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Anderegg: „Erwarte Lettland physisch und kämpferisch“
Nur 63 Sekunden nach dem norwegischen Anschlusstreffer sorgte Timon Anderegg mit dem 4:1 für beruhigte Gemüter in der Saalsporthalle. Mit dem Captain der Schweizer U19 konnten wir uns nach der Partie unterhalten.

unihockey.ch: Wir möchten mit dir kurz zwei Schlüsselmomente in diesem Spiel thematisieren. Zum einen dauerte es relativ lange vom 1:0 bis zum 2:0, obwohl ihr viel Ballbesitz und viele Torchancen hattet. Hiess es in diesem Moment einfach: geduldig bleiben?
Timon Anderegg: Wir haben auf das 2:0 gedrückt, ihr Goalie zeigte heute aber auch einen phantastischen Match. Wir wussten aber auch schon vorab, dass er wirklich stark ist. Wir mussten es einfach weiter versuchen, ohne zu viel Risiko einzugehen und dann in einen Konter zu laufen - das 1:1 wäre tödlich gewesen, denn dann hätten sie noch viel mehr hinten reinstehen können.
Die andere Schlüsselszene ist der erste norwegische Treffer zum 3:1 und dann kurz darauf das 4:1, das du erzielst. Sind kurz Zweifel aufgekommen nach dem ersten Gegentor?
Nach dem norwegischen Tor sagte ich zu einem Teamkollegen, dass es jetzt nochmal eng werden könnte - zwei Tore sind nicht viel. Da hast du einmal Pech und dann können sie ohne Goalie sechs gegen fünf spielen. Ich wurde aber kein bisschen nervös. Natürlich tat es dann gut, gleich im nächsten Einsatz ein Tor schiessen zu können.
Ihr dominiert, kassiert vor Spielhälfte aber drei Strafen. In sechs Minuten Unterzahl gibt es kein Tor für Norwegen und eines für euch... Also, Boxplay könnt ihr?
Ja, wir haben analysiert wie sie in Überzahl spielen. In manchen Aktionen haben wir aber auch Glück, dass wir mit Yves Walliser so einen guten Rückhalt haben. Er war heute für mich unser bester Mann - respektive, die beiden Torhüter waren die zwei Besten. Aber auf dem Boxplay können wir sicher so aufbauen.
Letztlich ging alles gut, dank jeweils zwei Toren im Mitteldrittel und nach dem Gegentreffer...
... aber wir sind sicher nicht zufrieden mit dem Spiel heute!
Sprechen wir doch darüber. Das Resultat ist okay - wie beurteilst du die Leistung, was könnte besser sein?
Wir waren zu statisch. Sie standen 2-1-2 hinten rein und darauf sind wir etwas "reingefallen". Wir müssen uns mehr bewegen, mehr rotieren, damit ihre Flügel viel müder werden. Wenn wir das machen, denke ich, dass noch viel mehr Tore für uns fallen können.
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Was erwartet ihr morgen - Lettland hatte seit der letzten WM kein einziges offizielles Spiel mit der U19. Habt ihr eine Ahnung, was euch erwartet?
Das ist sehr spannend. Ich weiss nicht, ob das Teil ihrer Taktik ist, dass sie keine Länderspiele machen. Wir haben ein paar Mal gegen die Jets gespielt (Anmerkung der Redaktion: Heikki Luukkonen, NLB-Trainer der Jets, ist Nationaltrainer der lettischen A-Nationalmannschaft) und können daraus ein paar Rückschlüsse ziehen. Zudem ist es ein Vorteil, dass wir sie erst im letzten Gruppenspiel haben. So haben wir Material von zwei Spielen dieser WM, das wir analysieren können. Aber ich denke, dass uns morgen ein harter Kampf bevorsteht.
Die "Gefahr" ist, dass es ähnlich läuft wie heute...
... ich denke, Lettland dürfte spielerisch etwas schlechter sein als Norwegen, aber dafür physisch und kämpferisch noch einmal eine Stufe höher.
Da gestern alle Teams unentschieden spielten, könnte das Torverhältnis ein entscheidender Faktor werden - insbesondere zwischen der Schweiz und Schweden, wenn es um den Gruppensieg geht. Ist es ein Vorteil, wenn man vor dem Spiel genau weiss, wie der Stand in der Gruppe ist? Oder dann eben doppelt blöd, wenn die Schweden mit 20 Toren vorlegen?
Es ist natürlich grundsätzlich ein Vorteil - und wir haben dieses Jahr schon 28 Tore in einem Spiel geschossen, aber das war auch gegen Polen (die Redaktion: nicht für die U19-WM qualifiziert) und nicht gegen Lettland, ganz ein anderer Gegner. Wenn es gut läuft, liegen aber auch viele Tore für uns drin. Schlussendlich wird dadurch aber auch "nur" entschieden, wer auf Rang 1 und Rang 2 in der Gruppe kommt, wenn wir morgen gewinnen. Da die Finnen noch gegen die Tschechen spielen und dort alles möglich scheint, spielt es im Hinblick auf die möglichen Paarungen im Halbfinal also auch keine riesengrosse Rolle.