Perfekter Zeitpunkt für einen Neuanfang

Julian Alder wechselte in diesem Sommer von Waldkirch-St. Gallen zum Schweizer Meister Floorball Köniz. Eine grosse Umstellung für den St. Galler, nicht nur auf sondern auch neben dem Feld. Der «Könizer Zeitung» erzählt der 21-jährige Ostschweizer seine ersten Eindrücke von seinem neuen Leben in Bern.

Mit 18 Jahren gab Julian Alder sein Debüt in der höchsten Unihockey-Liga der Schweiz und hat sich seitdem einen Namen in der Szene gemacht. Seit dieser Saison spielt er beim amtierenden Meister Floorball Köniz und hat sich auch dort sehr gut in das Team integriert. Einer von Julian Alders besten Kollegen nahm ihn in der 3. Klasse mit zum Unihockey. Das gefiel dem Herisauer so gut, dass er danach dem Verein beitrat. Von 2008 bis 2012 spielte er beim UHC Herisau, bevor er zu Waldkirch -St. Gallen (WaSa) wechselte. Dort gab Alder mit gerade mal 18 Jahren sein Debüt in der NLA: «Es gibt wenige, die so jung schon in der NLA spielen dürfen. Aber bei mir war auch ein wenig Glück dabei. WaSa hatte kein Geld mehr und verpflichtete keine Ausländer. Aus der Not wurden dann die Junioren eingesetzt, so habe ich die Chance bekommen. Seitdem ist es beim Verein aufwärts gegangen.»

Der 21-Jährige betont, wie gerne er bei dem Verein gespielt habe. Trotzdem entschied er sich vor einem Jahr dazu, eine neue Herausforderung anzunehmen: «Es war der perfekte Zeitpunkt für einen Neuanfang. Ich habe im August meine Passarelle gemacht und im September dann mein Studium an der PH in Bern begonnen.» Obwohl er auch Angebote von anderen Vereinen erhielt, entschied er sich relativ schnell für Floorball Köniz. «Ich wollte dahin, wo ich am meisten profitieren kann. Für mich war FBK die beste Option und eine gute Entscheidung», erklärt der Stürmer.

Sportchef Heinz Zaugg lobte Alder nach der Vertragsunterzeichnung: «Julian ist ein grosses Talent und passt auch charakterlich super zu uns. Er weiss, was er will, und geht seinen Weg sehr zielstrebig, das gefällt mir.» Er war es auch, der dem Spieler vorschlug mit Panik Doza zusammenzuziehen: «Patrik gründete mit Pascal Kern eine WG, aber nachdem dieser mitten in der Saison wieder nach Winterthur zurückging, wohnte er alleine. Heinz machte den Vorschlag, dass wir uns zusammentun. Es passt super.» Auch sonst fühlt sich Julian Alder bei Floorball Köniz sehr wohl: «Wir haben ein cooles Team und ich bin sehr gut aufgenommen worden. Trotz seiner Grösse ist der Verein familiär geblieben. Ähnlich wie WaSa, das gefällt mir extrem gut.»

Familienverbundenheit
Recht schnell musste der Student aber feststellen, dass seine Wahl des Studienfachs falsch war. Die Themen lagen ihm nicht wirklich und so entschied er im Dezember, das Studium abzubrechen. Daher hat er im Moment mehr Zeit als sonst, um nach St. Gallen zu fahren und dort Familie und seine Freundin zu besuchen. «Das ist natürlich schön, dass ich sie mehr sehen kann. Aber ich fühle mich mit dem ‘Nichtstun' nicht wohl, daher suche ich nun einen Job oder ein Praktikum, um die Zeit bis zum Herbst zu überbrücken. Dann möchte ich ein anderes Studium beginnen. Ich habe in Herisau eine KV-Lehre in der Bank abgeschlossen», erzählt Julian Alder.

Auch seine beiden jüngeren Brüder begeisterte er für Unihockey. Dominik spielt beim SV Wiler-Ersingen und studiert Medizin. Manuel bei WaSa. Wenn es möglich ist, besuchen die Eltern Spiele, ansonsten verfolgen sie die Einsätze ihrer Söhne per Livestream. «Es gibt nur eine spassige Rivalität unter uns. Wir kommen sehr gut miteinander aus. Aber Dominik musste sich schon ein paar Sprüche anhören, nachdem Wiler in dieser Saison schon dreimal gegen uns verloren hat», lacht Julian Alder. Eine Saison spielten die beiden gemeinsam, das sei eine tolle Zeit gewesen.

Auch wenn mit viermal Training, zweimal Krafttraining und den Spielen viel Zeit draufgeht, sieht es der sympathische 21-Jährige nicht als Opfer. «Ich liebe Unihockey, es macht Spass, daher nehme ich es gerne in Kauf, dass wir teilweise bis um 22 Uhr Training haben und man dann erst um 23 Uhr zu Hause ist», meint Alder.

Stürmer-Qualitäten
Er sagt aber auch, dass er sehr wahrscheinlich mit 35 Jahren nicht mehr spielen werde, da der Job Priorität haben wird. Hier zeigt sich seine Zielstrebigkeit, die man auch bei seiner Zielsetzung erkennt: «Natürlich ist es mein Traum, 2022 bei der Heim-WM im Team zu sein. Aber ich weiss auch, dass ich an meinen Schwächen in der Verteidigung arbeiten muss. Ich verliere den Ball noch zu oft.» An seinen Stürmer-Qualitäten zweifelt dagegen wohl niemand. Schliesslich hat der junge Sportler bei WaSa in den letzten beiden Saisons in 64 Liga- und Playoff-Spielen 49 Tore und 33 Assists erzielt.

Bei Köniz musste er sich erst eingewöhnen: «Ich bin erst spät zur Mannschaft gestossen, da ich im August noch Prüfungen hatte. Und es war doch eine grosse Umstellung. Das Training und Spielsystem von Köniz sind anders als bei WaSa.» Doch ein Blick auf die Spielerstatistik verrät, dass Alder sich sehr gut an beides gewöhnt hat. So hat er bis jetzt 11 Tore und 9 Assists (Stand 14. Januar) erzielt. Auch Trainer Jyri Korsman ist voll des Lobes: «Julian hat die Qualitäten, ein Nationalspieler zu werden. Er ist physisch stark, schnell und hat einen starken Schuss. Er arbeitet an seinen Schwächen und verbessert sich ständig weiter. Er ist auch im Team sehr beliebt.»

Quelle: «Könizer Zeitung», von Kirstin Burr