12.
2014
Interview mit Esa Jussila
Der Schweizer Assistenztrainer Esa Jussila stand nach der Halbfinal-Niederlage gegen Schweden Red und Antwort. Er verrät, was der Game-Plan war - und warum er nicht funktionierte.
Esa Jussila, warum heute das neue Outfit - Trainingsanzug statt Anzug und Krawatte?
Der Staff wollte damit symbolisieren, dass wir am liebsten mitspielen wården. Leider haben Petteri, Samu und ich den falschen Pass dafür.
Warst du nach dem ersten Drittel und dem 6:0 ganz froh, nicht auf dem Platz gewesen zu sein?
Das bin ich seit meinem Rücktritt eigentlich immer. Das Spiel ist brutal schnell geworden. Schon seit 2010 oder 2012 ist das Tempo unglaublich gestiegen.
Was hat heute funktioniert im Schweizer Spiel?
Eine gute Frage. In der zweiten Hälfte konnten wir das machen, was wir mit Ball geübt haben. Zuvor waren wir zu wenig mutig.
Mit Verlaub: In der zweiten Hälfte schaltete Schweden einige Gänge zurück.
Aber sie sind auch mit einigen Gängen weniger immer noch ein gutes Team. Leider verpassten wir es, einige Tore mehr zu schiessen, das hätte einigen Spielern im Hinblick auf morgen gut getan.
Einer, der bis jetzt getroffen hat, war Manuel Maurer. Er sass heute aber lange auf der Bank. Warum?
Er war fraglich.
Verletzt?
Fraglich. Etwas angeschlagen. Wir haben 18 plus zwei Spieler hier, es können nicht alle von Anfang an spielen. Maurer machte seine Sache bisher gut, auch heute, als er rein kam und gleich einen Penalty herausholte.
Was haben Nykky und du im ersten Drittel besprochen, als die gelbe Welle über die Schweizer hinwegrollte?
Sollen wir ein Time-Out nehmen? Sollen wir den Game-Plan gleich über den Haufen werfen und dem Team somit sagen, das man alles falsch vorbereitet hat? Wir hatten ein paar Ballverluste und zwei Strafen, schon stand es 4:0. Man hat nicht viel Zeit zu überlegen.
Und der Game-Plan war?
In den letzten Jahren versuchte es die Schweiz oft mit einer defensiven Ausrichtung und beten. Wie wir alle wissen, hat das noch nie zu einem Sieg gereicht. Diesmal wollten wir die Schweden aus ihrer Komfortzone wegdrücken, was sie nicht gerne haben, sie nicht das Spiel machen lassen. Aber wir wussten auch: Wenn Schweden 100 Prozent spielt und wir auch, dann reicht es nicht.
Ich könnte ja auch versuchen, gegen Wladimir Klitschko Druck zu machen, weil er das nicht gerne hat und es sich nicht so gewohnt ist?
Okay, du bist kein Boxer (lacht). Bei uns ist das vielleicht etwas anders. Die Schweden dachten ja vor allem an den Final. Aber es kam ein Ballverlust, ein Markierungsfehler im Slot - und die Schweden zogen davon. Im Nachhinein kann man jetzt sagen: Anders wäre es besser herausgekommen. Aber alle haben viel Arbeit vor sich, wenn sie die Schweden einholen wollen. Nicht nur wir. Im letzten WM-Final führten die Schweden bei Halbzeit auch gegen Finnland 9:1.
Wie richtet man das Team nach so einem Spiel wieder auf? Ein Bier trinken und so tun, als ob die Partie gar nicht stattgefunden hätte?
Die Spieler arbeiten seit zwei Jahren auf die WM hin und wissen, dass das Turnier noch einen Tag dauert. Essen, Trinken, Regeneration - unser Job ist es jetzt, die Spieler mental wieder aufzurichten. Ich bin davon überzeugt, dass diese Mannschaft noch viel Kraft im Motor hat für morgen. Das hoffe ich nicht nur, das weiss ich.