05.
Egli: "Ich wusste, was meine Rolle ist"
Mit seinem Tor 25 Sekunden vor Schluss sorgte Julian Egli für grenzenlosen Jubel, aber vor allem Erleichterung in der Saalsporthalle. Dabei sass der Rychenberg-Stürmer fast 50 Minuten lang nur auf der Bank. Wir konnten uns mit dem gefeierten Helden unterhalten.

unihockey.ch: Das war wohl ein sehr spezieller Abend für dich heute. Lange Zeit hast du gar nicht gespielt - kannst du uns erzählen, wie du das Spiel erlebt hast?
Julian Egli: Ich dachte wirklich, dass wir souverän weiterkommen, da wir sehr gut angefangen haben und gut auf das Spiel vorbereitet waren. Zu Beginn des zweiten Drittels fing es dann an, dass wir etwas einbrachen, auch wegen den vielen Strafen. Wir kassierten diese Tore und dann merkt man im Hinterkopf schon, dass es um sehr viel geht. Wir wussten, dass wir mindestens einen Punkt brauchen und es war sehr lange sehr knapp.
Die Ausgangslage war euch von Anfang an klar - nach 50 Minuten wirst du schliesslich eingewechselt. Warst du froh darum, denn auf der Bank wäre die Spannung wohl noch schwerer zu ertragen gewesen?
Es war wirklich schwierig, dies auszuhalten, da ich natürlich meinem Team so gut helfen möchte wie es nur geht. Ich wusste, dass ich als Joker reinkommen kann, und war bereit, auf dem Platz das Beste zu geben.
Wie hast du das Tor selber erlebt?
Ich sehe, wie Andrin Christen mir den Ball zuspielt und versuche ihn dann so gut wie möglich aufs Tor zu bringen. Vom Treffer selber habe ich nicht viel gesehen, da mindestens drei Füsse und drei Stöcke im Weg waren...
Es war ein Abschlussversuch von unendlich vielen, die aber meistens von den Letten geblockt wurden. Wie kann es sich sein, dass man sich mit diesem Gegner derart schwer tut? Beim Stand von 3:3 wissen die Letten doch: Wenn wir ein Tor schiessen, kommen wir weiter - und sie machen einfach gar nichts. Krass, oder?
Es war vor dem Spiel klar, dass wir der Favorit sind. Wir wussten aber auch, dass sie gute Konter spielen können und einige sehr schnelle Spieler haben. Ihre Tore waren gut herausgespielt, das 3:4 war eine geniale Einzelleistung. Wir haben die Sache heute wohl eine Weile schon zu sehr auf die lockere Schulter genommen, da wir am Anfang recht einfach zu drei Toren kamen. Da dachten wir, das wird ein Selbstläufer, und dann sind wir eingeknickt.
Das erste Spiel gegen Schweden war gut, das gegen Norwegen hätte besser sein können - und heute war es überhaupt nicht gut. Diese Tendenz muss dringend gestoppt werden bis zum Halbfinal am Samstag. Wie?
Wir müssen jetzt unbedingt den Schalter umlegen. Ein freier Tag kommt nun sicher sehr gelegen, da können wir das alles verarbeiten - physisch wie auch mental. Morgen heisst es: Ausruhen, runterfahren, noch einmal ein paar Sachen besprechen und sich wieder locker machen. So, dass wir am Samstag voll angreifen können.
Olli Oilinki sagte uns vorher, dass er vor zwei Jahren, als du ins Team gekommen bist, mit Assistenztrainer Mark Schuler besprochen habe: Dieser Julian Egli könnte ein Spieler sein, der in einem speziellen Moment als Joker einschlägt. Hat er dir das auch gesagt?
Ich habe tatsächlich heute genau über das mit Mark Schuler geredet. Da ich nicht von Anfang an spielte, hat er mich kurz zur Seite genommen und mir gesagt: Wir wissen, was du kannst, du bist genau für solche Momente da, wir brauchen dich heute als Joker in diesem Spiel. Dieser Schachzug ging wohl perfekt auf.