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Schweiz "gewinnt" 4:4 und zittert sich in den Halbfinal
Die Schweiz geht im letzten Gruppenspiel der Heim-WM gegen Lettland 3:0 in Führung, kassiert danach aber vier Tore und steht kurz vor dem Verpassen des Halbfinals. 25 Sekunden vor Schluss erlöst Julian Egli die Saalsporthalle und die ganze Unihockey-Schweiz.

Das Schweizer U19-Nationalteam erwartete im dritten Gruppenspiel der WM in Zürich mit Lettland einen kämpferisch und physisch auftretenden Gegner. Für beide Teams ging es noch um die Qualifikation für den Halbfinal und allenfalls um den Gruppensieg - bei einem Erfolg mit drei oder mehr Toren wären die Schweizer Erste geworden, bei einem knapperen Sieg oder einem Unentschieden Gruppenzweite und Lettland wäre mit einem Sieg in egal welcher Höhe auf Kosten der WM-Gastgeber im Halbfinal gestanden. Zu Beginn hatten die Schweizer mehr Spielanteile bekamen früh eine erste Powerplay-Möglichkeit. Nach einem schönen Doppelpass mit Andrin Christen konnte Janis Reusser das 1:0 erzielen. Wenig später hiess es erneut fünf gegen vier, nach mehreren guten Chancen und einem Pfostenschuss gelang Matteo Gervasoni mit einem satten, halbhohen Schuss sein erster WM-Treffer.
Nun gab es Chancen auf beiden Seiten, Lettland machte in der Verteidigung die Räume aber sehr eng. Die Schweiz konnte sich in der 15. Minute zum dritten Mal in Überzahl versuchen, ein Lette kassierte zwei plus zwei Strafminuten, und wieder traf Gervasoni. Direkt nach Ablauf der zweiten Strafe konnte Lettland dann aber verkürzen, es war das erste Tor dieser Partie bei numerischem Gleichstand.
Das Hadern beginnt
Im Mitteldrittel zeigten sich die Schweizer weiterhin bemüht, offensiv den Ton anzugeben. Dann bekam auch Lettland eine Überzahlmöglichkeit und nützte diese in nur 23 Sekunden aus. Nachdem auch ein Schweizer zwei plus zwei Strafminuten kassierte, glich Lettland mit dem nächsten Überzahltreffer zum 3:3 aus. Die Situation wurde nun schon etwas kritischer, bei diesem Spielstand trennte die Schweizer nur ein Gegentor vom Verpassen des Halbfinals. Zwar blieben noch über 30 Minuten zu spielen, doch ausser ein paar guten Freistössen gelangen dem Heimteam kaum noch Abschlüsse aufs Tor. Die Letten machten die Räume eng, blockten sehr gut und setzten mit Kontern Nadelstiche.
In der 43. Minute bot sich eine hervorragende Möglichkeit, die Schweizer Nerven zu beruhigen, doch Jan Fleisch scheiterte mit seinem Penalty am lettischen Goalie, der damit hinter seine starke Leistung noch ein Ausrufezeichen setzte. Als acht Minuten vor Schluss ein Lette auf die Strafbank wanderte, wäre wieder eine Chance auf die Erlösung da gewesen - immerhin hatten die Schweizer alle ihre drei Tore in den bis zu diesem Zeitpunkt vier Powerplays erzielt. Doch es kam der Schock: Adrian Spunde umkurvte das Schweizer Tor und vollendete seine tolle Einzelleistung mit dem 3:4.
Der Erlöser Julian Egli
Nun war in der Saalsporthalle definitiv Nervosität zu spüren. Mal für Mal rannten die Schweizer an und bissen sich an den kompakt stehenden Letten die Zähne aus. Ein Verpassen des Halbfinals, wie es die A-Nati in Malmö erlebt hatte - und wieder gegen Lettland - war nur noch 25 Sekunden entfernt, als der eingewechselte Julian Egli einen Abschluss aus dem hohen Slot an Freund und Feind vorbei ins Tor kullern sah. Die Saalsporthalle wurde augenblicklich zum Hexenkessel, nun mussten die Schweizer defensiv einer letzten (und eigentlich ersten) lettischen Angriffswelle standhalten. Die Partie endete mit einem 4:4 und der riesigen Erlösung auf Schweizer Seite. Nach einem spielfreien Tag, der nach diesem Szenario sehr willkommen kommt, trifft das Team von Cheftrainer Olli Oilinki am Samstag um 16:00 Uhr in der Swiss Life Arena auf Tschechien.
Hier gibt es den Liveticker zum Nachlesen.
U19-WM Männer 2025
Schweiz U19 - Lettland U19 4:4 (3:1; 0:2; 1:1)
Saalsporthalle, Zürich. 1434 Zuschauer. SR Cizek/Lastovicka (CZE)
Tore: 4. Reusser (Christen) 1:0 (Überzahltor). 7. Gervasoni (Reusser) 2:0 (Überzahltor). 15. Gervasoni (Hedlund) 3:0 (Überzahltor). 17. Fogels (Silins) 3:1. 24. Zarins (Silins) 3:2 (Überzahltor). 29. Leksis (Vanags) 3:3 (Überzahltor). 55. Spunde (Vanags) 3:4 (Unterzahltor!). 60. Egli (Bühler) 4:4 (Schweiz ohne Torhüter).
Strafen: 3mal 2 Minuten gegen die Schweiz. 5mal 2 Minuten gegen Lettland.
Schweiz: Walliser; Fleisch, Anderegg; Hänni, Mathis; Bürgler, Hocevar; Hedlund, Meier, Murer; Gervasoni, Bühler, Thalmann; Christen, Reusser, Schefer; Egli
Lettland: Magons; Silins, Banders; Vanags, Rudzits; Petersons, Kovalovs; Putnins, Zarins, Fogels; Spunde, Leksis, Niedrajs; Maklers, Kenstavics, Dumins
Bemerkungen: 43. Fleisch verschiesst Penalty. Matteo Gervasoni und Adrians Spunde als beste Spieler ausgezeichnet.