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Oscar Lundin: «Haben viele Fragezeichen erhalten»
Ein 1:10 gegen Schweden, ein 3:10 gegen Finnland, ein 3:4 gegen Tschechien - die A-Nati der Frauen kassierte an der EFT in Karlsbad drei Niederlagen. Nati-Trainer Oscar Lundin nimmt Stellung.
Keine Chance gegen Weltmeister Schweden, viele Eigenfehler gegen Finnland, knappe Niederlage in einem beidseits schwachen Spiel gegen Tschechien. In Karlovy Vary (Karlsbad) liess die Leistung der Schweizerinnen viel zu Wünschen übrig. unihockey.ch sprach nach dem Ende des Turniers vor Ort mit Nationaltrainer Oscar Lundin.
Was war an diesem Wochenende gut?
Oscar Lundin: Die Anzahl Konter, die wir kreiert haben, war ziemlich gut. Nach fast einem Jahr ohne Länderspiel lag der Fokus auf einem neuen Defensivsystem. Gegen Tschechien, als das Tempo tiefer war, konnten wir auch in Ballbesitz mehr zeigen und hätten von den Chancen her gewinnen müssen. Aber ganz klar - drei Spiele ohne Punkte war nicht meine Idee. Wir nehmen viele Fragezeichen mit nach Hause und haben viel Arbeit vor uns.
Welche Fragezeichen?
Wir hatten vor dem Turnier eine Idee, wie wir Bälle gewinnen können. Gegen Schweden merkten wir, dass wir etwas anpassen müssen - das Tempo war zu hoch für uns. Auch gegen Finnland hatten wir grosse Probleme, mit dem Ball nach vorne zu kommen. Wo und wie fühlen sich unsere Spielerinnen auf dem Platz wohler? Das müssen wir genau anschauen.
Gegen Finnland fielen drei der ersten vier Gegentore nach Ballverslusten in der eigenen Zone, dazu gab es zahlreiche technische Fehler. Eine Frage der Konzentration?
Ich glaube, dass wir zu viel gedacht und zu wenig gespielt haben. Wenn du zwei oder mehr Gedanken gleichzeitig im Kopf hast und nicht locker bist, begehst du Fehler. Hier muss sich der Staff hinterfragen, ob wir zu tief gegangen sind. Wenn sich die Spielerinnen überlegen müssen, wie eine Situation wie besprochen gelöst werden kann, fehlt die Zeit - dafür ist das Tempo gegen diese Gegnerinnen zu hoch. Grundsätzlich bereitet mir unsere Qualität mit Stock und Ball keine Sorge.
Ein Fazit lautet auch, dass Schweden mindestens eine Klasse besser war als der Rest - auch Tschechien (8:0) und Finnland (7:2) hatten keine Chance.
Das sehe ich auch so. Darum nervt mich die Niederlage gegen Finnland mehr - da gaben wir viel zu viel weg. Im Moment sind wir gefrustet. In den nächsten zwei Wochen folgt eine detaillierte Analyse, dann geht es Anfang 2025 mit der WM-Quali in Italien weiter.
Wie muss man sich nach diesem Wochenende eine Analyse vorstellen - bekommen die Spielerinnen Videos mit begangenen Fehlern?
Bei manchen Spielerinnen funktioniert das gut. Aber die Fehler sehen ja alle. Wichtiger ist das Warum. Geschah vor dem Fehler bereits etwas? Wie können die Spielerinnen auf diesem Level ihre Toolbox besser nützen - oder welche Tools fehlen ihnen noch? Um solche Dinge geht es.
Die U19-Nati sorgte mit den (seltenen) Siegen gegen Schweden und Finnland für Ausrufezeichen. Ist die Arbeit für dich als Coach nach Niederlagen einfacher, weil die Baustellen klarer sind?
Ich hätte lieber dreimal gewonnen. Man muss ohnehin nach jedem Spiel analysieren, was funkioniert hat und was nicht. Der Erfolg der Juniorinnen macht mich super glücklich. Wir haben bei den Tschechen gesehen, was Erfolge im Nachwuchs in den Jahren danach bewirken.
Wie läuft dein Projekt Umzug von Schweden in die Schweiz?
Wir suchen noch eine bezahlbare, möglichst zentral gelegene Wohnung, was in der Schweiz bekanntlich nicht einfach ist. Bei meinen drei Kindern (9, 6 und 1.5 Jahre alt) spielt auch das Schulwesen eine Rolle. Die Kids freuen sich aber auf den Umzug und ich finde es cool, dass sie eine weitere Sprache lernen werden. Und für meinen Job ist es ohnehin ein Vorteil, im Land zu sein. Ich hoffe, dass wir bis Anfang des kommenden Jahres etwas finden.