09.
2007
Lokale Prominenz im Unihockey-Dress
„Dein Stellungsspiel ist miserabel", flachste FDP-Nationalrat Philipp Müller zu seiner CVP-Amtskollegin Ruth Humbel Näf, bevor er dann kurz nach Spielbeginn mit ihr in der gegnerischen Platzhälfte zusammenstiess. Dass der Satz nicht im Parlamentssaal zu Bern, sondern in der Pfrundmatthalle Reinach vor Anpfiff eines Unihockey-Prominentenspiels gefallen ist, versteht sich von selbst. Geladen hatte der UHC Lok Reinach anlässlich seines 20-jährigen Bestehens. Doch nicht nur lokale Politgrössen - auch Reinachs Gemeindeammann Martin Heiz jagte mit Hockeystock dem kleinen, weissen und löchrigen Ball hinterher - gaben sich ein Stelldichein vor zahlreichen Zuschauern. Auch zwei Weltmeister aus dem Reich des Sportes ergänzten die Prominententruppe im Spiel gegen eine Auswahl von Vertretern aus verschiedenen Reinacher Sportvereinen: Matthias Merz, der sympathische, frischgebackene OL-Weltmeister im Einzel und Silbermedaillengewinner mit der Staffel und der junge Motocross-Seitenwagen-Champion Reto Grütter.
Merz machte auch in dieser Mannschaftssportart eine gute Figur, man merkte bald, dass in den Wintertrainings oft Unihockey gespielt wurde. Sein filigraner Umgang mit dem Ball deutete Talent an - vielleicht ist er der neue gefährliche Stürmer, der der momenaten NLB-Equipe von Lok Reinach noch fehlt? Einziger Torschütze der Prominentenmannschaft bei der schlussendlichen 1:4-Niederlage war allerdings nicht Merz, sondern die aktuelle Unihockey-Nationalmannschaftsspielerin Anna Bürgi. Philipp Müller traf beinahe, nur die Torumrandung verhinderte einen Treffer, nachdem der Reinacher Politiker gekonnt seinen Gegenspieler aussteigen liess. Christian Koch, seines Zeichens Leiter BKS/Sektion Sport des Kantons Aargau sowie André Muff vom Lok-Hauptsponsor Raiffeisen fielen ihrerseits durch grossen Kampfgeist bei Zweikämpfen auf.
Der glamourösen Partie vorangegangen waren einige weitere Festivitäten. Bereits am Nachmittag kreuzte die NLB-Fanionmannschaft von Lok Reinach mit dem aktuellen Schweizer Vizemeister und Teilnehmer in der Europacup-Qualifikation vom kommenden Wochenende in Tschechien, Tigers Langnau, die Klinge. Vor 130 Zuschauern verlor der Jubilar unter der Aegide des neuen, schwedischen Trainers Magnus Svensson zwar das Testspiel mit 2:7, deutete aber an, dass man seit dem frühen Cup-Out gegen Eggiwil (1. Liga) vor drei Wochen über aufsteigende Form verfügt. Gleich im Anschluss gewann die gleiche Reinacher Equipe gegen die Aufstiegsmannschaft von 1994 mit 3:1. Die alten „Kämpen" um Vereinspräsident ad interim Dieter Schärer zeigten dabei, dass sie nichts von ihren Fähigkeiten eingebüsst haben. Und auch wenn da und dort die Haarpracht etwas lichter daherkam: Alle passten in ihr altes Tenue. Der Reinacher Gemeindeammann Martin Heiz überbrachte im Rahmen des Festaktes die Glückwünsche von seitens der Behörden - die Ansprache aufgrund seines abendlichen, sportlichen Einsatzes passend im Spielerdress haltend. Lok-Urgestein Benedikt Humbel verlieh danach Rainer Sommerhalder, Sportchef und einer der Baumeister der Erfolgsgeschichte Lok Reinach, die Ehrenmitgliedschaft.
Angesichts des behördlichen Aufmarsches hörte man von seitens Lok Reinach, dem unbestrittenen Nummer 1 des Unihockeys im Kanton Aargau, einige Male den Wunsch nach besseren Hallenbedingungen. Soll die 1.Mannschaft wieder in die oberste Spielklasse des Landes aufsteigen, brauche es dringend infrastrukturelle Anpassungen und idealere Trainingszeiten. Mit gegen 140 Junioren verfügt der Verein über eine grosse Nachwuchsabteilung und wurde unlängst zum beliebtesten Verein im Oberwynental gewählt. „ Wir sind der grösste Jugendarbeiter in der Region" strich Dieter Schärer beim den offiziellen Teil abrundenden Festessen für die anwesenden Persönlichkeiten die soziale Rolle seines Klubs heraus.