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Jan Bürki: «Mit Ball noch Fortschritte machen»
Jan Bürki bestreitet seine vierte A-WM und gehört mit 25 Jahren bereits zu den Routiniers und absoluten Leistungsträgern im Team von Johan Schönbeck. Er gab nach der Niederlage gegen Tschechien im Interview Auskunft darüber, was die Schweizer hätte besser machen müssen und blickt auf die kommenden Spiele voraus.
Vor der WM war immer wieder von «Low Event Games» die Rede. Das war jetzt so eines, oder? Zumindest während 40 bis 45 Minuten verlief die Partie etwa so, wie ihr euch das vorgestellt hattet?
Jan Bürki: Ich denke «Low Event» und «Passiv sein» ist nicht immer das gleiche. Ich habe das Gefühl, es war etwas zu passiv. Passiv im Sinne von «Low Event» heisst eben nicht, dass man statisch sein muss, sondern doch mit Ball auch etwas kreiert. Einfach auf eine Art, dass man die Risiken tief hält. So verstehe ich «Low Event». Grundsätzlich, ja, 40 bis 45 Minuten defensiv sehr gut, das Boxplay hat sehr gut funktioniert, auch wenn wir leider ganz am Ende einer Strafe noch ein Tor kriegen. Mit Ball müssen wir aber sicher noch Fortschritte machen.
Bei einem Tor Rückstand muss noch keine Panik aufkommen, bald waren es aber zwei oder drei Tore. Wie müsste man in diesem Fall das Risiko dosieren, um die nötigen Tore zu erzielen - kopflos nach vorne zu rennen dürfte nicht der Plan sein?
Genau, bei einem Tor Rückstand gibt es noch keinen grossen Unterschied im Risikomanagement. Bei zwei oder drei Toren eigentlich auch nicht, schliesslich können im sechs gegen fünf schnell mehrere Tore fallen im Unihockey. Man muss etwas mehr Risiko eingehen, aber sicher nicht übermässig und den ganzen Gameplan über den Haufen werfen.
Bei den Tschechen fiel auf, dass die starke erste Linie letztlich den Match entscheidet - diese fünf Spieler buchen alle zehn Skorerpunkte. Darauf wart ihr aber eigentlich vorbereitet?
Wenn man die Statistik anschaut, haben sie den Match entschieden, das ist klar. Es sind Spieler, die uns allen bekannt sind, die aber wirklich auch auf Weltklasseniveau spielen. Dass gar keiner von denen einen Skorerpunkt bucht, dafür müsste man schon extrem gut spielen in der Defensive. Aber letztlich hatten wir sie doch zu wenig gut im Griff, das ist so.
Morgen geht es gleich weiter, ihr habt die Chance es besser machen. Was nehmt ihr mit, auch im positiven? Was in der anderen Gruppe läuft, könnt ihr ja sowieso nicht beeinflussen.
Wir nehmen weiterhin Tag für Tag. Heute hat es nicht ganz geklappt, das ist so und das können wir nicht mehr ändern. Von heute nehmen wir sicher die gute Defensive mit, das gute Boxplay, wo wir gestern eher ein schlechteres Ball Gefühl hatten, das sechs gegen fünf sah auch nicht schlecht aus. Im Spiel mit Ball müssen wir sicher noch einen Schritt machen, doch da gibt es morgen und im weiteren Turnierverlauf wieder Möglichkeiten dies umzusetzen.
Du bist schon einer von den erfahrenen Spielern. Für die 12 WM-Debütanten war es nicht nur gestern die erste WM, sondern auch heute und bis zum Ende des Turniers. Wie bringst du dich im Team oder in der Garderobe ein, wie unterstützt ihr im Team diese "Rookies" im Verlauf des Turniers?
Wir probieren, jede Erfahrung weiterzugeben. Da hat es unterschiedliche Spieler - auch noch erfahrenere als mich wie Maurer und Mendelin - die auch schon sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Es ist ein Turnier, die Debütanten brauchen sicher auch ihre Zeit und am Ende ist es ein Steigerungslauf. Das Ziel ist es, in jedem Spiel die Leistung zu verbessern und am Schluss bestmöglich zu performen. Das ist etwas, was wir ihnen mitgeben. Wir probieren, aus jedem Match das Positive mitzunehmen und das Negative zu analysieren und zu verbessern. Zu selbstkritisch sollte man auch nicht sein, und es gehört dazu, dass man auch mal nervös ist.