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Mendelin: „Es macht immer noch Spass“
Patrick Mendelin bereitet sich mit Basel Regio auf die dritte Saison seit dem Aufstieg vor, der 37-Jährige steht zudem im Aufgebot für die EFT in Winterthur, die drei Monate vor der WM stattfindet - seine erste WM bestritt der Basler vor 16 Jahren. Wir konnten uns mit Mendelin unterhalten.
Wie lautet dein Fazit vom Tigers Cup?
Patrick Mendelin: Wir sind nicht so aufgetreten, wie wir uns das vorstellen. Es war ein Realitäts-Check, wo wir aktuell stehen. Wir haben aber auch einen neuen Trainer mit neuen Ideen - dass da von heute auf morgen noch nicht alles super funktioniert, ist klar. Das sieht man besonders in den Spielen gegen die UPL-Teams. Wir wissen aber auch aus früheren Jahren, dass wir am Tigers Cup jeweils noch nicht dort stehen, wo wir beim Saisonstart sind. Es sah dieses Jahr eigentlich etwas besser aus als letztes Jahr, aber wir haben in allen Bereichen noch Potenzial - taktisch, technisch, aber auch im Mentalitätsbereich. Da braucht es noch mehr Feuer.
Der Saisonstart wäre für ein Team, das erstmals seit dem Aufstieg in die Playoffs doch besonders wichtig? Wenn ihr Ende Oktober schon abgehängt seid, wird es doppelt schwierig. Bis Mitte November habt ihr Heimspiele gegen Chur, Uster und WASA.
Ja, auf jeden Fall! Wenn man die letzten zwei Saisons anschaut, haben wir die Playoffs nicht in den letzten zwei Quali-Runden verspielt, sondern eher in den ersten fünf. Deshalb ist es wichtig, inbesondere gegen die direkte Konkurrenz gut abzuschneiden.
Jetzt kommt das Cupspiel gegen Pfanni. Was sind deine Gedanken dazu? Ein willkommener Ernstkampf?
Es passt sicher gut in die momentane Vorbereitung. Zuerst hatten wir zwei Gegner aus der UPL, nun mit Pfanni der dritte aus der NLB. Da sind die Ballbesitz-Verhältnisse schon anders. Da können wir wieder andere Sachen umsetzen. Es wird eine Herausforderung auf dem Weg zum Saisonstart. Pfanni hat sich noch einmal verstärkt, haben die Aufstiegseuphorie und bei ihnen zuhause zu spielen, ist immer eine Challenge. Wir müssen dieses Spiel sehr ernst nehmen.
Bereits am Ende der letzten Saison war klar, dass du weitermachst. Es ist ein WM-Jahr, spielte das eine Rolle?
Ja (zögert)... ja! Sicher die Perspektive allgemein mit der Nationalmannschaft. Nach dem Trainerwechsel war klar, sie schauen zuerst einmal, wie es ohne mich aussieht und dann reden wir noch einmal zusammen, ob sie das Gefühl haben, für mich noch „Verwendung" zu haben. Letztes Jahr im Herbst hatte ich eine etwas schwierigere Phase, auch gesundheitlich, immer ein Auf und Ab. Andererseits haben wir hier in Basel eine coole Truppe. Auch mit den Zuzügen. Das wichtigste ist aber: es macht immer noch Spass, Unihockey zu spielen. Dazu kam ein positives Signal von der Nati, was auch geholfen hat. Die ganze Planung wird aber nicht einfacher (lacht).
Bei der Nati ist auch vieles neu. Viele Spieler könnten ihre erste WM bestreiten. Was ist dein Eindruck von diesem Team und was kannst du dort für eine Rolle übernehmen?
Es hat Spieler dabei, die ich schon länger kenne, aber auch etwa die Hälfte des Teams, mit denen ich noch nicht viel zu tun hatte. Dazu ein Trainerstaff, wo ich alle kenne oder mit denen ich schon etwas zusamnen erlebt habe am einen oder anderen Ort. Aber die Gruppe muss sich jetzt finden, nachdem es vorher einige Jahre einen Kern hatte, der unverändert blieb, wo wir schon fast wie ein Clubteam waren. Die Rollen neben dem Platz, wie man miteinander umgeht, die Rollen auf dem Platz, die Ideen vom Trainer - es ist nicht mehr einfach das gleiche wie immer.
Deine erste WM war vor 16 Jahren. Hast du noch Erinnerungen an den Herbst 2008? Das war ja eine recht wilde Zeit bei dir.
Was mir sicher immer in Erinnerung bleiben wird ist der Europacup in Zürich und Winterthur - auch, wie ich im Final das leere Tor nicht treffe und diese Szene im Sportpanorama schön in Zeitlupe wiederholt wurde (lacht). Das Turnier war genial, ein absolutes Highlight. Dann ging es Schlag auf Schlag weiter mit der Nati. Ich war zum ersten Mal mit dabei und wusste nicht genau, was mich erwartet. Dann folgte die erste EFT und gleich die erste WM - das ist alles sehr schnell gegangen. Aus dem Verein von Wiler kannte ich schon einige Spieler, aber das ganze Drumherum war neu. Und eben, der Europacup wird sicher auch bleiben, von der Intensität her und der Rolle die ich spielen durfte.
Was würdest du einem 19- oder 20-jährigen WM-Debütanten heute für einen Tipp geben? Es wird sicher der eine oder andere mit dabei sein.
Das habe ich mich tatsächlich schon ein paarmal gefragt! Was ich - über alle Weltmeisterschaften gesehen - für mich herausfinden musste: Wie schaffst du es, über diese acht oder neun Tage die Balance zwischen Anspannung und Entspannung, Lockerheit und Spass zu finden. Dass man sich nicht immer nur sagt: du musst performen, performen, performen. An der ersten WM wusste ich nicht, wie das geht. Ich selber bin dann sicher eher derjenige, der sich zu viel Druck macht. Ich glaube, das wurde mir im Rahmen der Heim-WM erstmals richtig bewusst. Damit musst du nachher spielen und das Gleichgewicht finden. Nur so kannst du deine beste Leistung auch abrufen. Auf der Welle der Emotionen bewusst mitgehen, aber auch bewusst runterfahren, ist eine grosse Herausforderung.
Zum Abschluss noch einmal zu dir persönlich - wir hatten vor zwei Jahren schon einmal eine ähnliche Diskussion. Damals gab es im Sturm fünf Rechtsausleger für drei WM-Plätze. Nun stehen mit Noël Seiler und dir nur noch zwei überhaupt im EFT-Aufgebot. Ein klares Zeichen, wo die Reise hingeht?
Wenn zum jetzigen Zeitpunkt ein 37-Jähriger wieder aufgeboten wird, steckt wohl irgendeine Idee dahinter. Aber es kommen jetzt natürlich noch zwei EFT mit Spielen gegen Topnationen, gegen die ich jetzt zwei Jahre nicht dabei war. Zwischen den zwei Camps lag ich zudem mit einem Virus flach und konnte nichts machen. Also muss ich nur schon physisch wieder auf das Niveau kommen. Es ist klar, wenn ich dann nur herumstolpere, muss man sich dann sehr schnell die Frage stellen, ob man „so einen" mitnimmt. Aber irgendeine Idee steckt sicher hinter dem EFT-Aufgebot.