04.
2002
Wer fährt mit nach Helsinki?
Die Schweizer Nati hat am Vierländerturnier in Zürich und Uster einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen, noch sehr wenig Konturen gezeigt. Der letzte ernsthafte Test vor der WM wurde nicht zum Einspielen von Blöcken genutzt, sondern verkam aufgrund einiger verletzter Spieler zu einem Jekami. Vor der Bekanntgabe des Aufgebotes sind also noch einige Fragezeichen vorhanden. Ist Marcel Kaltenbrunner, der vielleicht kompletteste Schweizer Spieler überhaupt, fit für die WM? Hat Neuling Kaspar Mosimann aus Sicht von Jani Westerlund seine Chance genutzt? Wäre Christoph Hofbauer nicht ein echter Gewinn für das Team, auch wenn an der WM in der A-Nati debütieren würde und in dieser Saison schon sehr viele Spiele (Junioren WM) bestritten hat? Zumindest hätte der Youngster dann an der Heim-WM dann schon mehr Erfahrung – und das erklärte Ziel des Verbandes ist es ja, 2004 in Bern Weltmeister zu werden.
Ueli Reinmann wurde am Vierländerturnier kaum eingesetzt und wird auch in Finnland nicht dabei sein. Zumindest hat der pfeilschnelle und schussgewaltige Stürmer von Wiler-Ersigen nichts mehr vom Nati-Trainer gehört. „Ich stehe wohl auf keiner Liste, was diese WM anbelangt“ meinte Reinmann im Anschluss an das 4. Finalspiel in Zuchwil, an welchem Westerlund übrigens durch Abwesenheit glänzte. „Vielleicht klappt es mit mir und dem neuen Coach nach der WM dann besser. Im Moment bin ich sogar froh, gewissen Theoriestunden bei der Nationalmannschaft nicht mehr beiwohnen zu müssen.“ Die Reaktion eines frustrierten, nicht berücksichtigten Spielers? Kaum, denn bei Andri Bösch klingt es ähnlich, nur mit dem Unterschied, dass der Alligator hätte zur WM mitfahren dürfen. „Ja, ich wäre dabei gewesen. Aber ich wollte nicht – und zwar nicht aus ferientechnischen Gründen. Es ist in den letzten Jahren zuviel passiert, das ich noch nicht vergessen habe.“ Details wollte er sich keine entlocken lassen, aber auf die Frage, ob er denn nie mehr für die Nationalmannschaft spielen werde, meinte auch er: „Ich hoffe, dass unter Urban Karlsson vieles besser wird. Dann bin ich auch gerne wieder mit dabei, falls ich aufgeboten werde. Die WM im eigenen Land wäre schon noch ein Ziel.“
Von Euphorie ist in der Schweiz bezüglich Weltmeisterschaft im Moment tatsächlich wenig zu spüren. Zu mangelhaft war die Leistung, welche die Mannschaft gegen Norwegen und Tschechien gezeigt hat. Auch die WM 2000 in Norwegen ist noch in Erinnerung, als die kaum eingesetzte Berner-Fraktion von der Bank aus zusah, wie die Bündner in der Mannschaft schlussendlich zwar Bronze erkämpften, spielerisch aber nie überzeugen konnten. Zu viele Spieler schienen damals ausser Form und nur aufgrund ihrer Clubzugehörigkeit noch auf dem Platz.
Leider noch viel zu selten - Schweizer Torerfolge gegen Schweden
Bevor man vom WM-Titel im eigenen Land spricht oder auch nur daran denkt, muss man in Finnland erst einmal beweisen, dass man noch die Nummer drei in der internationalen Hierarchie ist. Oder wie es der ehemalige schwedische Weltmeistertrainer Kigge Ahlqvist formuliert: „Was nützt es der Schweiz, wenn sie gegen Schweden knappe Niederlagen ermauert? Sie muss vielmehr versuchen, die aufrückenden Nationen spielerisch zu dominieren und so Fortschritte zu erzielen. Dann klappt es an guten Tagen auch einmal gegen die Skandinavier.“
Bei aller Skepsis bezüglich des anstehenden Events in Helsinki: Die Hoffnung lebt natürlich. Die Hoffnung, dass die Finnen im Startspiel derart nervös sein werden, dass sie sich gleich selber schlagen. Und die Hoffnung auf eine massive Leistungssteigerung im Vergleich zum Vierländerturnier. Wenn diese halbwegs gelingt, sieht es bezüglich Bronze nicht schlecht aus. An mehr zu denken wagen wohl nur Träumer oder eingefleischte Optimisten. Oder wachsen die Schweizer gerade deshalb über sich hinaus, weil niemand mit ihnen rechnet und kein Druck vorhanden ist? Wer
weiss...
Die Hoffnung stirbt zuletzt! - Viel Erfolg in Finnland!!!