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Steiner: "Sind manchmal eine Chaos-Mannschaft"
Tigers-Captain Simon Steiner war mit seinem Team im Superfinal lange nahe dran am späteren Sieger Zug United. Auch wenn die Enttäuschung nach dem Spiel überwiegt, sieht er viele positive Punkte und spricht den Langnauern ein grosses Kompliment für die gelungene Saison aus.
unihockey.ch: Das war jetzt eine emotionale Achterbahnfahrt. Kannst du schon irgendwie einordnen, was du in den letzten zwei, drei Stunden alles erlebt hast?
Simon Steiner: Ich glaube, dafür sind wir wohl gerade noch etwas zu nahe am Spiel. Im Moment überwiegen natürlich die negativen Emotionen, die Enttäuschung ist da. Mit etwas Abstand können wir aber extrem stolz darauf sein, was wir in dieser Saison erreicht haben. Es gab viele enge Spiele und wir sind oft wieder zurückgekommen, so wie es uns auch heute beinahe gelungen ist. Das zeigt den Charakter unseres Teams.
Ab Spielhälfte seid ihr immer wieder mit drei und dann sogar mit vier Toren in Rückstand geraten. Hat das am Ende etwas zu viel Energie gekostet? Oder warum hat es sonst nicht zum Sieg gereicht?
Man wünscht sich definitiv, eher in Führung zu liegen oder zumindest das Skore ausgeglichen zu halten. Das ist uns im Mitteldrittel nicht gelungen, da haben wir etwas verunsichert gespielt und kassieren das eine oder andere dumme Gegentor. Ob uns das das Spiel gekostet hat, ist schwierig zu sagen. Wir haben schon einige Male einen Drei-Tore-Rückstand aufgeholt. Heute ist es leider nicht gelungen, am Ende fehlte die Zeit.
Es gibt in beiden Teams Spieler, die in so einem wichtigen Spiel bewusst auch Emotionen brauchen und einsetzen. Wie nimmst du das wahr, mit den kleinen Rangeleien und Provokationen?
Das gehört sicher ein Stück weit dazu und es spricht für den Charakter unseres Teams, das wir in solchen Momenten nicht zurückweichen und dagegenhalten. Zug hat sicher Spieler, die das leben und zelebrieren aber wir wollten uns nicht unterdrücken lassen und ihnen Paroli bieten. Solange es einem Team gut tut auf dem Feld und Energie gibt, ist es auch gut, so aufzutreten.
Als neutraler Betrachter war es ein tolles Spiel - hinten rein zu stehen war für beide Teams wohl nie eine Option? Ihr habt das gespielt, was ihr am besten könnt, auch gegen ein offensiv hochkarätig besetztes Zug?
Wir sind vielleicht manchmal ein bisschen eine Chaos-Mannschaft, im Vergleich zu anderen Teams in der Liga. Wir sind definitiv kein "Low-Event-Team" sondern manchmal eher "Hau Ruck". In den letzten drei Jahren haben wir aber auch eine Entwicklung durchgemacht, dass wir in gewissen Phasen cleverer spielen und Zeit von der Uhr nehmen können. Aber bei uns läuft auf dem Feld gegen jeden Gegner immer viel, das trifft zu. Es ist wichtig, dass wir das beibehalten, denn das zeichnet uns aus und macht uns stark.
Wenn es in weniger als zwei Minuten vier Tore gibt, wie behält man da noch den Überblick - wie kannst du als Captain oder in deiner Linie da überhaupt auf ein Team einwirken? Lässt man es einfach passieren, wenn es auf beide Seiten so schnell geht?
Für den Coaching-Staff ist es sicher nicht immer cool, wenn so viel Chaos herrscht und so viel gleichzeitig passiert. Da ist es schwierig, die Kontrolle über das Team zu behalten. Es gab aber viele Situationen, wie beispielsweise gegen Thurgau im Viertelfinal, wo wir aus solchen Phasen mehr für uns herausziehen konnten als der Gegner. Die Spielkontrolle und das Pflegen von Details steht dann aber für einen Moment nicht mehr im Fokus, das ist so, und man muss das Geschehen dann schon auch wieder in den Griff kriegen.