07.
2014
«Reich werde ich natürlich nicht»
Es war ein lange gehegter Traum, nun schlägt Paolo Riedi Nägel mit Köpfen: Nach vier Jahren in der NLA mit seinem Stammklub Chur Unihockey versucht sich der 21-jährige Nationalstürmer bei Warberg in Schweden.
Noch ist Paolo Riedi zu Hause. Zu Hause im Churer Rheinquartier, wo er aufgewachsen ist und wo er in seiner Kindheit in jeder freien Minute draussen auf der Strasse Unihockey gespielt hat. Noch sitzt er gemütlich im Garten seines Elternhauses, schlürft ein Glas Wasser und geniesst die letzten Tage in seiner Heimat.
Es dauert aber nicht mehr lange, dann bricht Riedi auf zu seinem grössten Unihockey-Abenteuer. Im schwedischen Warberg verwirklicht er sich einen lange gehegten Traum: Er will sich in der Svenska Superligan (SSL) behaupten, in der höchsten schwedischen Liga, der unbestritten besten Liga der Welt.
Die Vorzeichen stehen gut, dass es ihm gelingen wird: Mit 21 Jahren ist Riedi bei Chur Unihockey zu einem Schlüsselspieler gereift. Bereits jetzt blickt der Stürmer auf vier Saisons in der Nationalliga A mit seinem Stammklub zurück, 167 Skorerpunkte (77 Tore) erzielte er allein in der Meisterschaft, Cupspiele ausgenommen. In der Schweizer Nationalmannschaft hat sich der wieselflinke Edeltechniker in der letzten Saison einen festen Platz erkämpft, in 14 Spielen fünf Tore geschossen und deren sieben aufgelegt.
Mit Mathias Larsson hat ihn einer zu Warberg gelotst, der seine Stärken aus der Zeit beim Churer Lokalrivalen Alligator Malans bestens kennt, der ihm in Schweden auch dann den Rücken stärken wird, wenn er nicht auf Anhieb so durch die gegnerischen Reihen tänzelt, wie er das in Chur zu tun pfegte. Gänzlich ohne Erwartungen reist Riedi in drei Wochen denn auch nicht ab: «Angesichts der vielen Unbekannten mache ich mir nicht zu viel Druck. Aber ich hoffe natürlich, dass ich immer spielen werde, idealerweise in einer der ersten beiden Linien. Das wäre auch gut für die Nationalmannschaft.» Selbstredend will Riedi mit seinem künftigen Klub die Play-offs erreichen und dort das eine oder andere Ausrufezeichen setzen. Doch ist ihm auch bewusst, dass dem vierfachen schwedischen Meister eine schwierige Saison bevorstehen könnte. Nach den Abgängen dreier langjähriger Leistungsträger befindet sich der Klub im Umbruch. «Die Lücken will man mit jungen Spielern stopfen», erklärt Riedi. In diese Philosophie passt der ambitionierte Churer mit seinen 21 Jahren perfekt. Entsprechend hat sich Warberg intensiv um Riedi bemüht. Und damit andere schwedische Interessenten ausgestochen.
Jetzt, wo Riedi ein paar Ferientage zu Hause geniesst und Zeit für ein wenig Musse im Garten hat, ist die Vorfreude aufs Schweden-Abenteuer umso grösser. Angetan ist der Nationalstürmer vor allem vom professionellen Umfeld und vom hohen Stellenwert, den seine Sportart in der 27 000-Einwohner-Stadt Warberg geniesst. «Unihockeytechnisch ist es eine andere Welt», schwärmt Riedi nach seinem ersten Besuch. «Alles ist professioneller, der Klub hat eine eigene, grosse Halle und beschäftigt sieben oder acht Festangestellte. In der Stadt ist der Unihockeyklub ist der einzige Verein, der in einer höchsten Liga vertreten ist. Er ist in Sachen Sport die Nummer 1.»
Zugleich relativiert Riedi: «Reich werde ich natürlich trotzdem nicht.» Geplant ist, dass er - wie in der Szene üblich - nebenher in einem Teilzeitpensum arbeiten wird. Etwas, das der Haustechnikplaner begrüsst: «So komme ich unter die Leute und lerne die Sprache besser.» Auch begrüsst Riedi, dass Warberg mit Sandro Dominioni vor Kurzem einen zweiten Bündner verpflichtet hat und er mit dem Stürmer von Alligator Malans eine Wohngemeinschaft bilden wird. «Wir verstanden uns in der Nationalmannschaft immer gut, und in Sachen Kochen hat er mehr Erfahrung», sagt er mit einem Schmunzeln.
Zeitungsbericht "Die Schweiz am Sonntag"