zeitplan haben
um wirklich all diese Sachen machen zu können. Solange die Qualität der Arbeit
nicht leidet, werde ich so weiterfahren, zumindest diese Saison.
Die Hot-Chillis stehen nach 6 Runden ohne
Verlustpunkt an der Spitze der NLB. Nun steht das verflixte 7. Spiel an. Könnt
Ihr diesem Fluch trotzten?
Ja wir hoffen es natürlich. Es läuft uns sicherlich gut im Moment. Die
Mannschaft bildet eine Einheit auf und neben dem Platz. Ich denke, dass ist ein
ganz wichtiger Faktor. Spielerisch gibt es sicherlich Dinge, die wir verbessern
müssen. Aber wir können mit dem bisherigen Verlauf unserer Saison zufrieden
sein. Ich bin eigentlich überhaupt nicht abergläubisch und glaub somit nicht
an Fluche oder so. Jeder will Dich schlagen deshalb wird jedes Spiel ein
schwieriges Spiel.
Letztes Jahr seit ihr in den
Aufstiegsplayoff gescheitert. Ist der Aufstieg in die NLA erklärtes Vereinsziel
oder gibt man sich mit der Rolle "NLB-Spitzenteam" zufrieden?
Der Aufstieg in die NLA ist für uns noch kein Thema. Das Vereinsziel
wurde äusserst bescheiden gehalten und dies nicht ohne Grund. Wir nehmen Spiel
für Spiel und schauen am Ende der Qualifikation, wo wir stehen. Dann erst wird
bei einer möglichen Qualifikation für die Auf-/Abstiegsspiele ein Ziel
festgelegt. In der vergangenen Saison haben wir es - ebenfalls nach gutem Beginn
- wohl zu früh festgelegt und sind dann im Januar in ein Loch gefallen. Erst im
letzten Qualifikationsspiel schafften wir die Auf-/Abstiegsplayoff NLA/NLB.
Dieses Jahr sollen die Spielerinnen wie gesagt Spiel für Spiel einzeln nehmen
und dann sehen wir weiter.
Nach dem verpassten Meistertitel in der
vergangenen Saison hat Dietlikon am letzten Wochenende den Kontakt zu Spitze
verloren. War man auf dem Transfermarkt zu wenig aktiv oder warum reicht es im
Moment nicht mehr zur Spitze?
Ich denke primär, dass wir natürlich ein unglaubliches Verletzungspech haben.
Mit Tanja Zehnder, Simone Ramel und Judith Vetter fehlen wichtige Spielerinnen.
Zudem verletzten sich auch Daniela Morf, Anne Suomalainen und Riana Tester und
das Kader schrumpfte plötzlich. Am Samstag gegen Floorball Thurgau sassen
gerade zwei komplette Blöcke auf der Bank. Auswechselspielerinnen waren keine
da. Dies soll aber keine Ausrede sein. Wir hatten am Samstag so manche Chance.
Ich denke nicht, dass man auf dem Transfermarkt zu wenig aktiv war. Die Spielerinnen
welche gekommen sind haben das Team primär verstärkt. Die Mannschaft hat in
den letzten zwei Jahren zwei Mal im PlayOff-Final gestanden und gewann zudem den
Cup. Abgänge gabs mit Aurelia Pescador und früh schon Alexandra Fuhrimann
deren zwei. Es sind also immer noch die gleichen Spielerinnen da, abgesehen von
den Langzeitverletzten. Es läuft zur Zeit sicherlich nicht ganz optimal, aber
es wäre ein grosser Fehler den UHC Dietlikon jetzt schon abzuschreiben. Die
Mannschaft wird wieder auf die Erfolgsstrasse zurückkehren, davon bin ich
überzeugt.
Mit dem Aufstieg des Herrenteams verfügt
der UHC Dietlikon nun über 2 Nationalligamannschaften. Hat der Aufstieg der
Herren die "Hackordnung" im Verein verändert?
Nein. Hat er meiner Meinung nach nicht. Das glaube ich auch nicht. Für den
Verein ist jede Mannschaft im Club wichtig. Von einer eigentlichen Hackordnung kann nicht gesprochen werden. Wir geniessen nach wie vor vollste
Unterstützung.
Mit dem Founders-Cup wurde der Countdown
für die Damen-WM eingeläutet. Nach der knappen Niederlage gegen Weltmeister
Finnland folgte eine deutliche gegen Schweden. Kämpft man nun gegen Finnland um
die Silbermedaille oder können die Schwedinnen noch abgefangen werden.
Das wird sich zeigen. Ich bin nicht Nationaltrainer sondern
Medienverantwortlicher des Verbandes. Daher habe ich automatisch mit den Nationalmannschaften zu tun. Wer mich kennt weiss, dass während eines Spiels
der Nati bei mir einiges geht. Mein Puls ist etwa auf 300. Es ist ein Mitleiden
und ein Mitfreuen. Ich denke, dass der Founders Cup in Porvoo eines deutlich
gemacht hat: - und das ist meine persönliche Meinung und nicht die des
Mediensprechers Giovanni Marti - der Unterschied zwischen den Schweizerinnen und
Finnland ist tatsächlich kleiner geworden. Die Finninnen kann man mit einer
Topleistung sicherlich schlagen. Etwas anders schaut es bei den Schwedinnen aus.
Sie haben gerade in Porvoo bewiesen, dass sie zurecht als Titelfavorit Nummer 1
gehandelt werden. Die Schwedinnen spielen zum Teil Unihockey, als kämen sie von
einem anderen Planeten. Wenn Du ein solches Team schlagen willst, muss alles
stimmen. Geht das kleinste Detail schief, schlagen sie zu und das Spiel ist
verloren. Es liegt nicht an mir zu sagen was anders gemacht werden muss, denn
wie gesagt ich gehöre nicht zum Trainerstab der Nationalmannschaft. Tatsache
ist: die Schweiz bestreitet im Mai die WM in eigenen Land. Der Druck und die
Erwartungen sind gross. Falls die Schweizerinnen die Halbfinalqualifikation
schaffen, und davon gehe ich aus, dann ist alles möglich. Ich persönlich traue
dem Team einiges zu. Eine Medaille liegt sicher drin. Die Unterstützung des
Publikums bewirkt oft auch Wunder. Deshalb hoffe ich, dass viele Schweizer Fans
zu den Spielen kommen werden.
Als Berichterstatter des Verbandes musst Du
auch mit Kritik leben. Im Internet kann man diese sogar völlig anonym äussern.
Wie gehst Du mit solcher Kritik um und was hältst du von öffentlichen
Meinungsäusserungsplattformen wie dem Forum von unihockey.ch?
Wenn man gewisse Funktionen ausübt, dann ist man in der Öffentlichkeit
und daher automatisch auch angreifbar Das wusste ich von Anfang an und deshalb
ist es für mich kein grosses Problem. Es ist wie im Alltag: man kann es nicht
allen recht machen. Man muss versuchen stets das Bestmögliche zu geben. Falls
Kritiken aufkommen, dann muss man diese sicher ernst nehmen. Vorausgesetzt es
handelt sich um faire, konstruktive Kritik. Prinzipiell habe ich kein Problem
mit den Meinungsäusserungsplattformen. Manchmal muss aber auch ich mich fragen,
was das für Leute sind, welche zum Teil über Personen oder Vereine übel
herziehen. Das Niveau gewisser Voten ist manchmal echt peinlich. Vor allem wenn
es richtig persönlich wird. Ich frage mich jeweils: Was wollen diese Leute
eigentlich bewirken? Es sind gerade die Besserwisser und die Neider welche den
Sport kaputtmachen. Und von denen gibt es auch im Unihockey leider zu viele. Ich
will jetzt nicht in die Details gehen, aber manchmal habe ich das Gefühl man
vergisst den eigentlichen Sinn und Zweck solcher Plattformen. Wissen denn diese
Leute überhaupt, welches die Aufgaben derjenigen Personen sind, die sie
angreifen? Wir lieben diesen Sport doch alle, lassen wir uns die Freude also
auch nicht nehmen. Die Meinung äussern ist wichtig. Deshalb soll es solche
Plattformen unbedingt geben. Aber ich persönlich halte mich zurück. Ich
konzentriere mich hauptsächlich auf meine Aufgaben und versuche diese auf die
bestmögliche Art und Weise zu erledigen. Wie gesagt allen kann man es nicht
recht machen und nur Freunde hat man im Leben sowieso nicht.
Zum Abschluss nochmals eine erfreuliche
Frage. Was machst Du wenn die Damennati im nächsten Jahr die Goldmedaille
gewinnt?
Hmmmmm was mache ich, wenn die Nationalmannschaft Gold gewinnt?
Sicherlich werde ich nicht leicht zu halten sein, dies natürlich nachdem der
offizielle Teil mit Medienkonferenz und Interviews vorbei ist. Du erwartest wohl
etwas verrücktes? Hm na ja ich könnt mir die Haare rot Färben! Keine Ahnung.
Mal sehen. Es wird mir schon was einfallen. Viel wichtiger ist, die Mannschaft
schafft den Finaleinzug. Dann ist wie gesagt alles möglich. Hopp Schwiiz!!!
Giovi, Vielen Dank für dieses Interview