12.
2012
«Auch beim Reden effizient»
Nationalmannschafts-Verteidiger Daniel Bill hat seit 2002 einiges an Weltmeisterschaften erlebt. Mit uns blickt der Könizer nach dem Eröffnungsspiel gegen die Slowakei zurück und nach vorne.
Erst war Daniel Bill da und wir nicht, das zweite Mal kommt er mit einem dampfenden Teller Teigwaren zum Interviewtermin. «Okay, wenn ich gleichzeitig meine Pasta runterschlinge?», fragt er vorsichtig. «Klar, dann sehen wir auch mal warmes Essen im Pressecenter», unsere rasche Antwort. Kohlenhydrate sind wichtig für Sportler nach einer Partie, wir holen uns dagegen nochmals einen Becher Kaffee. «Und, wie war die Partie für euch», fragen wir gwundrig. Bill kaut und überlegt. «Hammer. Ein richtiger Hexenkessel. Die Vorfreude war riesig und logisch waren wir auch angespannt. Das Spiel war okay, im letzten Drittel waren die Slowaken einfach brutal effizient.»
Bill schöpft den nächsten Löffel, während wir notieren. «Viel war die Rede vom neuen Stil den Petteri Nykky und seine Crew in die Mannschaft brachten. Wie hast du das wahrgenommen?» fragen wir weiter. Bill kaut seelenruhig weiter. «Es war wirklich sehr viel Neues, auch der ganze Aufwand, den wir betrieben in diesem Jahr. Aber das Coaching und der Trainer-Style sind ganz anderes, als wir das gewohnt waren. Es kamen viele neue Inputs von ihnen. Bezüglich Offensivspiel oder Flexibilität, das steht hoch im Kurs.»
Der nächste Löffel wartet. «Aber viel geredet habt ihr nicht mit ihnen, oder?», haken wir nach. «Nein, sie sagen nicht viel. Aber wenn eine Ansage kommt, dann passt die auch. Das ist ihr Stil, das ist okay. Man könnte jetzt auch sagen, dass sie beim Reden effizient sind», sagt der 31-jährige und ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Wir lenken das Gespräch auf frühere Tage. Bill nahm schon 2002 an seiner ersten WM in Finnland teil. «Aber ganz ehrlich, ich erinnere mich fast nicht mehr daran. Ich war damals ein 19-jähriger Youngster in Mitten von gestandenen Natispielern. Ich glaube ich habe damals mit Thomas Engel und Reto Weber gespielt. Aber das ist weit weg, ich war damals in meinem eigenen Rookiefilm. An die WM 2004 hab ich viel mehr Erinnerungen», sagt er offen.
Der Teller leert sich langsam. Wir wollen noch etwas weiter Geschichtskunde betreiben und fragen, was denn die Erinnerungen an 2004, die letzte WM in der Schweiz sind. Bill schluckt den nächsten Löffel runter. «Als erstes kommt mir immer das Gruppenspiel gegen Finnland in den Sinn, auch wenn das kein entscheidendes Spiel war. Das war Emotion pur. Nach dem späten 4:3 von Christoph Hofbauer bin ich fast durchgedreht.» Bills Augen leuchten. Für einen Moment vergisst er die Teigwaren. «Auch die Stimmung im Schluefweg vor den 8000 Zuschauern, das ist immer noch voll da.»
Noch eine letzte Frage zur aktuellen WM. Die Nationalmannschaft wohnt während der WM in Thun. «Wie ist das?», wollen wir wissen. «Es ist cool, dort zu sein. Es ist schon was Anderes, mit dem Car zum Spiel zu fahren, statt beispielsweise zur Halle zu laufen. So kann die Konzentration raufgefahren werden. Und nach dem Spiel auch wieder etwas Abstand gewonnen werden. Ich schätze das sehr. Und eine WM in Bern ist sowieso das Nonplusultra.» Er lacht nochmal. Der Teller ist mittlerweile leer. «Und wir sind mit dem Interview auch fertig», bedanken wir uns. Die WM macht Hunger auf mehr.