04.
2002
Interview mit Beat Moser - Assistenztrainer der Schweizer Nati
Beat, wie lautet dein Kommentar zum erlassenen
Aufgebot für die WM? Welche Schwierigkeiten sind aufgetreten, was waren die
Ueberlegungen?
Die Schwierigkeit die uns am meisten zu schaffen
machte, waren die Verletzungen von Nationalspielern die ganze Saison hindurch.
Viele dieser Spieler mussten ihre Verletzungen während ungewöhnlich langer Zeit
in Kauf nehmen (Stegmann Roger, Engel Thomas, Kaltenbrunner Marcel, Gansner
Anton, Brechbühl Laurent usw.). Immer wieder wurde uns ein Strich durch das
Blockkonzept gemacht, mit dem Höhepunkt am Vierländerturnier, als uns an Ort und
Stelle mit Thomas Engel und Matthias Hofbauer, Center1 und Center2 ausfielen.
Welche Unsicherheit dies auf unser Spiel übertrug konnten wir, vorallem gegen
Norwegen und Tschechien , selber auch feststellen. Diese Situation hatte aber
auch sicherlich seine positiven Seiten, konnten wir doch z.B. Dani Bill auf der
Center-Position von Matthias Hofbauer eine gute Leistung attestieren und dies
mit einem WM-Aufgebot aufwerten.
Ausfallen werden für die WM aufgrund von
Verletzungen in der abgelaufenen Saison: Brechbühl Laurent, Stegmann Roger,
Gansner Anton und Dysli Marc doch Stammspieler die wir vermissen werden. Dazu
kommen mit Eichmann Simon und Kaltenbrunner Marcel zwei Teamstützen die infolge
Lehrabschlussprüfungen oder Arbeitsplatzproblemen nicht dabei sein
werden.
Umorganisiert haben wir auch den Betreuerstab, mit Otti Scherrer als
Materialwart/Masseur und Leuenberger Simon als Teamleiter wurden 2 neue Leute
aufgenommen, die Vörös/Thöni und Martinjas ersetzen.
Hat man in den Fällen Eichmann und Kaltenbrunner
nicht schon viel früher gewusst, dass diese Probleme anstehen? Warum gab es
Mutationen im Betreuerstab?
Bei Simon Eichmann
(Lehrabschlussprüfungen), Marcel Kaltenbrunner (Probleme mit
Arbeitsstelle/Schulbehörde), Beda Thöni (eigene Bäckerei/Überbelastung) und auch
Laslo Vörös wurden wir erst zum Teil lange nach dem Vierländerturnier mit den
Problemen konfrontiert.
War Christoph Hofbauer kein
Thema?
Chrischi Hofbauer hat in den Monaten Mai und Juni seine
Lehrabschlussprüfungen zu bestehen.
Falls sich noch Spieler verletzen werden, bis
die WM beginnt - wie sieht die Pikett-Liste aus?
Über
Pikettspieler werden wir erst sprechen, wenn es die Situation erfordern wird und
wir gezwungen sind, nach Alternativen zu suchen.
Was sagst du zu den Aussagen von Reinmann und Bösch,
wie sie auf unihockey.ch publiziert worden sind?
Die Aussagen von
Ueli Reinmann kann ich nicht verstehen, er weiss schon seit längerer Zeit
(Anfang März) von Jani Westerlund, dass er dem WM-Kader nicht angehören wird.
Dies aufgrund dessen, dass international Spieler gefragt sind die taktisch
spielen können. Die gemachten Äusserungen enttäuschen mich schon ein
wenig.
Was Andri Bösch anbelangt habe ich mit ihm letzte Woche gesprochen und
abgeklärt wie seine Meinung zu einer WM-Teilnahme sei. Er hat von uns nie eine
Zusicherung zur WM-Teilnahme oder ein Aufgebot erhalten. Es ist klar wenn seine
Gedanken zur WM uns positiv gestimmt hätten, wäre ein intensives Gespräch daraus
geworden. Ob Andri dann in Helsinki unserm Team angehört hätte - aufgrund
seiner Leistungen in der Meisterschaft - durchaus möglich.
Eigentlich
finde ich es sehr schade, dass sportliche Niederlagen und negative Erlebnisse in
der Vergangenheit, Spieler veranlassen, Äusserungen an die Öffentlichkeit zu
bringen und so wieder Nährboden für Unruhestifter aus zu breiten. Sie schaden
dem ganzen Team nicht nur dort wo die Attacken gezielt abgefeuert
wurden.
Die Nationalmannschaft hat am Vierländerturnier
enttäuscht. Woran arbeitet man bis zur WM jetzt noch, wo müssen die Hebel
angesetzt werden?
Zum einen gilt es schon vor dem Trainingslager in
Disentis (8. Bis 12. Mai 2002) in den wöchentlichen regionalen Trainings und ab
nächster Woche das ganze Kader zentral in Kloten, die Blöcke aufeinander
einzustimmen und die eine oder andere taktische Aufgabe aufzufrischen. Das
heisst Basis schaffen um dann die 4 Tage in Disentis hart arbeiten zu
können.
Zum anderen werden wir dieses Wochenende mit der Verfeinerung der
Teambildung beginnen und mental an die Limiten der Spieler gehen. Es wird auch
sehr wichtig sein, dass jeder Spieler weiss was seine Aufgaben und die
Erwartungen unsererseits an ihn sind. Das heisst nichts anderes als das Führen
von vielen Gesprächen in den nächsten Wochen mit dem Ziel Vertrauen, Sicherheit
und Überzeugung beim Spieler zu verstärken.
Was hat man aus der WM in Norwegen für Lehren
gezogen? Die Leistungen waren ja trotz der Bronzemedaille nicht über alle
Zweifel erhaben...
Sorry, aber die vergangene WM in Norwegen
interessiert mich überhaupt nicht, sie liegt schon so weit in der Vergangenheit
und dazu war ich damals auch nicht dabei. Was diese WM anbelangt muss dem Team
klar sein, dass die Finnen und Schweden uns spielerisch ein grosses Stück voraus
sind. Es kann dann auch nicht sein eine Bronzemedaille als selbstverständlich
anzuschauen. Unsere NLA-Meisterschaft weißt dieses Jahr übers Ganze gesehen
einen Rückgang der spielerischen Qualität auf, was sich auch auf die
Nationalmannschaft auswirkt. Das heisst zum einen müssen wir, gegen Finnland und
Schweden, eine saubere defensive Leistung an den Tag legen und gegen die anderen
Nation mit ihren Beton-Verteidigungen wird unsere Qualität des Spielmachens
entscheiden wer den Match gewinnt. Zudem sollen die Spieler sich nicht zu viel
Eigendruck auferlegen sonst wird der Spass am Spiel nicht voll ausgelebt werden
können. Wenn der Spass und die Freude am Unihockey-Spiel an dieser WM einen
wichtigen Stellenwert einnimmt, werden auch die Leistungen auf dem Feld positiv
ausfallen.
Was hat sich der Trainerstab für Ziele
gesetzt?
Für die Vorbereitungszeit: Die Blöcke im taktischen Bereich
so einzuspielen dass jeder Spieler überzeugt ist auf der richtigen Position und
mit dem richtigen Block zu spielen.
Für die WM werden wir im ersten Spiel den
Finnen ihre WM-Suppe tüchtig versalzen. Dies wird möglich sein wenn wir unsere
Fehlerquote so reduzieren können, dass das Spiel möglichst lange offen ist. Für
die folgenden Spiele gilt wir müssen härter als der Gegner arbeiten damit wir
zum Erfolg kommen.
Was erwartest du generell für eine
WM?
Ich erwarte eine viel interessantere und ausgeglichenere WM auf
den Platzierungen 3 bis 6. Nationen wie Dänemark, Norwegen und Tschechien sehen
verstärkt ihre Chancen auf die Bronzemedaille und hoffen auf einen Ausrutscher
unseres Teams oder der Finnen. Zudem glaube ich dass trotz oder vielleicht
gerade wegen der finnischen Weltmeisterschaft der Top-Favorit Schweden
heisst.
Warum lohnt sich eine Reise für Schweizer Fans nach
Finnland?
Zuerst freue ich mich sehr auf, wie man hört, sehr viele
Schweizer Fans die nach Helsinki fliegen werden. Ich bin auch überzeugt dass die
Mannschaft dies zu würdigen weiss und eine gute Leistung an dieser WM
zeigt.
Bin überzeugt dass die ganze WM auch vom Erlebniswert her sehr hoch
einzuschätzen ist. An einem WM-Final mit über 14'000 Zuschauern dabei zu sein
ist alles, dies hab ich noch aus dem Jahre 1996 in Stockholm in bester
Erinnerung als über 15'000 Sportler den Globen eingenommen hatten. Da bist du
als Zuschauer schon so stolz dabei zu sein dass die Gänsehaut automatisch Einzug
halten wird.
In diesem Sinne herzlichen Dank für eure Unterstützung liebe
Fans!
Schweizer Aufgebot
Trainer: Jani Westerlund
Assistent: Beat Moser
Tor: Mark Wolf (Pixbo/SWE), Roger Tönz (Malans), Niklaus Steck (Zäziwil-Gauchern)
Verteidigung: Michael Flury (Wiler-Ersigen), Roger Gerber (Rot-Weiss Chur), Urs Helbling (Josba/FIN), Philipp Leimbacher (Kloten-Bülach-Jets), Rolf Rohner (Rot-Weiss Chur), Thomas Weber (Rychenberg Winterthur), Reto Weber (Rot-Weiss Chur)
Sturm: Daniel Aeschlimann (Zäziwil-Gauchern), Patrick Bachmann (Wiler-Ersigen), Peter Bigler (Floorball Köniz), Daniel Bill (Köniz), Andreas Brägger (Rot-Weiss Chur), Adrian Capatt (Malans), Samuel Dunkel (Köniz), Thomas Engel (Rot-WeissChur), Matthias Hofbauer (Wiler-Ersigen), Rolf Kern (Rot-Weiss Chur), Benjamin Lüthi (Zäziwil-Gauchern), Stefan Lüthi (Zäziwil-Gauchern), Daniel Telli (Torpedo Chur)