03.
2002
Unihockey auf dem Weg zu Olympia?
Olympiaden rücken oft Randsportarten in den Vordergrund. Vier Jahre lang interessiert Curling keine Sau, dann hört man plötzlich Leute darüber fachsimpeln, warum denn der Norwegische Skip im 6. End die Guard des Gegners attackiert hat, anstatt einen Freeze auf den Schott liegenden Stein zu spielen. Prompt sei dann der simple Take-Out misslungen und die Gegner hätten einen Stein gestohlen.
Persönlich frage ich mich ernsthaft, was jemanden dazu bewegen kann, zu rodeln. Vor allem das seehundhafte Anschieben des Gefährts und die Disziplin Doppelsitzer befremden mich. Obwohl mich selber durchaus angenehme Erinnerungen mit dem Doppel-Schlitteln verbinden - in einer kalten Winternacht, mit der richtigen Person auf dem Schlitten, steht nicht mehr der Leistungsgedanke im Vordergrund, und die Schlusszeit wird durch diverse Aktivitäten in irrelevante Höhen getrieben - kann ich mit Rodeln nichts anfangen. Auch Skeleton, wo sich behelmte Athleten in der Haltung eines Robbenbabies in die Tiefe stürzen, kann mich nicht begeistern. In diesen Momenten frage ich mich jeweils, warum eigentlich Unihockey noch nicht olympisch ist. Das gekonnte Streicheln des gelochten Balles ist doch um ein vielfaches interessanter, oder nicht?
Schon fast verdrängt habe ich auch die Bilder des Tontaubenschiessens an der Sommerolympiade 2000 in Sydney. Bis zu diesem Zeitpunkt hat es sich meinem (offenbar doch nicht so) breit gefächerten Sportwissen entzogen, dass man für Aktivitäten solcher Art im Idealfall mit einer Medaille behängt wird. Und schon damals stellte ich mir die Frage, warum die Unihockeyaner nicht als Olympioniken zugelassen werden.
Nun ist zwar nicht zu erwarten, dass Unihockey durch die Zulassung zu Olympischen Spielen (es müsste ohnehin noch geklärt werden, ob es zu den Winter- oder Sommersportarten gezählt würde...) ein grenzenloses Wachstum auf internationaler Ebene erfahren würde. Vielleicht gäbe es dann auch in dieser Sparte "Exoten" aus Uganda, Nepal oder Kirgisien, was immerhin den Spassfaktor erhöhen würde. Aber es ist noch lange nicht gesagt, dass auch das ständige heimische mediale Interesse gestärkt würde (siehe Skeleton und Rodeln). Und gerade daran krankt zumindest das nationale Unihockey weiterhin. Selbst am Vierländerturnier in Zürich und Uster konnte man die Journalisten der schreibenden Zunft an einer Hand abzählen, bei den Pressekonferenzen waren die Sportler den Schreiberlingen zahlenmässig überlegen.
Trotz allem hat sich Unihockey in den letzten Jahren den Anspruch verdient, in die olympische Familie aufgenommen zu werden. Hoffen wir also, dass die ständig wachsende Anzahl der nationalen Verbände dazu führen wird, dass die unihockey.ch-Redaktion glückliche Schweizer Medaillengewinner interviewen darf. Wenn es tatsächlich zu einer Medaille reicht und bis dahin nicht die Norweger und Tschechen an uns vorbeigezogen sind.