04.
2016
Noch das Beste herausgeholt
Im Halbfinal ist Alligator Malans an einem starken Floorball Köniz gescheitert. Nach einer Saison mit Zwischentönen war der Unihockey Superfinal aber ein unerreichbares Ziel. Der neue Trainer Esa Jussila kann nun seine Arbeit vertiefen.

Esa Jussilas letzter Zug griff nicht mehr. Ohne Torhüter, dafür mit sechs Feldspielern wollte der Malanser Trainer am Sonntag zehn Minuten vor Schluss sechs Tore aufholen. Nur zwei gelangen seinen Akteuren noch, am Schluss stand 9:3 auf der Anzeigetafel. Der Finne und sein Kontrahent René Berliat lieferten sich ein interessantes Duell. Aber auch ein ungleiches: Hier der Trainerneuling, seit Januar erst im Amt. Auf der Gegenseite die Legende Berliat, der Köniz 1999 schon in die NLA führte und dazwischen die Schweizer Nati und in Schweden trainierte. Im dritten Spiel überraschte Jussila mit einem forschen Pressing - prompt gewann Malans 10:4. Schlaflose Nächte habe diese Niederlage Berliat beschert, erzählt man sich in Köniz. Aber er fand den Schlüssel: Fortan stand jeweils ein Berner tief im Malanser Feld, das Pressing griff so nicht mehr «und Köniz kam zu vielen Eins-zu-Null-Situationen», ärgerte sich der Alligator-Verteidiger Florian Tromm.
Kraftreserven aufgebraucht
Berliats genialster Schachzug war, dass er Flügelflitzer Manuel Maurer neben Kreativdirektor Emanuel Antener setzte. Das ungleiche Duo zelebrierte ein blindes Verständnis, das an die besten Bykov/Chomutov-Zeiten erinnerte. Jussila musste vor allem auf seine Paradelinie mit Claudio Laely, Remo Buchli und Tim Braillard hoffen. Doch es zeigte sich, je länger die Serie ging: Ihr Pulver war verschossen. Der Kraftakt im Viertelfinal, als Meister Wiler-Ersigen in sieben Spielen bezwungen wurde, kostete zu viel Energie. Nur im ersten Halbfinal konnten die euphorisierten Malanser noch profitieren. Eine weitere Steigerung war nicht mehr möglich.
Halbfinal-Quali rettet Saison
Der Viertelfinalcoup überstrahlt die ansonsten durchzogene Saison mit Rang 7 in der Qualifikation und dem Aus im Cup-Viertelfinal. Nach dem Einzug in den Superfinal vor Jahresfrist sollte nun der Titel her, hiess es hinter vorgehaltener Hand zum Saisonstart. Doch schon bald zeigte sich, dass die Ehe zwischen Trainer Daniel Hahne und den Alligatoren nicht mehr lange halten wird. Eine nach wie vor unglaubliche Fallhöhe: Im Frühling noch Cupsieger und Vizemeister, im Herbst ein Trümmerhaufen. Der eine oder andere dürfte mit Interesse Hahnes neues Engagement in Langnau verfolgen.
Welche Ausländer kommen?
Die Herbstkrise wurde zur Zerreissprobe für die junge Mannschaft. Zerstritten mit dem Trainer, ohne die zurückgetretenen (und oft schmerzlich vermissten) Führungsspieler Martin Ostransky und Daniel Kläger, schwankten die Leistungen bedrohlich. Nach Jussilas Ankunft kehrte aber Ruhe ein. «Ich sehe viele Dinge, die ich ändern möchte», sagte der Finne zum Amtsantritt, «aber ich werde nur Schritt für Schritt etwas ändern». Nun hat Jussila einen ganzen Sommer Zeit, seine Vorstellungen umzusetzen.
Das Gerüst der Mannschaft steht, die Nationalspieler haben schon früh unterschrieben. Offen ist der Verbleib der «Söldner». Lukas Veltsmid kam nach überstandener Krankheit im neuen Jahr immer besser in Schwung. Der Grat zwischen Genie und Wahnsinn ist beim Tschechen aber schmal. Bestenfalls ein «genügend» erhält dagegen Janne Hulmi. Vom finnischen Routinier erhofften sich die Verantwortlichen deutlich mehr. Viel zu selten liess der 32-Jährige sein Können aufblitzen. So werden auch einige neue (finnische) Namen in der Herrschaft herumgereicht. Erfahrung und Leaderqualitäten könnten für die nach wie vor hochtalentierte Malanser Equipe in der nächsten Saison Gold wert sein.
Zeitungsbericht "Die Schweiz am Sonntag"