12.
2012
«Live the moment»
Kaspar Schmocker ist ein Schweizer Vorzeige-Verteidiger. Während der WM wird er aber auch zum Vorzeige-Profi auf Zeit. Dem WM-Traum wird alles untergeordnet.
Kaspar Schmocker ist eine grosse Hoffnung im Schweizer Nationalteam. Gross wie ein Bär, schnell wie ein Reh und clever wie ein Fuchs. Würde der komplette Verteidiger am Reissbrett konstruiert, sähe er wohl wie der Wiler-Verteidiger aus. Vergeblich, so heisst es, habe sich der Sportstudent auch bei der deutschen Unterhaltungsshow «Schlag den Raab» beworben. «Stefan Raab hat wohl Angst vor mir», soll Schmocker mal scherzhaft gesagt haben.
Kaspar Schmocker (24) ist auch ein aufgeweckter Junge, der für jeden Spass zu haben ist. Vor zwei Jahren soll er im Schweizer Teamhotel mit seinem langjährigen Gefährten Florian Kuchen den Teamkollegen Streiche gespielt haben. Stichwort Sherlock Holmes und Dr. Watson. Die Zorro-Show die der damals noch sehr junge Schmocker in einem Unihockey-Sommerlager in Sumiswald vor einigen Jahren gezeigt hat, ist bei seiner Anhängerschaft unvergessen.
Kaspar Schmocker ist auch einer, der immer für einen guten Spruch zu haben ist. Doch im Dezember 2012 ist Kaspar Schmocker gereift und vor allem Profi für eine Woche. Ähnlich wie seine Fans zieht er sich auch eine Maske über. Und er lebt den nykkischen Gedanken des «live the moment» (Leb im Augenblick). «Wir haben keine Ahnung, was uns jeweils am nächsten Tag erwartet. Das gehört dazu, Wir wollen ganz im hier und jetzt sein», sagt er. Spielkonsolen gebe es keine im Thuner Hotel, ebenso werde auf Zeitungen, elektronische Medien und SMS verzichtet. «Wir lernen uns von einer ganz anderen Seite kennen. Wir kommunizieren sehr viel miteinander», antwortet auf die Frage, ob es denn da nicht langweilig werde.
Kaspar Schmocker ist an dieser WM auch einer, der tief in die Tasche greifen müsste, wenn es ein Phrasenschwein, wie im sonntäglichen Fussball-Talk «Doppelpass», gäbe. Er ist fokussiert, wie es so schön heisst. «Wir müssen am Tag X bereit sein. Aber wir beschäftigen uns nicht gross mit dem Gegner und Resultaten. Wir müssen uns auf unser Spiel konzentrieren», sagt er. Dass Estland nur 4:4 gegen die Slowakei gespielt hat, interessiert in ebenso nur am Rande, wie die tschechische Niederlage gegen Lettland. «Für uns hat sich nichts geändert», sagt er unbeeindruckt. Der Traum geht weiter. Kaspar Schmocker lebt ihn vor.