12.
Lundgren: "Widme das Tor meinem verstorbenen Vater"
Adam Lundgren spielte vor seinem Wechsel nach Basel im Sommer 2024 immer in Schweden und kam in seiner schwedischen Heimat im zarten Alter von 31 Jahren zum WM-Debüt. Wie er überhaupt erst ins deutsche Team kam und welche Bedeutung sein Treffer gegen Polen hatte, ist eine berührende Geschichte.
Herzlichen Glückwunsch zum klaren Sieg gegen Polen. Ihr hattet nach der hohen Niederlage gegen Tschechien nicht viel Erholungszeit - vielleicht ein Vorteil?
Adam Lundgren: Ja, definitiv. Das Spiel gegen die Tschechen war hart, nicht nur physisch, sondern auch mental. So schnell wieder zu spielen heisst, dass du dich nur auf die Erholung und das nächste Spiel konzentrieren kannst und gar keine Zeit hast, zu lange über der Vergangene nachzudenken.
Hättest du gedacht, dass ihr Polen so klar bezwingt?
Nicht wirklich. Es ist eine WM und es sind alles gute Teams, die während einer Woche ihr bestmögliches Unihockey spielen wollen. Aber wir haben uns einfach auf unsere eigene Leistung konzentriert, wir wollten nach der Enttäuschung gestern eine positive Reaktion zeigen. Die einfachen Dinge richtig machen in der Verteidigung besser zu stehen, das war unser Ziel.
Das Spiel begann schon um 9:30 Uhr und du hast nach 3 Sekunden ein Tor geschossen. Bist du ein Morgenmensch?
Es scheint so (lacht), auf jeden Fall habe ich letzte Nacht sehr gut geschlafen.
Ihr habt 7 Spiele in 8 Tagen, morgen ist das 5. Spiel in 5 Tagen. Wie geht das?
Es ist hart, wirklich hart. Aber wir nehmen Tag für Tag, ein Spiel nach dem anderen und versuchen uns bestmöglich zu erholen. Wir denken nicht zu weit voraus, aber am Freitag müssten wir endlich mal einen Tag frei haben, den nehmen wir doch sehr, sehr gerne.
Jetzt trefft ihr auf Schweden. Kannst du deine Gefühle zu diesem Spiel beschreiben?
Es ist unglaublich, einfach nur: Wow! Es ist einer der grössten vorstellbaren Träume, in Schweden gegen Schweden anzutreten, mit schwedischen und deutschen Fans. Wenn man das in Worte fassen muss, bleibt eigentlich nur "Amazing!"
Kannst du uns etwas über deinen Karriereverlauf erzählen? Du kommst aus Schweden, hast vor dem Wechsel nach Basel immer in Schweden gespielt - wie bist du zu Deutschland ins Nationalteam gekommen?
Ich begann in meiner Heimat in einer kleinen Stadt namens Furuvik etwa 150 Kilometer nördlich von Stockholm. Danach spielte ich in der Allsvenskan und SSL für Gävle und wechselte später zu Örebro. Dann ist vor drei Jahren einer meiner grössten Unterstützer und Fans verstorben - mein Vater. Wegen ihm bin ich jetzt hier, im Deutschen Trikot, da er Deutsche Wurzeln hat. Ich sagte zu mir, dass dies der schönste Weg ist, ihn zu ehren. Für mich geht es hier um viel mehr als "nur" um Unihockey. Es ist mein Weg, mich meinem Vater nahe zu fühlen und ich möchte ihm hier und heute mein erstes Tor widmen.
Das ist wirklich eine sehr schöne Geschichte. Da gab es wohl noch ein wenig Papierkram zu erledigen?
Danke, danke. Ja genau: man muss sich für eine Art "Sportlerpass" bewerben und einige Kriterien erfüllen.
Wie steht es um die sprachlichen Fortschritte, jetzt wo du als geborener Schwede in der Schweizer Liga und für das Team Deutschland spielst?
(plötzlich auf Deutsch) Sehr gut, sehr gut! (lacht) - Im Januar werde ich mit den Deutschkursen beginnen. Es ist aber schwierig im gedrängten Alltag mit vielen Trainings, da bleibt wenig Zeit übrig. Bisher war das Ziel, so viel wie möglich zu verstehen. Jetzt wird es dann aber auch ans Sprechen gehen... In einigen Wochen wird das hoffentlich auch funktionieren.
Du könntest einen Tandem-Kurs mit Jakob Heins absolvieren. Was ist besser: sein Schwedisch oder dein Deutsch?
Er ist mir meilenweit voraus! Das liegt sicher auch daran, dass er als Jugendlicher nach Schweden kam, aber ich bin trotzdem sehr beeindruckt, wie gut er geworden ist. Ich bin extrem dankbar, dass es Jakob gibt, da er sehr viel für mich übersetzt. Er ist ein grossartiger Typ.
Wie ist aktuell der Kontakt mit deinem Schweizer Verein, Basel Regio? Es sind immerhin vier Spieler aus dem Basler Kader an dieser WM, lustigerweise für vier unterschiedliche Nationen.
Wir sind sehr gute Freunde und feuern uns gegenseitig täglich an. Ausser natürlich, wenn unsere Teams direkt aufeinander treffen - dann sind die Basler Teamkollegen für zwei Stunden meine grössten Feinde (lacht). Mit einigen bin ich sogar im gleichen Hotel, also probieren wir uns wo immer möglich zu unterstützen und gegenseitig zu pushen.