Interview mit Nico Scalvinoni

Nach dem 6:1 über Lettland wurde Nico Scalvinoni zum besten Spieler der Schweiz gewählt. „Zico" über Kopfhörer, Flipcharts, Puzzles, Geburtstagsgrüsse und die Aussichten im Halbfinal gegen Gastgeber Schweden.

Wie wurden heute die besten Spieler der Partie beschenkt?
Nico Scalvinoni: Mit Kopfhörern. Das ist perfekt, meine sind gerade gestern kaputt gegangen.

Dann müssen wir noch eine Randfrage klären: Vor drei Tagen wurde über den Hallenspeaker einem Mauro Scalvinoni zum Geburtstag gratuliert. Deinem Vater? Ein Versehen des Veranstalters?
Ja, mein Vater hatte Geburtstag - und ich bat Teamleiter Roger Lötscher, beim Hallenspeaker den Geburi-Gruss zu deponieren. Hat prima geklappt (lacht).

Kommen wir zum Spiel gegen Lettland. Bist zu zufrieden mit der Leistung der Nati?
Wir haben dem Ball über weite Strecken Sorgen getragen und nichts anbrennen lassen. Von daher ja, wir können zufrieden sein. Wir müssen aber noch öfter die einfachen Lösungen finden.

Das heisst? Vor allem im Vergleich zu den Gruppenspielen?
Wir spielten zu viele Pässe, die in der Liga oft funktionieren - und wenn nicht, schnell ausgebügelt werden können. Das geht hier an der WM nicht, das wird bestraft.

Wir haben von langen Gruppenarbeiten und vollgekritzelten Flipcharts gehört in den letzten Tagen. Was wurde genau besprochen?
Wir haben unseren „Swiss Way" noch einmal angeschaut. Wir sind davon überzeugt, physisch die beste Mannschaft des Turniers zu sein. Das heisst aber, dass wir uns noch besser gegenseitig unterstützen und wie gesagt die einfachen Lösungen finden müssen. Will heissen: Einen Risikopass erst dann spielen, wenn wir sauber stehen und gut auf einen daraus möglichen Konter reagieren können. Diesbezüglich haben wir heute einen wichtigen Grundstein gelegt.

Noch besser wäre es gewesen, wenn dieser Grundstein schon vor einem Jahr oder spätestens im Frühling gelegt worden wäre, nicht?
Das sehe ich auch so. Ich hätte auch lieber das ganze Puzzle, das am Ende ja ein Bild des Finals zeigen soll, schon früher beisammen gehabt, damit wir an der WM nur noch am goldenen oder silbernen Rahmen basteln können. Aber man kennt ja die Situation mit den Verletzten, dazu waren Spieler wie Stucki, Christoph Meier oder ich im Sommer aus den bekannten Gründen nicht dabei. Ich glaube Nykky, wenn er sagt, dass ihm das Aufgebot noch nie so schwer gefallen ist wie diesmal.

Gab es diesbezüglich keine faulen Sprüche von den Teamkollegen? Im Sinne von: Na klar, die „Schinderwochen" im Sommer auslassen, aber an der WM dann wieder einsteigen...
Ich habe nur einen Spruch von Kaspar Schmocker gehört, und bei ihm weiss man, dass er es humorvoll meint. Aber im Ernst: Ich habe viele positive SMS erhalten, als ich mich wieder zur Verfügung stellte. Und ich wurde zweimal kurz vor einer WM ausgeladen - diesmal bin ich vielleicht etwas egoistisch wieder eingestiegen, aber ich bin auch ohne die Trainingswochen im Sommer topfit.

Morgen folgt der Halbfinal gegen Schweden. Was habt Ihr noch im Köcher? Gibt's nochmals eine Flipchart-Orgie?
Kaum, sonst kämen wir nicht zum Schlafen (lacht). Ich denke, dass die volle Halle auch uns beflügeln wird. Und dass wir gegen Schweden mit ihren Weitschüssen besser aussehen als gegen das Klein-Klein von Finnland oder Tschechien - das haben wir zuletzt an der EFT in Finnland über 40 Minuten und auch in Schaffhausen gezeigt. Wir müssen aber noch härter arbeiten als bisher - und unsere Chancen konsequenter nutzen. Es ist uns klar, dass wir nicht so oft zum Abschluss kommen werden wie gegen Lettland.