11.
2022
"So gewinnen wir keinen feuchten Blumenstrauss"
Nicola Bischofberger führt die Schweiz erstmals an einer WM als Captain an. Nach dem 4:4 gegen Norwegen war die Enttäuschung spürbar. Der HCR-Verteidiger wählt bei seiner Analyse harte aber ehrliche Worte.
Der Auftakt in die Heim-WM verlief mit dem Unentschieden gegen Norwegen nicht so, wie man sich das vorstellte. Hast du eine Erklärung dafür?
Unser Auftritt, vor allem in den ersten zwei Dritteln, stimmt mich sehr nachdenklich. Wir redeten im Vorfeld so viel über Druck. Wenn wir aber so den «Schiss» in den Hosen haben und so ängstlich und ohne Mut auftreten wie heute, dann werden wir gegen Finnland keine Chance haben und hier keinen feuchten Blumenstrauss gewinnen - sorry, aber ich kann es nicht anders sagen.
Vor der WM wurde auch viel über das Thema Energie gesprochen. Wurde demnach dieses Ziel verfehlt?
Auf der Bank stimmte die Energie, aber auf dem Feld überhaupt nicht. Unser Goalie hat den Ball, zwei norwegische Stürmer bleiben einfach stehen, doch statt die Überzahlsituation schnell auszunutzen, spielen wir wieder hinten rum. Wir haben einen Freistoss, vertändeln diesen und warten, bis der Gegner wieder zurück ist. Solche Sachen sind klare Indizien dafür, dass es in unserem Spiel an der nötigen Intensität mangelte - das muss einfach angesprochen und im nächsten Match geändert werden.
In den ersten 40 Minuten hat die Schweiz zu den richtigen Zeitpunkten seine Tore erzielt. Im letzten Abschnitt wirkte das Spiel aber eher ideenlos und zu statisch. Dabei haben die Norweger ja nichts Neues gemacht. Sie standen weit hinten in ihrem 2-1-2-System und lauerten auf Konter.
Ich sehe es ein bisschen anders. Ich fand vor allem die ersten zwei Drittel ungenügend. Im letzten Abschnitt hatten wir zwei, drei sehr gute Gelegenheiten. Aber insgesamt erspielten wir uns einfach zu wenig Torchancen.
Was ändert sich nun nach dem Unentschieden für die Partie gegen Finnland?
Resultatmässig müssen wir besser abschneiden als Norwegen. Der Fokus sollte aber auf der Verbesserung unserer Leistung liegen.
Trotz dem unbefriedigenden Start: was hast du gefühlt, als du in die fast volle Arena mit den Heim-Fans eingelaufen bist?
Einfach nur Gänsehaut! Als Unihockeyspieler trainierst du doch jeden Tag, um genau solche Spiele in einer solchen Arena vor vollen Rängen zu erleben.
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