12.
2010
WM-Splitter Teil 3
Dauerwerbesendung
Am spielfreien Schweizertag war nur eine Minderheit der unihockey.ch Crew in der Hartwall-Areena. Bei den garstigen Wetterverhältnissen - Minustemperaturen, Schneefall, eisige Winde - blieb die Lust, sich den Weg in die etwas ausserhalb Helsinkis gelegene Halle zu begeben, sehr, sehr klein. Shopping in der City war dagegen angesagt. Auch dort war die WM omnipräsent. In den meisten Kaufhäusern in der Innenstadt laufen nonstop Werbetrailer für die Weltmeisterschaften. Selbst morgens um halb drei laufen auf den belebtesten Plätzen Helsinkis die bunten Filmchen. Wir ziehen anerkennend den Hut.
Aber richtig
Ebenfalls vom Gang in die Areena halten auch die Liveübertragungen im Web-TV ab. Gar auf dem staatlichen Sender YLE 2 - das finnische Pendant zu SF2 - werden die Partien Finnlands übertragen. Und zwar richtig, das heisst mit ausführlichen Vorberichten, Interviews, Slowmotions und allem was dazu gehört. In den Pausen reichte sogar noch die Zeit, um im Studio mit der charmanten OL-Läuferin Minna Kauppi ein Interview zu führen. Was die finnische Ausgabe von Simone Niggli-Luder dabei erzählte, entzieht sich unseres Wissens. Finnisch ist und bleibt eine (fast) nicht zu lernende Sprache. Dafür wird oft englisch gesprochen auf finnischen Sendern: Im Nachmittagsprogramm boten je drei Folgen von „Friends" und „Two and a half men" gute Unterhaltung.
Leere Ränge
Dass die 13000 Zuschauern Platz bietende Hartwall Areena in der Vorrunde nicht voll sein würde, war klar. Verständlich deshalb, dass die Hallenbetreiber gewisse Teile der Tribüne gleich ganz gesperrt haben. Dumm nur, dass der finnische Produzent der TV-Bilder seine Kameras genau gegenüber der leeren Zuschauerränge platzierte. In Tschechien, wo die Partien des tschechischen Teams live übertragen werden, sah man deshalb keinen einzigen der 1600 Zuschauer in den beiden bisherigen gezeigten Partien. Die Reaktionen in den Internetforen fielen entsprechend in diesem Sinne aus - ob denn überhaupt jemand in der Halle sei.
Alles finnisch oder was
Am Ende der in englisch geführten Pressekonferenzen, zu denen jeweils der Headcoach und MVP beider Teams aufgeboten werden, können die vier Teamvertreter jeweils noch ein paar Sätze in ihrer Muttersprache sagen. So ehrten gestern auch René Berliat und Joel Krähenbühl das Medienzentrum mit ein paar in Berndeutsch vorgetragenen Worten. Heiterkeit löste diese Regel nach dem Spiel zwischen Finnland und Kanada aus, sprachen doch nicht nur Petteri Nykky und Rickie Hyvärinen finnisch, sondern auch der Coach der Kanadier (Seppo Pulkkinen) und der kanadische Spieler Michael Grönlund, der in Finnland zu Hause ist.
Im Rennen
Unser ursprünglicher Weltmeistertipp Estland ist weiter im Rennen. Nach der hohen Auftakt-Niederlage gegen Schweden, schlugen die Esten in ihrem zweiten Spiel Deutschland und sind somit auf Viertelfinalkurs. Kristian Talme (AIK Stockholm) sagte nach der Partie: „Der Aufwand, um Schweden schlagen zu können, wäre ohnehin zu gross gewesen. Also haben wir uns gleich aufs zweite Spiel konzentriert." Man kann sich fragen, warum das erste Spiel dann überhaupt gespielt wurde - sprich, solche Aussagen sprechen den Kritikern des neuen Modus mit vier Vierergruppen aus dem Herzen. Für Deutschland wird das Erreichen der Viertelfinals nun sehr schwer. Am nächsten Dienstag wartet Schweden, welches mittlerweile ein Torverhältnis von 60:2 hat. Trockener Kommentar von Fotograf Florian Büchting: „Wir schlagen sie trotzdem". Wir wünschen viel Glück.
Jeder ein JediDie Foto des Tages schoss gestern Damian Keller. Im genau richtigen Moment drückte er ab, als Markus Gerber seinem Teamkollegen Simon Stucki zu dessen Torerfolg gratulierte. Der Händedruck erfolgte genau vor der beleuchteten Treppe, was nun fast so wie ein Lichtschwerter-Kampf aus „Star Wars" aussieht. Webmaster Klaus Bösch taufte die Foto spontan wie den Hit des jungen Karel Gotts: „Fang das Licht"
Respektlos
Das Spiel Schweden gegen Australien war eine suspekte Sache. Mit 39:1 schossen die Schweden die bedauernswerten Aussies buchstäblich aus der Halle. Quasi ein 60-minütiger Alptraum für die armen Australier. Der Sieg ging denn auch die WM-Annalen als der höchste an allen bisherigen Weltmeisterschaften ein. Was der Antrieb der Schweden war, die Australier buchstäblich zu „massakrieren", fragten sich wohl nicht nur wir. Rekordgeilheit? Befriedigung des eigenen Egos? Jedenfalls sind solche Steinzeitresultate alles andere als erträglich für die Sportart Unihockey. Und wenn man bedenkt, dass die Australier jeweils eine riesige Summe auf den Tisch legen, um überhaupt an den Spielen teilnehmen zu können, ist das Verhalten der Schweden nicht nur fraglich, sondern vor allem peinlich. Darum erwähnen wir an dieser Stelle auch nicht die schwedischen, sondern nur den australischen Torschützen: Christopher O'Sullivan schoss in der 9. Minute das 1:2.
Das wichtigste Spiel der WM
Die Kräfte bei der unihockey.ch Delegation wurde heute auch geschont, da morgen Montag das berühmt-berüchtigte Media Game am Abend auf dem Programm steht - auch bekannt als „das wichtigste Spiel der WM". Immerhin sind die unihockey.ch Vertreter Klaus Bösch und Reto Voneschen international noch ungeschlagen. Mit den deutschen Kollegen wird dann auch voraussichtlich der „Checkerblock" gebildet. Ansonsten ist an WM-Tag 3 nicht viel los, jedenfalls in der WM-Arena. In Finnland ist der 6. Dezember Nationalfeiertag. Wir sind gespannt, was uns da noch erwartet.
Boesch Klaus
05. 12. 2010
Klinsi
05. 12. 2010