02.
2015
Heimisches Schaffen
Dank diversen freiwilligen und unfreiwilligen Abgängen von Cheftrainern in der NLA ist seit anfangs 2015 so viel Bewegung im hiesigen Trainer-Markt, wie schon lange nicht mehr. Trainer-Markt? Ist es nicht etwas verwegen, in der Schweiz von einem Markt zu sprechen, wenn es um zu besetzende Trainerposten geht? Ich sage: Ja, es ist verwegen, ein eigentlicher Markt besteht nicht. Gehen wir den Gründen dafür doch einmal ein wenig auf den Grund.
Da sind in erster Linie mal sicher die Sportchefs der Vereine zu erwähnen. Gleich vorweg: Ihr wohl zumeist ehrenamtlicher Einsatz für ihren Verein ist ihnen hoch anzurechnen, und ich möchte hier keine «Schwarzen Peter» verteilen. Gleichwohl stellt man aber seit Jahren fest, dass die Fantasie und das Netzwerk der meisten Vereinsverantwortlichen bei den Trainern der Konkurrenz aufzuhören scheint. Wer ganz minim mehr Fantasie hat, reaktiviert einen ehemaligen Trainer oder einen zurückgetretenen Spieler. Letztendlich aber ist es doch so, dass wenn ein Trainer in der NLA (und dabei spielt es keine Rolle ob Frauen oder Männer) aufhört oder zurücktritt, er oder sie sofort als Nachfolger beim nächsten Verein gehandelt wird. So wage ich nun einfach mal zu behaupten, dass Trnavsky bereits bei Chur im Gespräch sein dürfte, die Personalie Berger sicher in so manchem Vorstand heiss diskutiert wird und Kati Eteläpää höchstwahrscheinlich von fast allen Frauen NLA Vereinen, welche die Trainerposition noch offen haben, schon kontaktiert worden ist.
Zugegeben, es ist nicht grundsätzlich etwas falsch daran, so vorzugehen. Aber ich würde den Vereinen doch empfehlen, den Horizont mal etwas aufzutun, und sich mal die Zeit und die Mühe zu machen, sich in der Trainerszene etwas genauer umzusehen. Denn es ist tatsächlich so, dass «da draussen» sehr viele Trainertalente schlummern. Es braucht aber mutige Personen in den Vereinen, die es wagen, einem auf diesem Niveau noch unerfahrenem Trainer einmal eine Chance zu geben. Dann muss man nämlich auch keinen teuren Schweden oder Finnen einkaufen, den man eh nach zwei Jahren wieder ersetzen muss. Nein, man nährt im Gegenteil den hiesigen Trainermarkt, indem man wie einst Rychenberg (Sascha Brendler) oder GC (Luan Misini) mal jemandem eine Chance gibt, der «noch» keinen Namen hat. Und hätten die Tigers, die mit Markus Schneider denselben mutigen Schritt gemacht hatten (ebenfalls mit Erfolg!) an selbigem festgehalten, wäre unser Trainer-Markt noch um einen tollen Trainer reicher. Und auch die Skorpions im Emmental haben bewiesen, dass mit heimischer Kontinuität sehr erfolgreich gearbeitet werden kann.
Ein weiterer Grund für den ausgetrockneten Trainermarkt ist, dass die heimischen Trainer nicht im selben Ausmass von einem Verein unterstützt werden, wie ausländische. Es scheint, als wäre die Hemmschwelle, Geld für Salär, Wohnung, Auto, Krankenkasse etc. in einen ausländischen Trainer zu investieren deutlich kleiner, als einem Schweizer oder einer Schweizerin selbiges zu ermöglichen. Wie viele einheimische Trainer würden sehr gerne ihr Arbeitspensum reduzieren, um dem Unihockey mehr Zeit zu widmen? Ich kenne einige... Warum nicht auch im Nachwuchsbereich Geld in die Nachwuchstrainer investieren? Warum im Fanionenteam drei durchschnittliche Ausländer teuer engagieren, die eher früher als später wieder gehen, anstatt dieses Geld (und das dürfte in der Regel nicht wenig sein) in die Ausbildung der eigenen Trainer stecken?
Ist ein weiterer Grund vielleicht, dass viele Vereine gar nicht wissen, wie viele gute Ausbildungsgefässe es im Schweizer Unihockey gibt? Wie viele kennen «nur» J&S? Dabei gäbe es enorm viele Möglichkeiten, wie man sich als Trainer weiterbilden kann, seien es NTA Module von swiss unihockey, seien es Sportarten-unabhängige Physis-Trainerkurse oder Coaching Kurse, oder aber einfach, indem man sich selber die Informationen abholt, beispielsweise über den YouTube Kanal von swiss unihockey, Stickhandling-Plattformen im Internet. Oder ganz einfach durch Trainingsbesuche bei den grossen Vereinen oder bei den Schweizer Auswahlteams.
Leider fehlt hier aber vielerorts die Unterstützung im Verein. Einer, der sich informiert, und seine Trainer dann auch dazu animiert, Kurse zu besuchen oder sich Unterstützung zu holen. Einer, der regelmässig interne Ausbildungstage für all seine Trainer organisiert, und sich dafür auch mal externe Experten «ins Haus» holt. Für das Geld, welches ein Durchschnitts-Ausländer kostet, können noch schnell mal drei bis vier interne Trainerbildungen mit externen Referenten finanziert werden.
Bei swiss unihockey hat man diese Probleme erkannt und wird versuchen, künftig noch mehr Unterstützung zu bieten. Mit dem demnächst lancierten Mentoren-Programm können sich die Vereine künftig ausgewiesene Unihockey-Fachleute angeln, um die eigenen Nachwuchstrainer zu fördern und auszubilden. Ausserdem sollen die punktuellen Trainerausbildungen künftig für ein breiteres Trainerpublikum geöffnet werden.
Heimisches Schaffen hat Qualität - dies sollte in der ganzen Schweiz begriffen werden. Es braucht allerding Leute mit Mut, und Leute mit dem Willen, etwas nachhaltig zu verbessern. Mein Appell an die Verantwortlichen in den Vereinen da draussen: Habt den Mut zur Umverteilung eurer Mittel! Investiert in die Langfristigkeit, investiert in den Trainernachwuchs, investiert in die Zukunft - und zwar richtig.
René 81.62.255.120
13. 02. 2015
Schweizer 193.5.216.100
13. 02. 2015