Vor der Saison wurde von
Basel viel Optimismus verbreitet. Doch nach 7 Runden steht man noch ohne
Sieg da. Was ist schiefgelaufen?
Ich weiss nicht, ob wir so viel Optimismus versprüht haben. Es stimmt,
dass uns die Verpflichtung von Daniel Sundbom, der bis zu seiner
Verletzung eine exzellente Besetzung war, und die Tatsache, dass Kanholt
das Team in seinem zweiten Jahr führen würde, durchaus gefreut haben.
Die teils guten Resultate in der Vorbereitung liessen dann zusätzlich
eine gewisse optimistische Haltung zu.
Basel Magic verfügt nach den 4
Freistellungen in der Natipause über ein sehr schmales
Kader. Wird es in der Weinnachtspause noch Zuzüge geben?
Ja, wir werden versuchen, das Kader wieder aufzustocken. Vergangenen
Montag wurde an einem gemeinsamen Nachtessen von Mannschaft und Vorstand
aber der Grundsatz vereinbart: lieber ein kleines Kader, wenn dafür alle
am gleichen Strick ziehen. Bei den betroffenen Spielern spürten wir
einfach, dass die Einsicht fehlt, um das Team wieder zu einer Einheit
werden zu lassen. Und das müssen wir in unserer Situation zwingend wieder
werden.
Mit Ralf Hardegger ist der letzte
NLA-Spieler aus dem Vorstand ausgeschieden. War die Doppelbelastung
(Vorstand/NLA-Team) verschiedener Leistungsträger mit ein Grund das es in
den letzten Jahren bei Basel einen Stillstand gab?
Ich muss korrigieren. Ralf ist
nicht ausgeschieden, er tritt nur ein wenig kürzer; bleibt aber im
Vorstand.
Die angesprochene Doppelbelastung ist für mich nicht der Grund für den
Stillstand. In den letzten Jahren waren nur Ralf und ich davon betroffen.
Bei beiden kam noch die Nationalmannschaft hinzu. Die Zeit, ein guter und
engagierter Funktionär zu sein, war also sicher nicht immer vorhanden.
Trotzdem sind wir der Meinung, dass wir mit unserem Knowhow durchaus viel
zur Entwicklung von Basel Magic beigetragen haben. Und schliesslich
besteht der Vorstand aus acht Personen.
Der Grund für den sportlichen Stillstand sehe ich woanders: Erstens ist
es uns über die Jahre hinweg nicht gelungen, gewichtige Abgänge zu
kompensieren. Das Einzugsgebiet rund um Basel ist zwar gross, aber mir
scheint, die Juniorenarbeit bewegt sich bei allen Vereinen der Region
(inkl. BM) auf einem tieferen Niveau als in anderen Regionen der Schweiz.
Wir haben daher grösste Probleme mit der Rekrutierung für das Fanionteam
- da werden wir den Hebel ansetzen.
Zweitens sind wir der einzige NLA Unihockey-Verein, der sich dem kompetitiven
Umfeld einer Stadt aussetzt. Die Konkurrenz durch andere Sportarten und
Freizeitmöglichkeiten ist enorm. Bei uns gibt es den FCB und dann lange
nichts mehr. Die Medien und die Öffentlichkeit sind sich nicht sicher, ob
sie Unihockey nun ernst nehmen oder gar nicht beachten sollen. Und das hat
direkte Auswirkungen aufs Portemonnaie, weil dann die Sponsoren genau
gleich unsicher sind. In der heutigen Zeit legt niemand sein Geld unsicher
an.
Die Grösse des Unihockysports ist im Moment so ein «Mittelding» - zu
klein für die Stadt, zu gross für's Dorf. Und ich behaupte, die
Attraktivität und das spielerische Niveau haben in den letzten Jahren
dramatisch abgenommen. Das führt dazu, das wir nach wie vor eine
Insider-Veranstaltung darstellen und deshalb die Spitzenvereine
grösstenteils im Umfeld der Peripherie besser fahren.
Dennoch wollen wir nicht umziehen, weil wir einerseits die
«Überlebensprüfung Stadt» bestanden haben und andererseits an den
Durchbruch des Unihockeysports glauben. Die WM in Basel wird helfen,
Unihockey in Basel salonfähiger zu machen - und dann haben wir eine
ausgezeichnete Ausgangslage.
Basel hat in der Sommerpause die
Ausländerregel in Frage gestellt und hat 2 Ausländer im Kader. Ist
dieses Thema für diese Saison vom Tisch oder werdet Ihr diese
Möglichkeit im Abstiegskampf erneut prüfen?
Die Ausländerfrage wurde von
uns aus zwei Gründen gestellt: Erstens haben wir in der Vergangenheit
sehr gute Erfahrungen mit zwei Ausländern machen dürfen. Eine ganze
Unihockeyregion hat damals profitiert. Ich stelle fest, dass ein
Ausländer in Sachen Mentalitätstransfer und auch technischem
Knowhow-Transfer fast nichts ausrichten kann. Wenn wir uns verschliessen
und eine Mauer um den Schweizer Unihockeysport hochziehen wollen, werden
wir wohl in 40 Jahren DDR-mässig enden und einen Wiederaufbau erleben
müssen. Eigentlich müssten nach den Länderspielen wieder alle
Alarmglocken läuten, denn die schwedische Mannschaft entfernt sich immer
mehr von unserer Nationalmannschaft - zu Zeiten von zwei Ausländern waren
wir an den Schweden dran...
Zum einen war unser Vorstoss also Überzeugung, andererseits sind die
Bilateralen Abkommen sehr klar formuliert und das Diskriminierungsverbot
lässt eigentlich keine Fragen mehr offen. Ich möchte hier nicht
kommentieren, was wir im Abstiegsstrudel unternehmen werden. Fact ist: es
herrscht eine Rechtsunsicherheit, die man hätte aus dem Weg schaffen
müssen. Deshalb liessen wir ein Rechtsgutachten durch eine angesehenen
Basler Anwaltskanzlei erstellen, welches die bestehende Regulierung klar
als rechtswidrig taxiert!
Aufgrund des momentanen Kaders und des trockenen Schweizer Marktes hätten
wir eine Öffnung natürlich gerne gesehen. Es muss ja nicht zwingend
Basel sein, welches auf sein Recht pocht und plötzlich mehrere Ausländer
einsetzt.
Indem wir die Voten der Nationalliga-Clubs ernst genommen haben und auf
den Einsatz unseres zweiten Schweden verzichteten, haben wir bewiesen,
dass unsere Intentionen nur im Sinne der Verbesserung der Situation des
Unihockeysports sind. Das Problem war der Zeitpunkt unseres Vorstosses -
es wäre bis zu einem gewissen Grad unfair gegenüber den anderen
NLA-Teams gewesen, die weniger lange Zeit gehabt hätten, einen weiteren
Ausländer zu verpflichten. Dieses Argument zieht aber in Zukunft nicht
mehr.
Wie sieht die Zukunft von Basel
Magic aus? Wird für einen seriösen Neuanfang auch
der Abstieg in die NLB in Kauf genommen?
Ja, wir nehmen diesen Abstieg in Kauf. Ich sehe die Situation allerdings
nicht als Neuanfang. Unsere Basis ist gut, aber der nächste Schritt
gelingt nicht. Wären wir nicht überzeugt, dass wir gestärkt aus dieser
Situation hinausgehen, hätten wir nicht so entschieden.
Ich wiederhole mich: Grundvoraussetzung im Mannschaftssport ist Teamgeist
- und der muss bei uns schnellstens zurückkehren. Alle Spieler müssen
vom Konzept des Trainers und des Clubs überzeugt sein und bereit sein,
Überdurchschnittliches zu leisten. Ich lese im Forum von Geld als Grund
für die Trennung - wenn Geld bei irgendeinem der Betroffenen
ausschlaggebend gewesen wäre, hätte ich ihm den Mitgliederbeitrag aus
dem eigenen Sack bezahlt - es war vielmehr fehlende Einsicht und
Identifikation. |