12.
2019
Neuenburger Splitter #2
Panorma, abgelehnte Trotinettes, saure Aussies, tolle TV-Quoten, Trauerflor, transparente Rüttimann und gelungene Tipps - willkommen zu den nächsten Splittern aus Neuenburg.
Das Ding mit den Akkreditierungen
Fuchsteufelswild war Andrea Schmutz, Assistenztrainerin von Australien, am Donnerstag nach der Partie gegen Norwegen. Nicht etwa wegen der 2:7-Niederlage. Teams, die aus dem Turnier ausscheiden, müssen gemäss dem Reglement ihre Akkreditierungen abgeben. Heisst: Nationen wie die USA, Japan oder eben Australien, für die die WM schon jetzt beendet ist, müssen für das Finalwochenende ein Ticket kaufen, um in die Halle zu gelangen. «Ein Skandal! Die Kleinen scheinen den Organisatoren und der IFF völlig egal zu sein», so Schmutz. Der Unmut ist verständlich, die Australierinnen legten für die Kampagne pro Nase um die 10'000 Franken hin, unter anderem für die Antrittsgebühr von mehreren Tausend Franken. Um die lokalen Organisatoren in Schutz zu nehmen: Das Problem besteht seit Jahren an jeder WM und müsste von der IFF einmal geregelt werden. Ein paar Gratistickets oder zumindest vergünstigte Eintritte müssten eigentlich drinliegen. Es gab in der Vergangenheit auch schon Teams, die vorzeitig abgereist sind, weil sie sich die Tickets schlicht nicht leisten konnten - dabei hätten doch gerade die "Exoten-Nationen" den Anschauungsunterricht der Besten nötig.
Aussies im Coop
Schmutz hatte aber auch viele Anekdoten zu erzählen, über die sie lachen konnte. Weil für die Australierinnen die Verpflegung der Organisatoren zu teuer war (25 Franken für Spaghetti Bolognese...), entschieden sie sich kurzerhand für das nahegelegene Coop-Restaurant als Verpflegungsstandort. «Dort ist jeden Tag für uns ein eigener Bereich reserviert und alle Menüs kosten unter 20 Franken», erzählt Schmutz. Es muss nicht immer First-Class sein.
Andrea Schmutz ist nicht happy mit dem Ticket-Regime für vorzeitig ausgeschiedene Teams. (Bild: Dieter Meierhans)
Wenn die Sonne mal scheint
Wir sagen es immer wieder gerne: Für die Fans hatte der alte WM-Termin im Mai viele Vorteile, was das Leben ausserhalb der Halle anbelangt. Wärme zum Beispiel. In Neuenburg ist es bitter kalt und meistens ziemlich feucht, auch wenn der angekündigte Schnee nicht kam. Wenn zwischendurch einmal die Sonne scheint, lädt der See zu einem Spaziergang ein - das Panorama auf der anderen Seite des grössten, ganz in der Schweiz liegenden Sees ist atemberaubend schön.
Tolle TV-Quoten
Noch nie war eine Unihockey-WM im TV so präsent wie diese. SRF zeigt alle Schweizer-Spiele live, das welsche Fernsehen RTS zog erstmals nach und sogar der Tessiner Rundfunk RSI wird am Wochenende Spiele übertragen. Am Sonntagnachmittag verfolgte fast jeder dritte Schweizer, der den Fernseher einschaltete, die Partie zwischen der Schweiz und Finnland (Marktanteil 30%). Am Donnerstag wurde der Viertelfinal erneut auf dem Kanal SRF zwei übertragen. Das Europa League Spiel zwischen Basel und Trabzonspor wurde von Unihockey auf SRF info «verdrängt», das Eishockeyländerspiel zwischen der Schweiz und Norwegen schaffte es nur in den Livestream.
Antrag auf Trottinette abgelehnt
Das Mediencenter, in dem Medienschaffende ihre Berichte schreiben sollten, befindet sich in Neuenburg nicht wie sonst üblich in der Hauptspielstätte, sondern im Bauch des Fussballstadions Maladière. Aber nicht etwa in den (sicher) edlen Räumen der Fussballer, sondern in einem von der Feuerwehr genutzten Raum. Während die Fotografen einen eigenen Arbeitsraum im Innern der Patinoires du Littoral erhalten haben, müssen die Journis der schreibenden Zunft um das halbe Fussballstadion gehen. Die Zeit reicht kaum, um in der Pause einen Kaffee zu holen. Dementsprechend ist das offizielle Mediencenter auch meistens leer, selbst das Medienteam von swiss unihockey schreibt lieber im Raum der Fotografen. Der Antrag von unihockey.ch, dass man den armen Journalisten bis zum Finalwochenende doch bitte ein Trottinette zur Verfügung stellt, wurde freundlich abgewiesen.
Trauer in Ostrava
Es gibt auch wichtigeres als Sport, Kaffee oder Tickets. Am letzten Dienst erschoss ein Mann in einem Spital in Ostrava (Tschechien) sechs Menschen und richtete sich danach selbst. Die Hintergründe der Tat sind weiter unklar. In den Schweizer Medien fand die Tat kein grosses Echo, vermutlich war der Vulkan in Neuseeland gerade spektakulärer. Das tschechische Nationalteam zeigte sich ob der Tragödie in der Heimat verständlicherweise erschüttert und bestritt die Partie gegen die Slowakei mit Trauerflor um den Arm.
Transparente Rüttimann
Unser ganz persönliches Hightlight aus dem Liveticker zum Viertelfinalspiel gegen Lettland: Corin Rüttimann versemmelt nonchalant per Backhand eine Chance. Wir schrieben, dass die Bündnerin jetzt richtig sauer sei und im nächsten Einsatz treffen würde. Das tat sie prompt. Merci Corin, wir liegen gerne richtig.