12.
2012
WM-Splitter, Teil 4
«Und es werde Licht» - Der Stromausfall in der Wankdorfhalle ist das grosse Thema der vierten Splitter. Daneben gibt's weitere bunte Geschichten von der WM.
Eines der übelsten Szenarien überhaupt, haben heute die Organisatoren in Bern erlebt. In der 18. Minute der Partie Schweden gegen Norwegen gingen plötzlich die Lichter in der Halle aus. Kurz war es dunkel, dann kam wenigstens die Notbeleuchtung - für eine Viertelstunde. Strom gabs aber in der ganzen Halle keinen mehr. Eine Hauptleitung ausserhalb der Leite hatte es scheinbar «verchlöpft». Nach einer Viertelstunde waren die Techniker vom EW Bern da, bis die Beleuchtung in der Halle aber wieder bereit war, dauerte es satte zwei Stunden. Jedesmal wenn wieder ein Versuch gestartet wurde, haute es die Sicherungen raus. Bitter vor allem: Genau heute war einige Prominenz auf der Tribüne. Die Fussball-Legende Stephane Chapuisat war da, ebenso wie OL-Weltmeisterin Simone Niggli-Luder und NHL-Star Mark Streit. Und vor allem machte auch der frisch gewählte nächstjährige Bundespräsident Ueli Maurer seine Aufwartung in der Wankdorfhalle. Immerhin bekamen sie «das beste und geduldigste Publikum der Welt» zu sehen, wie es Stadionspeaker Tom Balsiger so schön sagte.
Grosi im Stress
Beim zweistündigen Black-out hatte Animator Grosi einen harten Job. Erst musste er mit einem Megafon die News an die Zuschauer durchgeben, dann musste er dieses auch bei Laune halten. Das Publikum verhielt sich aber grossartig. Geduldig wurde gewartet, bis es endlich wieder Licht gab. Nach einer halben Stunde im Dunkeln hatte es wenigstens Strom am Speakertisch, so dass Mikrofon und Soundanlage wieder funktionierten. Gemeinsam wurde zu «I Can't Dance» getanzt, später dann der obligate Gangnam-Style, dazwischen gabs auch Torwandschiessen und "Wunschkonzert". «An Tagen wie diesen» der Toten Hosen passte da wunderbar. Kurzerhand wurde sogar der ehemalige DSDS-Kandidat Jesse Ritch aufgeboten, der später seinen ESC-Song zum Besten gab. Warum dieser so rasch in die Wankdorfhalle kam, hat einen einfachen Grund: Grosi ist Jesse Ritchs Manager.
Zwei Minuten fehlten
Eifrig beriet auch der IFF wie es weitergehen sollte. Fast wäre es zu einem Novum in der WM-Geschichte gekommen. Der Plan sah vor, dass wenn bis 19 Uhr kein Licht in der Halle gewesen wäre, die Schweden und Norweger ihre Sachen eingepackt hätten und in den neuen Hornets Dome in Moosseedorf gegangen wären. Dort wäre das Spiel dann fortgesetzt worden. Beinahe in letzter Sekunde kam es aber nicht dazu: Um 18.58 Uhr brannte das Licht wieder. Verworfen wurde auch der Plan, das Spiel nach der Schweizer Partie wieder anzusetzen. Die Konsequenz ist dafür, dass wohl nur in wenigen Zeitungen das Resultat von Schweiz gegen Estland zu lesen ist, da das Spiel erst knapp vor oder nach Redaktionsschluss beendet war.
Publikumsliebling Singapur
Vor dem Black-out waren Singapur und die Slowakei noch am Werk. Die Singapurer haben sich während der Woche als Publikumslieblinge entpuppt. Trotz 2:13-Niederlage wurden sie vom Berner Publikum kräftig gefeiert. Team Singapur hat übrigens den kürzesten Anreiseweg aller WM-Teilnehmer. Sie übernachten in der Zivilschutzunterkunft in der Wankdorfhalle.Und mit Sonia Poh Ching Chia haben sie auch die einzige Trainerin aller WM-Teams. Headcoach ist mit Filip Erik Dahlgren aber ein Schwede.
Trendsetter
Apropos Assistenztrainer: Der norwegische Assi Erik Haeren setzt modisch neue Akzente. In kurzen Hosen treibt er jeweils seine Spieler an. So wie es Heiko Vogel früher beim FC Basel als Assistent bei Thorsten Fink gemacht hat. Wir haben uns grad vorgestellt, wie wohl die Schweizer Assistenten Heikki Luukkonen und Jussi Jäntti in kurzen Hosen aussähen... Nur wenig jünger ist Norwegens unverwüstlicher Stürmer Willy Fauskanger (36), welcher als einziger bislang bei allen neun Weltmeisterschaften teilgenommen hat. Sein Alter nimmt Fauskanger jeweils beim Torjubel auf die Schippe. Mit gebücktem Rücken und den Unihockeystock als Gehhilfe humpelt er jeweils kurz durch die Halle.
Around the world
Sascha Rhyner staunte - und wir mit ihm - nicht schlecht, als er heute Morgen unseren youtube-Kanal öffnete und bemerkte, dass das Tatu Väänänen`s Gesangseinlage bereits 26`435 Views aufwies. Der Clip ging buchstäblich um die Welt und jedermann war beeindruckt über Tatus Gesangkünste. Auf seinem Facebook-Profil stapelten sich die Gratulationen. Artig bedankte sich Väänänen auch jeweils dafür. Im Gegensatz zu den Schweizern, welche auf elektronische Medien während der WM verzichten, ist Väänänen scheinbar ein fleissiger Facebook-Besucher.
Lautsprecher
Wir geben`s offen zu: Pausenclown Martin Zürcher geht uns gehörig auf den Wecker. Nicht nur wartet er immer wieder mit Patzern auf (z.B. kündigte er Team USA als Team Canada an) und brilliert mit Wortkreationen (Startsechs für Starting Six), nein er kann es einfach nicht lassen und nimmt regelmässig in den Pausen sein Lärm-Messgerät hervor, um das Publikum mit Kreisch-Wettbewerben zu unterhalten. Wir kriegen Schreikrämpfe. Ein uns unbekannter Zwitscherer kommentierte seine immer gleichen Superlativ-Floskeln mit «Wenn der Speaker in der Saalsporthalle ein Donald-Duck-Heft lesen würde, hätte er wohl einen doppelt so grossen Wortschatz. Geschätzt.»
Armer Florby
Sein "kongenialer" Partner, Maskottchen Florby, ist dagegen umso schweigsamer. Muss auch ganz schön nervtötend sein, in diesem improvisierten Witz-Kostüm zu stecken und die Arme ständig auf Schulterhöhe tragen zu müssen. Ein Berufskollege mit krimineller Energie liebäugelte mit dem Gedanken, seine Handgelenke mit Gewichten zu beschweren.
Japanische Handzeichen
Japan`s Ichiro Ueda, der in Schweden lebt und fliessend Englisch spricht, muss seinen Mitspielern beim Ausrufen der Starting-Six jeweils ein Zeichen geben, damit sie zum richtigen Zeitpunkt das Feld betreten. Dies weil sie kein Englisch können und die Speaker ihre japanische Namen derart unverständlich aussprechen, dass die Asiaten gar nicht merken, wann sie an der Reihe sind.